The Big Bang Bang: Wir haben den Tätowierer von Rihanna, Miley Cyrus und Justin Bieber zum Interview in New York getroffen

Wenn wir etwas entdecken, das wir wirklich unbedingt und am besten sofort haben wollen, dann kommt es meistens aus… richtig, New York! In der Metropole ergeben sich gefühlt im Sekunden-Takt neue Trends. Doch wenn die dann endlich bei uns in Deutschland ankommen, ist das Ganze in NYC schon längst wieder out. Um also immer up-to-date zu sein, ist es durchaus ratsam, sich einen guten Kontakt im Big Apple zuzulegen. Unsere New York-Korrespondentin Deborah Landshut hält uns künftig auf dem Laufenden. Zusammen mit ihrer französischen Bulldogge Barney Stinson erobert sie ab sofort New York. Wenn also jemand weiß, was angesagt ist, dann SIE. Nicht umsonst war Deborah bereits stellvertretende Chefredakteurin des TEASER Magazins und arbeitete schon als freie Autorin für Gala.de, Cover und Co. Ab sofort geht also kein Trend mehr an uns vorbei – und an euch natürlich auch nicht!

Keith McCurdy hat Justin Bieber in seinem Privatjet tätowiert, Cara Delevingne ihren berühmten Löwen auf den Finger gestochen und Rihannas Körper mehr als zwölf mal verschönert. Wir haben Celebrity-Tattoo-Artist „Bang Bang“ aka Keith McCurdy in New York interviewt, mit ihm über seine berühmten Kunden gesprochen, darüber, welchen von ihnen er in seinem Studio als Tätowierer einstellen würde, und was Rihannas Nippel-Piercing mit seinem Erfolg zu tun hat.

Ein Text von Deborah Landshut

Deborah Landshut: Bang Bang, wolltest du schon immer Tattoo-Artist werden?

Keith: „Eigentlich nicht: Ich konnte mir damals keine Tattoos leisten und dachte, ich steche sie mir einfach selbst. Ich habe mir als Teenager online eine Tattoo-Pistole bestellt und mich selbst und meine Cousins in der Küche meiner Mutter tätowiert, ich habe mir alles selbst beigebracht. Nachdem ich angefangen habe zu tätowieren, habe ich erst festgestellt, dass ich es liebe.“

DL: Rihanna war deine erste Celebrity-Kundin vor über zehn Jahren und du wusstest damals gar nicht, wer sie war. Kam sie einfach zufällig in den Shop, in dem du damals gearbeitet hast?

Keith: „Ja, so ungefähr: Ich habe in dem Studio gearbeitet, indem Rihanna sich von einem Kollegen gerade ein Nippel-Piercing stechen ließ. Sie hat ihn gefragt, welcher der beste Tätowierer ist, den er kennt und er nannte meinen Namen.

Das war ehrlich gesagt eine große Lüge, denn ich war damals noch jung und sicher nicht der Beste. Ihre Version unseres ersten Treffens beschreibt Rihanna übrigens im Vorwort zu meinem Buch „Bang Bang – My Life In Ink“.“

DL: Welches Tattoo hast du ihr damals gestochen?

Keith: „Das Sanskrit auf ihrer Hüfte. Es ist nicht ihr bekanntestes Tattoo, da man es so selten sieht, aber ich habe beispielsweise auch ihr Henna-Hand-Tattoo, die Isis-Göttin unter ihrer Brust oder das „Shhh…“ auf ihrem Finger tätowiert. Und viele mehr.“

DL: Ja, du und Rihanna seid seit eurem ersten Treffen damals gute Freunde und sie hat dich seit dem auch an viele ihrer Celebrity-Freunde weiterempfohlen. Was ist dein Lieblings-Tattoo, das du jemals einem Star verpasst hast? Gibt es ein Tattoo, das dir viel bedeutet?

Keith: „Cara Delevingnes Löwen-Tattoo auf ihrem Zeigefinger ist wahrscheinlich das berühmteste und kultigste Tattoo, das ich jemals gemacht habe. Ich habe noch nie ein Tattoo gesehen, das so eine weltweite Aufmerksamkeit bekommen hat und in Magazinen und riesigen Werbeplakaten zu sehen war. Ich liebe es, dass Cara es mit so viel Stolz trägt. Vor allem als Model so ein auffälliges Tattoo zu haben, an einer Stelle an der jeder es sehen kann, hat die Leute geschockt. Ich freue mich bis heute, dass wir so ein Statement-Piece gemeinsam kreiert haben.“

DL: Wer hatte die Idee mit dem Löwen-Tattoo?

Keith: „Die Geschichte dahinter war so: Rihanna rief mich an und fragte, ob ich nach SoHo zu ihr ins Hotel kommen kann. Ich dachte, ich tätowiere sie, aber sie hat mir stattdessen Cara vorgestellt, die ich zu dem Zeitpunkt nicht kannte. Sie wollte eigentlich das Wort „Lion“ auf ihrem Zeigefinger. Ich fand es cooler, wenn man gleich den ganzen Löwenkopf auf den Finger macht. Sie hat die Idee angenommen und kommt seitdem regelmäßig, sie bringt auch ihre Supermodel-Freundinnen wie Jourdan Dunn vorbei – den beiden habe ich ihr Freundschaftstattoo, die beiden „D’s“ für Delevingne und Dunn, gestochen. Cara ist wirklich ziemlich cool und witzig: Ja, sie ist ein Supermodel, aber auch ein ziemlicher Clown. Ich meine, ich habe ihr das Wort „Bacon“ unter einen Fuß und „Made in England“ unter den anderen tätowiert. Sie nimmt sich selbst nicht zu ernst und das liebe ich an ihr!“

DL: Was war das schwierigste Tattoo, dass du jemals einem Celebrity gestochen hast?

