Doch wer sich einer solchen Stärke nicht bewusst ist, der läuft Gefahr, das eigene Potential darin zu verkennen. Und der fühlt sich letztendlich vielleicht nicht souverän genug, um Mathematik zu studieren oder Ingenieurswesen. Das Problem, das wir als Erwachsene mit uns herumtragen, weshalb wir Talente hinnehmen, aber nicht als solche erkennen… hat sich also oftmals bereits in unserer Kindheit festgesetzt. Darauf verweisen auch Philip Banse und Ulf Buermeyer vom Polit-Podcast „Lage der Nation“, die die Problematik dahinter wohl am treffendsten zusammenfassen:
„Das interessante ist doch, dass die Mädchen in der Regel besser geworden sind – aber nicht an sich glauben. Und die Jungs tendenziell eher schlechter abschneiden – es aber nicht mal bemerken“
Talente sind es nicht erst dann, wenn wir sie erkennen
Gerade Kinder verdienen daher die richtige Förderung. Nicht stärker, besser, leistungsorientierter. Sondern spezifischer, individueller, gleichberechtigt. Es ist eben gar nicht verwunderlich, dass Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern vergleichbar abschneiden. Aber es ist bezeichnend, dass ihnen diese Leistung auch heute noch so viel weniger bewusst ist:
„Das ist wirklich immer wieder frappierend… denn Mädchen sind immer noch weniger überzeugt davon, als die Jungen, dass sie gut in Mathematik und Naturwissenschaften sind. Gerade das ist aber so wichtig, weil Interessen und Selbstkonzepte sehr stark beeinflussen, welchen Leistungskurs ich beispielsweise wähle, welche Art von Beruf ich ergreife, welches Studienfach ich wähle“, bestätigt auch die Leiterin der Studie, Petra Stanat.
Mentale, psychologische und kulturelle Förderung sind also ebenso notwendig, wie inhaltliche. Damit in Zukunft kein Mädchen, kein Junge, und am besten auch sonst niemand mehr, stotternd überlegen muss, wenn die Frage nach den eigenen Talenten gestellt wird. Wir alle haben sie. Meist sogar offensichtlicher, als gedacht. Wir erkennen sie nur selbst zu selten als solche an. Oder bekommen von der Gesellschaft die falsche Erwartungshaltung vermittelt. Und verspielen so vielleicht die Chance auf den möglichen Traumjob. Oder eben, fast noch wichtiger (!!), auf eine realistische, wohlwollende Selbstwahrnehmung.