Report: Wie erhält man eine Affäre in Coronazeiten? So betrügt dieser Mann seine Freundin seit 1,5 Jahren

Disclaimer: Dieser Artikel soll keine moralischen und/oder ethischen Wertungen enthalten sondern rein journalistisch-objektiv tatsächliche Begebenheiten abbilden. Wir erzählen die wahre Geschichte eines Mannes, der in einer (offiziell) monogamen Beziehung lebt und eine Affäre hat – wir wollen wiedergeben, wie er diese Affäre im Ausnahmezustand der Corona-Krise und in häuslicher Quarantäne am Laufen hält. Das Interview wurde telefonisch geführt und wird hier als Protokoll aus „Maximilians“ Sicht niedergeschrieben. Zum Schutz und der Privatsphäre der hier vorkommenden Person wurden alle Namen geändert

(Stockfoto: aus Anonymitätsgründen zeigen wir nicht den wirklichen  „Maximilian“)

Ich, Ende 20, bin seit fast drei Jahren mit meiner Freundin Lena (Mitte Zwanzig) zusammen. Vor zwei Jahren bezogen wir im Süden Deutschlands unsere gemeinsame 3-Zimmer Wohnung, die ungefähr 60 Quadratmeter umfasst. Meine Freundin ist eine tolle Frau, ich liebe sie und bin jeden Morgen dankbar und glücklich, neben ihr aufzuwachen. Auch das Beziehungsumfeld ist toll, ihr Freundeskreis, ihre Familie, ich fühle mich gut aufgehoben. Und ja, ich habe eine Affäre – wir schlafen seit 7 Jahren miteinander. Valentina (Ende Zwanzig) und ich kennen uns seit 15 Jahren aus der Schulzeit und sind seit jeher beste Freunde. Auch sie ist seit einigen Jahren in einer Beziehung und unsere Partner kennen sich, die Mädels mögen und verstehen sich platonisch – unter dem Deckmantel der Freundschaft käme also niemand auf die Idee, zu erahnen, dass wir uns nicht nur zum Spazierengehen treffen, sondern auch regelmäßig Sex haben. Unsere räumliche Trennung ist recht groß, wir leben knapp 150 Kilometer voneinander entfernt, dadurch ist es nicht möglich, sich sehr oft zu sehen. Als ich mit meiner Freundin zusammenkam, war ich ihr zunächst treu. Der Kontakt zu Valentina bestand zwar weiterhin fast täglich, erstmal nur auf platonischer Ebene, wir merkten dann aber doch, dass die körperliche Spannung zwischen uns nicht von der Hand zu weisen ist. Wir waren einfach zu heiß aufeinander.

» Ich bekam einen Blowjob, während meine Freundin 50 Meter weiter meinen Geburtstag feierte.  «

Und dann passierte es. Anderthalb Jahre, nachdem Lena und ich eine Beziehung eingingen, betrog ich sie das erste Mal. Ich habe den Moment bildlich vor Augen: Ich feierte meinen Geburtstag in einer Partylocation, die ungefähr 50 Meter von unserer Wohnung entfernt war. Es floss viel Alkohol, die Stimmung war feucht-fröhlich. Valentina wollte sich spät in der Nacht ein Taxi rufen, wollte vorher aber noch ein Buch zum Ausleihen aus meiner Wohnung holen, also ging ich mit ihr rüber. Völlig banal und bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir beide keine Hintergedanken. Wir holten also „unfallfrei“ dieses Buch. Unten im Treppenhaus wartete ich gemeinsam mit ihr auf das Taxi. „Es tut mir leid, ich kann einfach nicht anders“, sagte sie plötzlich, öffnete den Knopf meiner Hose, zog sie hinunter und überraschte mich oral. Ich ließ es zu. Ich bekam einen Blowjob, während meine Freundin 50 Meter weiter meinen Geburtstag feierte. Nicht die glücklichste Situation, wohl wahr.

Ich fühlte mich schuldig. Dass wir noch aufeinander standen, war klar, dass es plötzlich aber eskalierte, damit hatte ich nicht gerechnet. Eine Weile stand ich also noch da im Treppenhaus, war durch den Wind und versuchte, mich zu beruhigen, bevor ich von schlechtem Gewissen geplagt zurück zur Party konnte. Das war der Startschuss unserer Affäre. Unter dem Deckmantel unserer tiefen Freundschaft wird Lena nicht skeptisch, wenn ich mit Valentina schreibe oder mich mit ihr verabrede. Dass es oft auch sehr dirty wird, weiß sie natürlich nicht. Sobald uns die Lust überkommt, schreiben wir uns, dass wir gerade aneinander denken, dass wir geil aufeinander sind und beschreiben uns aufsührlich, was wir jetzt am liebsten mit der anderen Person machen würden – oder was man gerade in dem Moment an sich selbst macht. Ist Lena zuhause – und das ist sie wegen der häuslichen Quarantäne ja fast rund um die Uhr–, begebe ich mich dafür ins Bad oder ins Wohnzimmer, wenn sie schon schläft. Sind wir beide alleine zuhause, telefonieren wir oder schauen uns via Skype dabei zu, wie wir masturbieren. Ein heißes Bildchen schickt man sich auch mal. Alle Beweise dafür lösche ich im Nachhinein, auch wenn meine Freundin vermutlich nie auf die Idee käme, meine Treue anzuzweifeln und in mein Handy zu schauen. Außerdem hat sie mich als jemand kennengelernt, in dessen Freundeskreis es viele Frauen gibt, und obwohl ihr das anfangs nicht ganz leicht fiel, hat sie sich mittlerweile damit angefreundet. Und nein – ich schlafe nicht mit allen von denen. Nur mit einer.

