Wer die letzten Tage auf Facebook unterwegs war, dem werden die zahlreichen #metoo-Statusbeiträge in der Freundesliste nicht entgangen sein. Mit der Statusmeldung, die von Schauspielerin Alyssa Milano ins Leben gerufen wurde, zeigen Frauen überall auf der Welt an, dass sie in ihrem Leben bereits belästigt, sexuell misshandelt oder missbraucht wurden. Vor diesem Hintergrund ist die unglaubliche Flut an #metoo-Statusmeldungen ein echter Skandal.
Überall Klägerinnen, doch kaum ein Angeklagter. Das zeigen die Statusmeldungen deutlich. In unserem Feed zeigen sich zwar massenweise Statusmeldungen mit dem Hashtag #metoo – doch kaum jemand bekennt sich offen zu den Taten. Das mag an einem öffentlichen Ort wie den sozialen Netzwerken verständlich sein. Dennoch ist die gesichtslose Gewalt nicht nur ein Problem der sozialen Netzwerke; unsere Gesellschaft lebt es uns so vor: Sexuelle Belästigungen und Missbrauch werden nur selten benannt oder angezeigt. Statt das Problem beim Namen zu benennen – „zu viele Männer belästigen Frauen“ – wird über „sexuelle Gewalt gegenüber Frauen“ gesprochen. Gewalt ‚passiert‘, scheinbar passiv, ohne dass es einen Täter, einen Schuldigen gibt. Dass es sehr wohl Täter gibt, Menschen die Frauen belästigt haben oder ihnen Gewalt angetan haben, zeigt der Hashtag #Ihave, der jetzt als Antwort durch das Netz geistert und offen zugibt: „Ja, ich habe es getan. Ich habe meinen Anteil daran, dass einer Frau „Gewalt widerfahren“ ist, sie sich belästigt oder gedemütigt gefühlt hat – ich habe sie diskriminiert, missbraucht, im schlimmsten Fall vergewaltigt.“