Weniger Plastik, mehr Verantwortung: Aldi testet den Verkauf unverpackter Lebensmittel

Nachhaltigkeit kann teu(r)er sein. Glaubt mir, das erlebe ich selbst oft genug. Doch über meinen eigenen Geldbeutel hinaus ergibt sich daraus ein viel größeres Problem: Längst nicht allen Menschen wird ein gleichermaßen fairer Zugang zu ökologischen Produkten gewährt.

Klar, sicherlich kommt es hier und da auch auf die individuelle Priorisierung an. Und doch steht eindeutig fest: Nicht jeder Vater, nicht jede Geringverdienende, nicht alle Student*innen können einen bewussten Konsum finanzieren oder das Thema gar in den Vordergrund stellen. Viel wichtiger als der Appell an die Gesellschaft ist daher das Handeln der Unternehmen – und zwar über ein Greenwashing des eigenen Labels hinaus.

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Denn JA, Nachhaltigkeit kann für alle zugänglich gemacht werden. Indem Verkaufsprozesse angepasst, Lieferstrukturen geupdatet und ökologische Lösungen zum Mainstream werden. Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass die Supermarktkette Aldi nun unverpackte Lebensmittel in das eigene Sortiment integriert. Zunächst leider nur als Pilotprojekt in den UK, eine Einführung in Deutschland ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht geplant.

Und dennoch gilt: Genau diese kleinen Anpassungen sind es nämlich, die umweltfreundliche Alternativen im Alltag ankommen lassen – und einer breiteren Masse an Konsument*innen eine bewusste Kaufentscheidung ermöglichen. Wer beim wöchentlichen Familieneinkauf plötzlich über ein unverpacktes Sortiment stolpert, wird eher mal neugierig sein… und den #LessWaste-Gedanken ganz unkompliziert ins Leben integrieren.

Aldi testet unverpackte Lebensmittel

Vier Grundnahrungsmittel – Basmati-Reis, brauner Reis, Penne-Nudeln und Vollkorn-Fusilli – sind ab sofort also ohne Verpackung in der Versuchs-Filiale in Ulverston erhältlich. Wie Aldi selbst berichtet, könnten mit einer Etablierung der Nachfüllstationen 120 Millionen Plastikverpackungen aus den Geschäften verbannt werden. Die Kund*innen können sich die Ware dabei nach Belieben in eigene Taschen abfüllen oder auf die kostenlos bereitgestellten Papiertüten aus recycelbarem Material zurückgreifen.

Aldis Nachfüllstationen könnten den Unverpackt-Gedanken Mainstream machen

Richard Gorman, Leiter für Kunststoffe und Verpackungen bei Aldi, erklärt in der offiziellen Pressemitteilung: „Die Kunden können jetzt die gleichen qualitativ hochwertigen Artikel kaufen, die sie kennen und lieben, und gleichzeitig auf Plastikverpackungen verzichten. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Wegen, um Plastikmüll zu reduzieren und Verpackungen einzusparen, da viele unserer Kunden immer bewusster mit der Umwelt und ihrem eigenen Einfluss darauf umgehen.“

Natürlich kann langfristig ein Abfüllsegment für vier Produkte nicht die einzige Lösung sein. Bis 2025 hat Aldi es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Menge an verbrauchtem Plastik um die Hälfte zu verringern. Ob dieses Ziel umsetzbar ist, bleibt abzuwarten. Einen wertvollen Schritt geht der Discounter mit seinem unverpackten Angebot aber auf jeden Fall!

Weil es irgendwann wieder normal sein sollte, Lebensmittel mit Bedacht auszuwählen. Weil wir uns wieder Gedanken über deren Herkunft, Herstellung und Verpackung machen sollten. All das – die gesamte (oft unüberschaubare) Lieferkette – spielt schließlich eine entscheidende Rolle, was den positiven oder negativen Einfluss auf unseren Planeten betrifft. Wir als Konsumierende haben kaum eine Chance, jeden Prozess transparent zu überblicken. Entsprechend müssen das die Unternehmen auch endlich selbst tun.

Wir dagegen? Können sie nur zur Verantwortung ziehen… und kritisch mit unserem Vertrauensbonus umgehen. Also, Aldi: Danke für den Versuch, plastikfreies Einkaufen einer breiten Masse zugänglich zu machen. Danke für das geschärfte Bewusstsein und die Integration von Nachhaltigkeit in euer Verkaufskonzept. Jedes Schräubchen ist eines mehr, das gedreht werden muss. Und dennoch seid ihr es, die auch über einen Reisbehälter hinaus in der Verantwortung stehen. Günstiger Konsum darf nicht über alles gehen. Auch nicht über den Planeten. Soll heißen: Wir brauchen mehr! Mehr unverpackt, mehr Transparenz, mehr Einhaltung von Klimazielen und Arbeitsrechten.

Kriegen wir das hin? Und kriegen wir eure Nachfüllstationen bitte doch irgendwann auch in den deutschen Läden? Danke schööööön!

Damit nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten irgendwann die Regel sind, nicht die Ausnahme!

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