Triggerwarnung: Der Text schneidet Themen wie sexuelle Übergriffe, Gruppenvergewaltigungen und Schulmassaker an
Netflix hat seit dem vergangenen Wochenende einen neuen Nummer-1-Hit an der Spitze der Movie-Charts: „Ich. bin. so. glücklich.“, im Originaltitel „Luckiest Girl Alive“, mit Mila Kunis in der Hauptrolle. Glücklich sind aktuell allerdings viele Zuschauer:innen, die den Film bereits gesehen haben, ganz und gar nicht. Und das hat auch einen berechtigten Grund. Denn in „Ich. bin. so. glücklich.“ erwartet einen definitiv keine entspannte Unterhaltung. Ganz im Gegenteil! In dem Film geht es um sexuellen Missbrauch (eine Gruppenvergewaltigung). Es geht um Victim Blaming. Sogar traumatische Szenen eines Schulmassakers werden gezeigt. Und mit all dem wird man als Zuschauer:in wie aus dem Nichts überrumpelt.
Denn weder der Trailer noch die Beschreibungen von Netflix auf allen möglichen Kanälen bereiten einen konkret auf diese wirklich harten Themen vor. Vielleicht wird einiges davon zwar im Trailer indirekt angeschnitten, doch einen gezielten Hinweis darauf gibt es nicht. Eine Triggerwarnung. Öffnet man beispielsweise den Film in der Netflix-App auf dem Handy, steht in der Beschreibung ausschließlich: „Mila Kunis beweist eine kraftvolle Leistung als Ani, eine Schriftstellerin, die fest entschlossen ist, ihrer traumatischen Vergangenheit zu entkommen, indem sie sich ein perfektes Leben in New York City aufbaut.“ Das kann vieles bedeuten, wappnet einen aber keineswegs für das Gezeigte.
Denn wie gesagt, Anis Leben ist alles andere als perfekt. Auch wenn es anfangs danach aussieht. Sie ist bildschön, eine erfolgreiche Journalistin und steht kurz davor, ihren Traummann zu heiraten… bis eines Tages eine Doku über ein Massaker an ihrer ehemaligen Schule, das Ani damals gerade so überlebt hat, gemacht werden soll. Plötzlich muss die Autorin sich ihrer bis dato verdrängten Vergangenheit stellen. Einer grausamen Vergangenheit. Denn Ani war nicht nur bei dem Schulmassaker dabei, nein, sie wurde auch von mehreren Mitschülern vergewaltigt. Und niemand glaubte ihr.
Wo ist die Triggerwarnung, Netflix?
Und das alles bekommt man vor die Augen geknallt. Ohne Vorwarnung, was aktuell im Netz für eine Welle der Empörung sorgt. Denn natürlich können solche Szenen bei Betroffenen, die so etwas Furchtbares selbst schon erleben mussten, traumatisierend sein. Da bringt auch der nette Hinweis am Ende des Filmes für Opfer sexualisierter Gewalt und dass diese sich Hilfe holen können, nicht mehr viel. Nein, es hätte eine klare Triggerwarnung gebraucht. In den Filmbeschreibungen, im Vorspann… einfach überall deutlich sichtbar. Damit Missbrauchsopfer das Folgende nicht durchmachen müssen: „Wenn Twitter mit Inhaltswarnungen einen besseren Job als Netflix macht. Ich schäme mich für Netflix. Es ist so wichtig, diese Geschichten zu erzählen, aber mit einer Sensibilität für Frauen. ‚Ich. Bin. So. Glücklich.‘ hat mich dazu gebracht, mein Trauma ohne meine Zustimmung erneut zu erleben. Ich wurde nicht gewarnt. Ich war nicht vorbereitet.“