UPDATE: So reagiert die Familie des Opfers auf das milde Urteil im Fall von Michelle Carter

Vergangene Woche wurde Michelle Carter, die ihren Freund durch SMS und Anrufe in den Selbstmord getrieben hat, zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Jetzt sprachen einige Familienangehörige des verstorbenen Conrad Roy über ihn und seine Ex-Freundin. Seine Tante Kim Bozzi beispielsweise sprach in der ABC-Sendung 20/20 über das Urteil:

„Sie muss als einer der meist gehassten Menschen in den USA leben. Ich denke nicht, dass sie ihm dabei geholfen hat, sich umzubringen, ich denke, dass sie ihn dazu gezwungen hat, sich umzubringen. Ich glaube, wenn es sie nicht gegeben hätte, wäre er heute noch hier.“

Sie verrät außerdem, dass Michelle nach dem Tod ihres damaligen Freundes Dinge aus seinem Zimmer abholen und nach seiner Einäscherung sogar etwas Asche von Conrad für sich beanspruchen wollte. „Da fing es an seltsam zu werden“, erklärt sie.

Conrad Roys Cousine, Makenna O’Donnell, wiederum sprach bei „Good Morning America“ über den Verlust und machte deutlich, wie wenig sie das milde Urteil des Richters nachvollziehen kann (Anm. d. Red.: Michelles Anwalt will Berufung gegen das Urteil einlegen. In der Zwischenzeit ist Carter unter strengen Auflagen auf freiem Fuß): „Es ist nicht genug, sie sollte im Gefängnis sein. Ich kann einfach nicht verstehen, wie jemand auf freiem Fuß sein kann, der ihm gesagt hat, dass er wieder in das Auto steigen soll. Sie darf abends in ihrem eigenen Bett einschlafen, sie kann morgens frühstücken und mit ihrer Familie aufwachen. Derweil, wo ist da Conrad? Er beobachtet uns von oben.“

Außerdem hoffe sie, dass Michelle Carter psychologische Hilfe bekommt: „Kein normaler Mensch ohne jegliche Probleme würde jemand anderem sagen, dass er wieder in ein Auto steigen soll, das giftige Gase enthält. Ich glaube, dass sie Hilfe braucht und für ihre Taten die Verantwortung tragen muss. Sie hat nichts gezeigt, nichts, einfach Leere.“

04. August 2017: Das Mädchen, das ihren Freund via SMS in den Tod trieb, bekommt 2,5 Jahre

Bereits im Juni wurde ein Urteil im Fall von Michelle Carter getroffen. Sie wurde für schuldig befunden, ihren damaligen Freund, Conrad Roy, mit Hunderten von SMS-Nachrichten in den Selbstmord getrieben zu haben (alle Informationen zum Fall lest ihr etwas weiter unten).

Nun wurde, wie wir bei Welt erfahren haben, ein Strafmaß bestimmt: zweieinhalb Jahre Strafe, wovon sie 15 Monate in einem Gefängnis absitzen muss. Die restlichen Monate wurden in eine strenge, fünfjährige Bewährungsstrafe umgewandelt. In einer Bewährungszeit muss man sich üblicherweise regelmäßig bei der Polizei und Bewährungshelfern melden.

„Das Gericht musste in seiner Entscheidung zwischen Rehabilitation, Wiedereingliederung in die Gesellschaft und einer gerechten Strafe für die Tat abwägen“, erklärt der Richter gegenüber den Anwesenden.

Michelles Verteidiger gibt sich mit dem verhältnismäßig milden Urteil dennoch nicht zufrieden, er hatte lediglich eine Bewährungsstrafe gefordert und kündigte bereits an, in Berufung zu gehen. Bis zur Entscheidung durch das nächsthöhere Gericht hat ihr Richter Lawrence Moniz eine Haftverschonung zugesichert.

Besonders die Familie des Opfers ist enttäuscht vom milden Urteil, schließlich hätte Michelle Carter zu bis zu 20 Jahren in Haft verurteilt werden können. Sie sind sich sicher, dass Conrad ohne das Zutun seiner damaligen Freundin heute noch leben würde. „20 Jahre sind vielleicht extrem viel. Aber es sind noch immer 20 Jahre mehr, als Conrad hatte“, sagte die Tante des Opfers, Kim Bozzi, vor Gericht aus.

