So würde es aussehen, wenn Verpackungen für Fleisch- und Milchprodukte ehrlich wären…

Irgendwo, mittendrin, haben wir uns ein wenig verloren. Irgendwann, in den vergangenen Jahrzehnten, ist aus Wertschätzung Selbstverständlichkeit geworden. Ja, ich spreche vom Umgang mit unserer Natur, den Lebewesen darauf und anderen Menschen. Aber ganz besonders soll es heute um den Umgang mit tierischen Lebensmitteln gehen.

Denn mit bewusstem Konsum hat unser egoistisches Verhalten schon lange nichts mehr zu tun. Wir gehen in den Supermarkt, stellen uns vor die vollbepackte Wurst- und Fleischtheke, nehmen eine Packung heraus… und verfallen dann doch wieder dem günstigeren Angebot. Wie schön, das Nackensteak für 99 Cent! Zu sehen sind dabei im Plastikgewand meist mehrere Stücke glänzendes Fleisch. Auf der Verpackung schaut uns ein gut genährtes Schwein entgegen. Vielleicht sogar noch die Abbidlung eines grün umrandeten Bauernhofs.

Warum tierische Produkte zur Massenware wurden

Mit der Realität hat diese Darstellungsform nicht mehr viel zu tun. Lebensnäher wird es dennoch nicht. Etwas anderes bekommen wir von der Haltung, Herstellung und Produktion des Stück Fleischs nicht zu sehen. Dabei ist es sehr unwahrscheinlich, dass das enthaltene Tier tatsächlich so ausgesehen – oder gar gelebt – hat, wie auf dem Plastik angegeben.

Wir lassen uns also täuschen. Wohlwissend. Von der Werbung, den Verpackungen, unserem eigenen Gewissen. Wer will schon so genau erklärt bekommen, was hinter dem saftigen Schnitzel steckt?! Tja, viel zu wenige offenbar. Und genau das ist ein Problem. Unser Blick auf tierische Produkte ist zu abstrakt geworden. Niemand sieht mehr das Lebewesen dahinter. Kaum einer hat jemals eine Schlachtung miterlebt – oder will auch nur darüber nachdenken. Mir selbst ist erst gestern wieder aufgefallen, dass ich nicht einmal genau weiß, wie eine Pute überhaupt aussieht (und ich verspreche euch, damit bin ich nicht alleine!). Trotzdem stand sie jahrelang auf meinem Speiseplan. Losgelöst vom eigentlichen Tier. Ein Stück Fleisch auf dem Teller.

Dass dieser überhebliche Umgang des Menschen kein Dauerzustand bleiben darf, findet auch der Künstler Jordan Jacquier. Weshalb er mit einer ganz besonderen Bilder-Serie jetzt ein Stück der Realität zurück in unsere Einkaufskörbe (oder zumindest unser Gedächtnis) bringt. „Let’s Be Honest“ heißt das Projekt, das schon auf den ersten Anblick Unwohlsein auslöst. Zu Recht! Darauf zu sehen sind Verpackungen, wie sie wirklich sein müssten – um das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum in die Köpfe der Menschen zurückzuholen. „Tote Kuh“ oder „Toter Lachs“ steht darauf geschrieben… anstelle von „Rinder-Steak“ oder „Räucherlachs“.

So ehrlich sind die Verpackungen von Jordan Jacquier…

Noch eindeutiger wird der Künstler allerdings mit den Produktbeschreibungen im unteren Teil seiner eigens designten Verpackungen: „Kuh, die für eine 15-minütige Mahlzeit aufgezogen und getötet wurde. Tier war mit Antibiotika vollgepumpt. Reich an Cholesterin und gesättigten Fettsäuren. Kann Herzkrankheiten, Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit verursachen“, steht darauf beispielsweise geschrieben.

Oder auch, in Bezug auf Milchprodukte: „Kuhmilch, ursprünglich für Kälber gemacht, die ihrer Mutter vier Stunden nach der Geburt weggenommen werden. Künstlich besamt, 10 Monate lang milchgebend, dann erneut besamt, um den Zyklus fortzusetzen. Stand auf Betonböden, war in überfüllten Parzellen eingesperrt, lebte inmitten ihres eigenen Kots.“

Kleiner Reminder: Auch das hier ist die Realität

Nicht schön, solche Verpackungsbeilagen vorgelegt zu bekommen, oder? Und das, obwohl sie gerade in Zeiten von Massentierhaltung leider zu oft der Wahrheit entsprechen. Aber wollen wir eben jene denn überhaupt hören, wo sie doch so schmerzt und fassungslos macht? Würden wir tierische Produkte weiterhin so übermäßig kaufen, wenn tatsächlich auf die realistische Haltung und Herstellung verwiesen werden würde? Oder ließe sich so automatisch wieder zu einer bewussteren Ernährung zurückkehren, in der Fleisch und Milchprodukte als wohlverdiente Ausnahme gelten – und nicht mehr als überproduzierte Massenware?

Fakt ist: Dem gut laufenden Wirtschaftssektor der Fleisch- und Milchindustrie würde eine solche Regulierung gehörig gegen den Strich gehen. Ganz egal, ob dabei die Realität wiedergegeben wird, oder nicht. Umso wichtiger sind ausdrucksstarke Reminder, wie der von Jordan Jacquier. Denn wenn wir schon beim alltäglichen Supermarkt-Gang nicht daran erinnert werden, dann doch wenigstens ab und zu beim Scrollen durch die Timeline. So unangenehm das sein mag. Auch wir haben schließlich eine Stimme. Jeden Tag aufs Neue – mit unseren individuellen Kaufentscheidungen vor jedem Supermarktregal. 🙏

 

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