Das letzte Mal körperlich betrog ich Lena Anfang/Mitte Februar, als noch nicht ganz klar war, wohin die Corona-Krise bei uns führen würde. Wir schickten uns mögliche Termine hin und her, sodass es mit ihrem Job zu vereinbaren war (sie arbeitet in einem Beruf, für den sie momentan recht „vorne an der Front“ mit dabei ist).

Ich fuhr die lange Strecke zu ihr. Ihr Freund, der mich noch nie gut leiden konnte, war zuhause. Lena erzählte ich, dass ich mich einfach mal gerne wieder mit meiner besten Freundin treffen wollen würde, no big deal-

Wir gingen spazieren, quatschten und tauschten uns aus. Irgendwann fragte sie mich „Wollen wir dein Auto nehmen und uns ein stilles Plätzchen suchen?“, also taten wir das, stiegen ein, ich fuhr an einen ruhigen Ort, fielen schließlich in meinem Auto übereinander her und hatten Sex. Er war leidenschaftlich und heiß. Wie immer.

Natürlich fragt man sich jetzt, warum ich das tue, und warum ich meine Freundin wissentlich hintergehe. Es gibt keine Entschuldigung für mein Verhalten, ich kann nur den Versuch einer Erklärung geben. In all dem Glück, das ich mit ihr habe, gibt es genau einen Punkt, der mich nicht erfüllt – eben unser Sexleben. Sie hat an sich gerne Sex, und ich will sie zwar nicht prüde nennen, jedoch bin ich definitiv offener als sie. Mein Lustempfinden ist sehr ausgeprägt, über die Jahre entwickelten sich Vorlieben und Fantasien, die in eine etwas „roughere“ Richtung gehen, und die ich ausleben möchte. Mit Lena kann ich das nicht. Wir haben darüber gesprochen, für sie ist Sex aber ein kurzer und praktischer Prozess, bei dem man einen Orgasmus hat und das war’s dann. Auch Selbstbefriedigung findet nie bei ihr statt. Ich kann nicht sagen, dass ich dadurch weniger glücklich mit ihr bin, aber dieser eine Teil wird einfach nicht erfüllt und ich muss den Trieb woanders stillen. Als wir mit einem befreundeten Pärchen, welches in einer offenen Beziehung lebt, mal in einem Club feiern waren und beide mit Fremden rummachten, konnte ich an der abwertenden und verständnislosen Reaktion meiner Freundin leider erkennen, dass dieses Beziehungskonzept für sie leider nicht in Frage kämen, ansonsten wäre ich dafür durchaus offen und auch nicht gekränkt, wenn sie mit anderen schläft. Das wäre fast die Idealvorstellung, dass Lena bereit dazu wäre, die Beziehung zu öffnen. Damit wäre alles perfekt. Aber somit war dieses Thema eben gegessen.

» Dass diese Affäre ein Ende finden muss, wissen wir beide. Haben wir dieses Ende schon definiert? Nein, haben wir nicht. «

Mit Valentina harmoniere ich auf sexueller Ebene einfach perfekt, sie erfüllt die Bedürfnisse, die in meiner Beziehung auf der Strecke bleiben. Wir stehen auf dieselben Sachen, wissen, was den anderen geil macht und können uns austoben. Jetzt in häuslicher Quarantäne fehlt uns das schon. Anders als ich schläft Valentina fast gar nicht mit ihrem Partner, aus welchem Grund auch immer, er brauche das nicht, oder so. Von ihr kommt also oft auch mehr Input… was mich nicht selbstverständlich nicht kalt lässt. Klar ist gerade nicht die optimale Zeit, um sich völlig frei und unbesorgt mit anderen Menschen zu treffen, wir wollen nicht dumm und unvorsichtig sein, gehen aber dennoch bereits Möglichkeiten durch, wann wir uns das nächste Mal sehen könnten. Man platzt förmlich, wenn man sich so lange nicht sehen kann. Ob das alles für immer so weitergehen soll? Tja, die große Frage, vor der man sich so gerne drückt. Dass diese Affäre ein Ende finden muss, dass wissen wir beide. Haben wir dieses Ende schon definiert? Nein, haben wir nicht. Noch verdrängen wir das Ganze so ein wenig, leben von Mal zu Mal.