Wann der Fall erneut aufgenommen wird und ein höheres Gericht über die Rechtmäßigkeit des Strafmaßes entscheidet, ist allerdings noch nicht klar.

19. Juni 2017: Schuldspruch – Mädchen trieb Freund mit SMS in den Selbstmord

In dem aufsehenerregenden Prozess, in dem eine 20-Jährige wegen fahrlässiger Tötung ihres Freundes vor Gericht stand, wurde ein Urteil gesprochen.

Michelle Carter, die durch unzählige SMS-Nachrichten ihren damaligen Freund Conrad Roy dazu animiert haben soll, sich das Leben zu nehmen, wurde von Richter Lawrence Moniz am vergangenen Freitag für schuldig befunden. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Die Urteilsverkündung ließ Michelle angeblich regungslos über sich ergehen, während die Angehörigen des verstorbenen Conrad in den Zuschauerreihen weinten. Der Prozess erregte nicht nur in den USA, sondern auch international viel Aufsehen. Er drehte sich zu einem Großteil um SMS-Konversationen und Telefonate, die Michelle und Conrad kurz vor seinem Tod miteinander geführt haben sowie Nachrichten, welche die damals 17-Jährige nach dem Selbstmord ihres Freundes an ihre Freundinnen geschickt hat (mehr Informationen dazu findet ihr etwas weiter unten).

Die Verteidigung der jungen Frau plädierte auf Freispruch, da Conrad Roy schon einige Zeit davor depressiv war und Selbstmordgedanken äußerte. Sie hätte ihrem Freund zunächst zu professioneller Hilfe geraten und sich, nachdem dieser sich nicht von seinen Plänen abbringen ließ, den Wünschen ihres Partners gefügt. Der Psychiater Peter Breggin, der als Zeuge der Verteidigung geladen war, sagte außerdem aus, dass Michelle zum Tatzeitpunkt selbst unter dem Einfluss starker Antidepressiva stand, die sowohl Empathie-Empfinden als auch die Entscheidungsfindung beeinflussen können.

Wie viel Zeit sie im Endeffekt im Gefängnis verbüßen wird, soll erst am 03. August bekannt gegeben werden.

09. Juni 2017 – Aufsehenerregender Prozess: Haben Michelles SMS-Nachrichten ihren Freund in den Tod getrieben?

Selbstmord junger Menschen wird derzeit dank der Netflix-Serie „13 Reasons Why“ in vielerlei Hinsicht thematisiert.

Dass Selbsttötung nicht nur in Filmen stattfindet, sondern auch im echten Leben, ist leider Fakt. So kommt es, dass derzeit ein Gerichtsprozess in den USA weltweit für Aufsehen sorgt. Angeklagt ist eine 20-jährige Frau, die ihren Freund durch SMS-Nachrichten in den Suizid getrieben haben soll. Es muss nun von dem Gericht entschieden werden, ob jemand, der physisch bei dem Tod eines anderen nicht anwesend war, genau für diesen zur Verantwortung gezogen werden kann.

Ob es Suizid oder fahrlässige Tötung war, muss nun ein Gericht entscheiden

Michelle Carter und Conrad Roy waren 2014 ein Paar. Die beiden damals 17-Jährigen sahen sich eher selten und hielten den Kontakt vor allem über Textnachrichten und Telefonate aufrecht.

Am 12. Juli 2014 nahm sich Conrad Roy das Leben: Er pumpte über einen Generator die Abgase seines Pick-ups in den Wagen und verstarb an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Laut Aussage seiner Mutter, litt er schon länger an Depressionen, von Selbstmord sei allerdings nie die Rede gewesen.