Keith: „Ich habe Justin Bieber in einem Flugzeug tätowiert. Selbst wenn du ganz ruhig bist, das Flugzeug bewegt sich – viel mehr als ich gedacht habe sogar. Das war also ziemlich schwierig – aber LUSTIG!“

DL: Wie kann man sich das vorstellen: Justin oder sein Management ruft dich einfach an und fragt, ob du sie nach Canada begleiten und ihn in der Luft vielleicht noch tätowieren könntest?

Keith: „Ja, genau so. Ich bekomme einen Anruf, fliege nach Panama, steige in seinen Privatjet ein und fliege mit ihm weiter in seine Heimat Kanada. Eigentlich wollte ich ihm da oben dann auch ein Flugzeug oder das Wort „Fly“ tätowieren. Aber er wollte lieber „Forgive“ auf seiner Hüfte.“

DL: Wirst du nervös, wenn du den größten Superstars der Welt etwas lebenslängliches auf die Haut stichst?

Keith: „Nein, ich werde nicht nervös. Tätowieren ist das, was ich heute am besten kann. Ich bin da jetzt ganz selbstsicher, es gibt nichts was ich besser kann und niemand sonst kann es besser als ich.“

DL: Gibt es noch jemanden auf deiner Liste, den du schon immer mal tätowieren wolltest?

Keith: „Ich würde Jay-Z gerne tätowieren, zu ihm schaue ich wirklich auf. Und ich habe auch schon immer davon geträumt Oprah und Obama zu tätowieren, große Persönlichkeiten mit einem noch größeren Herz.“

DL: Manchmal kennst du die Celebrities die zu dir kommen, manchmal nicht. Worüber sprichst du mit ihnen in den teils langen Tattoo-Sessions?

Keith: „Über alles. Ich lerne viel von ihnen, vergleichbar mit mir hat sich ihr Leben nach der weltweiten Anerkennung ihrer Arbeit auch verändert. Natürlich nicht im selben Umfang. Aber die meisten von Ihnen sind nicht so aufgewachsen, wie sie heute leben, ich kann das also nachvollziehen und mir abschauen, wie man mit bestimmten Sachen umgeht. Und natürlich albern wir auch rum und reden über TV-Serien. Ich bin nur kein großer Fan von Gossip – ich habe meine eigenen Probleme und Dinge, ich muss mir nicht die Geschichten anderer Leute anhören, vor allem von Leuten, die ich nicht kenne. ABER: Nachdem sie zu mir kommen, oder manchmal sogar vorher, schaue ich mir ihre Arbeit an. Sie unterstützen schließlich meine Arbeit und ich möchte sie auch supporten. Manchmal werde ich also zum Fan, nachdem ich Stars tätowiere.“

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DL: Jemandem ein bestimmtes Tattoo zu stechen kann sehr intim sein, vor allem, wenn es eine gewisse Bedeutung hat. Redet ihr denn darüber, was das Tattoo für denjenigen bedeutet?

Keith: „Eigentlich nicht. Ich bin ganz professionell wenn ich mit jemandem über das Tattoo spreche. Ich möchte da nicht zu tief eintauchen. Um ehrlich zu sein gilt meine Leidenschaft dem visuellen: Wenn etwas jemandem viel bedeutet und schlecht aussieht, ist es einfach ein schlechtes Tattoo, niemanden interessiert die Bedeutung. Aber wenn jemand ein tolles Tattoo hat, das nichts bedeutet, bleibt es ein schönes Tattoo! Es ist nett, wenn mir die Leute sagen, dass jemand zu einem bestimmten Motiv eine besondere Verbindung hat und ich will meinen Job dann auch extra gut machen – aber mein Anspruch an meine Arbeit bleibt trotzdem genauso hoch, wie wenn ich die Bedeutung nicht gekannt hätte.“

DL: Dir bedeutet es allerdings viel, wenn die Stars dich im Gegenzug auch tätowieren – dein Bein ist eine große Autogrammkarte. Rihanna, Katy Perry oder Justin Bieber haben sich auf deinem Schienbein verewigt. Welcher Star hat das größte Tattoo-Talent? Wem würdest du einen Job in deinem Studio anbieten?

Keith: „Ich würde Adele und Kylie Jenner einstellen. Adele hat mir eine wirklich gelungene „21“ in Anlehnung an ihr Album gestochen und Kylie hatte eine besonders ruhige Hand, als sie mir ein „K“ mit einer Krone tätowiert hat.“

DL: Natürlich hast du auch viele Tattoos. Gibt es welche, die für dich besonders wichtig sind?

Keith: „Ich habe das Gesicht meiner Tochter auf dem Arm, das bedeutet mir natürlich viel. Und ich habe etwa sechs selbstgestochene Kanji-Tattoos aus meiner Anfangszeit. Die sind ziemlich häßlich im Vergleich zu meiner Arbeit heute, aber ich würde sie niemals entfernen oder überstechen lassen. Sie erinnern mich regelmäßig daran, wie ich angefangen habe.“

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