Ich habe mich schon oft gefragt, was passieren würde, wenn sie und ihr Freund sich trennen sollten. Ob ich dafür dann meine Beziehung aufgeben und mehr wollen würde als nur Freundschaft und gelegentliche Sex. Vielleicht haben wir diese Chance verpasst, nachdem wir nach der Schule ans jeweils andere Ende von Deutschland gezogen sind – zu dieser Zeit hätten wir, glaube ich, ein Paar werden können. Es ist eine knifflige Situation. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, mich von Lena zu trennen. Dafür hält mich zu viel bei ihr. Würde sie mir das hingegen abnehmen, wer weiß, vielleicht wäre das dann die ideale Lage, um der Sache mit Valentina nochmal eine ernsthafte Chance zu geben. Wir müssten dann erstmal schauen, ob es über das Sexuelle hinaus auch einen guten Alltagsumgang miteinander gäbe, das stünde natürlich in den Sternen. Und ich glaube, es ist auch dieses verruchte und dreckige Heimliche, das unsere Affäre so spannend macht.

Kann ich überhaupt treu sein, frage ich mich? Vielleicht klingt es erschreckend, aber je nach Situation könnte ich mir schon vorstellen, mich auch von andere Frauen verleiten zu lassen. Sex und Liebe kann ich klar voneinander trennen. Da ich mir aber gerade alles, was ich brauche, bei den beiden Frauen hole, möchte und brauche ich das gar nicht. Was ohne Valentina passieren würde weiß ich nicht. Möglicherweise könnte ich mit Selbstdisziplin, Fantasie und gewissen Filmchen auskommen. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Freundin mich betrügen würde… puh, ich wäre erstmal ziemlich perplex. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Aber es würde mich definitiv stark treffen und verletzen, das tut es doch immer, oder? Doch so bizarr es auch klingt, vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit für uns, die Beziehung nochmal neu zu definieren und erfüllender und ehrlicher für uns beide zu gestalten. Wüsste sie aber, was ich so alles treibe, sie wäre definitiv weg. Sollte sie mich irgendwann explizit danach fragen, würde ich ihr die Wahrheit sagen und das in Kauf nehmen.

Was ich nochmal betonen will: Wie ich all das vor mir rechtfertigen und mit dem Wissen leben kann, etwas zu tun, dass meine Freundin unfassbar verletzen würde, wenn sie es wüsste… In der Zuhörerrolle hat man vermutlich eine sehr schlechte Meinung zu dem Ganzen. Ich selbst halte mich für recht reflektiert und auch nicht ganz dumm, mir ist schon klar, was ich damit anrichten kann, wenn das ans Licht kommt – und mir ist auch klar, dass es schon falsch ist, in dem Moment, in dem ich es tue. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen. Rechtfertigen will ich es eigentlich nicht mal, weil ich weiß, dass ich das nicht kann. Ich kann nur den Versuch einer Begründung oder Erklärung geben: Meine starker Sexualtrieb ist einfach vorhanden und den muss ich ausleben. Das über den Kopf meiner Partnerin für mich einfach zu entscheiden, ist falsch, ich weiß. Mir wäre lieber gewesen, dass Lena für meine Vorlieben, Fantasien und eine Öffnung der Beziehung schon am Anfang der Beziehung bereit gewesen wäre, aber sie hat sich eben dagegen ausgesprochen. Der erste Impuls, sie zu betrügen, kam zwar von Valentina und nicht von mir – es wäre aber jetzt Schönrederei, zu behaupten, dass ich ohne diesen Impuls treu geblieben wäre. Das muss ich mir eingestehen.

» Rechtfertigen will ich es eigentlich nicht mal, weil ich weiß, dass ich das nicht kann. «

Trotz allem habe auch ich meine Grenzen. Ich würde niemals, auf keinen Fall mit beiden Frauen am selben Tag schlafen. Wenn ich bei meiner besten Freundin bin und mit ihr schlafe, ist es wohl selbstverständlich, zu duschen, damit ich, um es mal metaphorisch zu sagen, nicht den „Anzug“ von davor noch anhabe. Genau so dusche ich auch, wenn ich mit Lena schlafe und mich abends dann mit Valentina ausschließlich als Freunde treffe – weil ich das nicht vermischen möchte und auch aus Respekt. Ist für Valentina sicherlich auch nicht geil, wenn ich nach Sex rieche. Dass ich mit ihr ein Kondom benutze und meine Freundin und mich schütze, ist auch klar.

Dass ich eine Affäre habe, wissen genau zwei Leute: Sie und ich. Sonst niemand. Aber auf irgendeine komische Art und Weise tat es sehr gut, mal darüber zu reden.

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