Was nach Suizid klingt, ist womöglich fahrlässige Tötung. Denn eine der letzten Textnachrichten, die der Junge kurz vor seinem Tod erhalten hat, war von seiner Freundin, Michelle, die ihn nicht von seinem lebensmüden Vorhaben abhalten wollte – im Gegenteil: „Es ist an der Zeit. Du bist bereit. Du weißt das. Denke nicht mehr darüber nach. Wenn du vom Strand kommst, musst du es tun. Heute Nacht ist die Nacht.“ Sie informierte weder Behörden noch seine Verwandten oder Freunde über das Vorhaben ihres Freundes.

» Du bist bereit. Du musst nur den Generator einschalten, und du wirst frei und glücklich sein. Kein Aufschieben mehr. Kein Warten mehr. «

Staatsanwältin Maryclare Flynn, die Michelle wegen fahrlässiger Tötung angeklagt hat, erklärte in ihrem Eröffnungsplädoyer: „Es war ihr krankes Spiel um Leben und Tod, das ihren Freund in den Freitod getrieben hat. Sie hätte diese Tat verhindern können.“ Stattdessen, so sagt sie weiter, habe sie die trauernde Freundin gegeben, um so Aufmerksamkeit von ihren Mitmenschen zu erlangen.

Über Wochen hinweg haben Michelle und Conrad fast 1000 Nachrichten ausgetauscht, die sich um das Thema Suizid gedreht haben. Die SMS-Nachrichten, die die Zwei kurz vor Conrads Tod miteinander ausgetauscht haben, sollen nun Michelles Schuld beweisen.

„Es ist Zeit, Baby.“

„Du musst es einfach tun, Conrad. Je länger du es aufschiebst, desto mehr wird es an dir nagen. Du bist bereit. Du musst nur den Generator einschalten, und du wirst frei und glücklich sein. Kein Aufschieben mehr. Kein Warten mehr.“

„Ich dachte, du willst es. Die Zeit ist reif, du bist bereit. Du kannst so nicht weiterleben.“

„Park einfach dein Auto und bleibe ruhig sitzen. Es wird vielleicht 20 Minuten dauern. Kein großes Ding.“

Außerdem kamen Nachrichten an ihre Freundinnen ans Licht, die sie in den Tagen und Wochen nach dem Suizid verfasst hat. Ihre Freundin Samantha Boardman beispielsweise verlas vor Gericht folgende Nachrichten:

„Sam, wenn sie [die Polizei] meine Nachrichten mit ihm lesen, bin ich erledigt. Seine Familie wird mich hassen und ich könnte ins Gefängnis kommen. Er ist aus dem Auto gestiegen und ich habe ihm gesagt, er soll wieder einsteigen. Ich hätte ihn stoppen können.“

» Es war Selbstmord, ein trauriger und tragischer Selbstmord, aber kein Mord. «

„Sam, [sein] Tod ist meine Schuld, also wirklich, ich hätte ihn aufhalten können, ich habe mit ihm telefoniert und er ist ausgestiegen, als es funktioniert hat und er hatte Angst und ich habe ihm verf**** nochmal geschrieben, dass er wieder einsteigen soll. Sam, ich wusste, er würde es den nächsten Tag wieder machen und ich konnte es nicht mehr ertragen, dass er so weiterlebt und ich konnte und wollte das nicht zulassen.“

Der Anwalt der 20-Jährigen plädiert auf unschuldig. Michelle selbst habe seit Jahren mit psychischen Problemen zu kämpfen und habe zu der Zeit Medikamente genommen, die ihr Urteilsvermögen eingeschränkt haben könnten. Außerdem weist Anwalt Joseph Cataldo darauf hin, dass es Conrads eigene Idee gewesen sei, sich das Leben zu nehmen und nicht Michelles. „Es war Selbstmord, ein trauriger und tragischer Selbstmord, aber kein Mord.“

Ob Michelle sich für den Tod ihres Freundes verantworten muss, soll in den nächsten zwei Wochen durch das Gericht entschieden werden. Sollte sie schuldig gesprochen werden, drohen ihr bis zu 20 Jahre hinter Gittern.

Falls ihr oder jemand, den ihr kennt, Hilfe benötigt, wendet euch bitte an diese Nummer: 0800 111 0 111. 

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