Ähnlich wie am Morgen vor der Kleiderstange, entschleunigt auch die fehlende Reizüberflutung durch Online-Shops meinen Alltag. Bereicherung durch Verzicht. Oder stattdessen? Ich will nicht ständig jedem Trend hinterherjagen. Ich will Altes pflegen, aufwerten, neu kombinieren. Es sind nicht genau diese 10 Teile allein, auf die es letztendlich ankommt. Es ist der allgemeine Umgang mit einem nie enden wollenden Drang nach Konsum, der sich verändern muss.
Kleidung wird getragen, um ersetzt zu werden. Solange diese Ansicht weiter als „Normalität“ gilt, müssen wir noch an so eiiinigen Schräubchen drehen. Denn auf der Welt existiert bereits mehr als genug. So viel, dass niemand überhaupt verzichten müsste. Stattdessen sind wir es, in unserem endlosen Hamsterrad, die die Produktion mit unseren Käufen ankurbeln und Trends immer schneller kommen und gehen lassen.
Luxus sollte nicht „viel“, sondern „bedeutsam“ sein
Kein Wunder also, dass die Textilbranche sich zu einer der schmutzigsten weltweit entwickelt hat. Abgase, Arbeitsbedingungen, Wasserverschmutzung, Pestizide. Jedes günstige Shirt hat seinen Preis. Und den sollten weder die Arbeiter*innen vor Ort zahlen müssen, noch die Niedrigverdienenden im reichen Europa, die nur so ihre Möglichkeit sehen, nicht ausgrenzt oder abgehängt zu werden.
Warum also nicht einen Schritt zurücktreten, durchatmen, sich neu aufstellen und Änderungen wirken lassen? Bewusstsein und Wertschätzung gemeinsam zum Trend machen. Nach 10 Tagen in 10 immer-gleichen Kleidungsstücken freue auch ich mich natürlich auf Abwechslung. Sehr sogar. Auf meine abgehalfterten Winter-Boots zum Beispiel. Und auf einen dickeren Pullover. Zwei einfache Dinge, die ich zu Recht vermissen kann. Weil Verzicht eben nicht gleich Verzicht ist. Und der Rest meiner Garderobe? Der hängt weiterhin auf der Stange. Nicht immer, aber meistens. Wie bei so vielen anderen eben auch. Weil ich niemals alles brauche, was ich da so besitze. Und schon gar nicht noch mehr, noch obendrauf.
Nur den Weg zur Bahn, den muss ich an Tag 11 auf einmal wieder rennen. Weil die Outfit-Wahl auf einmal wieder länger braucht. Was wirklich fehlt, sind nämlich diese 5 Minuten Zeit… von denen ich bisher noch nicht mal wusste, wie sehr ich sie zu schätzen weiß.
10 Tage, 10 Looks & (guess what) kein einziger schiefer Blick