„Anatomy of a Scandal“ zeigt, wie schnell beim Sex aus Ja Nein werden kann & wie wichtig Zustimmung ist

„‚Anatomy of a Scandal‘ sollte in Schulen gezeigt werden. Jeder sollte es sich ansehen und die Nuancen der Zustimmung verstehen!“ 

Amen! Tausendmal Amen und JA zu dieser Aussage auf Twitter. Für alle Anwesenden, die die neue Miniserie auf Netflix noch nicht geschaut haben: Der Tweet bezieht sich auf die Zustimmung zum Sex – und auch das spätere Zurückziehen dieser, was in der Serie thematisiert wird. Eine Sache, die einfach nur unglaublich wichtig ist und nicht genug in unseren Köpfen manifestiert werden kann. Denn – und wir können es gar nicht laut genug in unsere Tasten hauen – ein Nein bedeutet einfach immer NEIN. Ohne Wenn und Aber und egal, ob das Nein bei einer Seite vor fünf Minuten noch ein Ja war. Man kann seine Zustimmung zum Sex jederzeit widerrufen. SO! Das musste hier schon mal kurz gesagt werden, bevor wir ins Detail gehen. Denn wie gesagt, „Anatomy of a Scandal“ (oder im deutschen Titel auch: „Anatomie eines Skandals“) befasst sich unter anderem auch genau damit. In der Serie geht es um das Ehepaar James und Sophie Whitehouse (Sienna Miller und Rupert Friend), das eigentlich ein privilegiertes Leben führt… bis rauskommt, dass James – der gerade auf der Höhe seiner politischen Karriere steht – eine Affäre mit seiner Assistentin Olivia Lytton (Naomi Scott) hatte. Letztere beschuldigt ihn der Vergewaltigung und zerrt ihn vor Gericht. 

Und genau dort kommt eben mehr und mehr ans Licht, wie unterschiedlich beide Seiten die Situation gesehen haben. Das fängt schon damit an, dass er die Sache als reine Affäre beschreibt, sie jedoch vor Gericht gesteht, verliebt gewesen zu sein. Und in dem Zuge gesteht sie eben auch, dass James sie eine Woche nach Beenden ihrer Affäre im House of Commons sexuell angegriffen habe. Sie hätte währenddessen nämlich eindeutig „Nicht hier“ gesagt (James bestreitet das by the way vor Gericht) und damit eben klar signalisiert, dass sie so nicht weitermachen wolle. Und genau das ist ja schon der Punkt. Auch wenn „Nicht hier“ vielleicht kein eindeutiges Nein ist, bedeutet das dennoch, dass ab diesem Punkt keine Zustimmung mehr da ist. Und das muss akzeptiert werden. Passiert das nicht, ist es eine Vergewaltigung. Interessanter Nebeninfo zu dem Thema nebenbei übrigens: In Schweden und Dänemark beispielsweise gibt es sogar bereits ein verschärftes Sexualstrafrecht. Heißt: Wenn nicht beide Beteiligten ihre ausdrückliche Einwilligung zum Sex geben, kann dieser als Vergewaltigung eingestuft werden. Ihr merkt also, es muss nicht erst geschrien werden, um es als solche zu betiteln. Es fängt bei der Zustimmung an. Und selbst wenn diese am Anfang gegeben ist, bedeutet das aber auch nicht, dass sie nicht auch noch währenddessen zurückgenommen werden kann.

„Consent is sexy“

Und gerade deswegen ist es ja auch so nice, dass „Anatomy of a Scandal“ die Sache zum Thema macht und die „Nuancen der Zustimmung“, wie es oben ja auch so schön heißt, aufzeigt. Gerade auch, um noch mehr Sensibilität dafür zu schaffen. Denn vielen Frauen ist in der Vergangenheit vielleicht sogar auch schön Ähnliches passiert, ohne dass sie es direkt als sexuellen Übergriff abgestempelt hätten. Aber gut, das ist sicher eine Sache, die gerade auch im Zuge von #MeToo vielen noch bewusster geworden ist. Selbst ein ungewollter Grapscher in der Disco ist zu viel, überschreitet ganz klar Grenzen und darf nicht als Kleinigkeit abgestempelt werden, nur weil man sich mit den Jahren vielleicht schon daran „gewöhnt“ hat. Nope, sowas darf nicht als normal angesehen werden. Zustimmung hingegen schon. Ganz unbedingt sogar. Denn: „Consent is sexy!“ Und genau aus diesem Grund wird die Netflix-Serie aktuell im Netz für die Umsetzung dieses Themas auch so gefeiert und in Massen hervorgehoben. Wir haben euch mal ein paar Reaktionen rausgesucht, die die Sache eigentlich perfekt beschreiben:

„Was ‚Anatomy Of A Scandal‘ beängstigend macht, ist, dass die meisten Frauen Situationen wie die beschriebenen erlebt, es aber nie als Vergewaltigung bezeichnen haben. Ebenso beängstigend ist die Zahl der Männer, die so fühlen wie James. Jungs muss beigebracht werden, auf die verbalen und nonverbalen Hinweise ihrer Partner:innen zu hören.“

„Du wirst nie verstehen, was eine Person meint, solange du der Täter bist. Selbst wenn eine Person nicht direkt NEIN sagt, sind ihre Handlungen und ihr Tonfall ein ausreichender Indikator dafür, dass ‚HIER NICHT‘ NEIN bedeutet.“

„‚Nicht hier‘ bedeutet ‚nein‘, es war ein klarer Hinweis darauf, dass Miss Lytton nicht wollte, dass er so fortfährt. Man muss nicht das Wort ’nein‘ sagen, um die Einwilligung zu widerrufen. Und die andere Person – wenn sie kein Vergewaltiger ist – wird es verstehen und sich zurückziehen.“

„‚Anatomy Of A Scandal‘ hebt die Reise von ‚Ja‘ zu ‚Nein‘ beim Sex hervor und wie selten es sogar als Vergewaltigung betrachtet wird. Die Serie ist ebenso lehrreich wie eine Erinnerung für die Gesellschaft daran, die vielschichtigen Nuancen der Zustimmung zu verstehen.“

„Olivias Beschreibung der Vergewaltigung ist so erschütternd, weil ich wette, dass mehr Frauen, als du denkst, das schon durchgemacht haben. Man hat alles getan, um Widerstand zu leisten und sich zu wehren, aber sie machen weiter und tun es. Sie denken nicht, dass es eine Vergewaltigung ist, aber es ist eine. Sie hat die Einwilligung widerrufen.“

„‚Anatomy Of A Scandal‘ spricht über Zustimmung, vom Unterschied zwischen ‚Ja‘ und ‚Nein‘ und einer strikten Unterscheidung von Schwarz und Weiß. Eine Beziehung ist keine Ausnahme von der Zustimmung zwischen zwei Personen. Dieser Film handelt von Männern, die glauben, mit ‚allem‘ davonkommen zu können.“

„Nur weil sie nicht ’nein‘ gesagt hat, heißt das nicht, dass sie ‚ja‘ gesagt hat oder dass es ja bedeutet hat. ‚Nicht hier‘ [zu sagen] UND ihn wegzustoßen steht eindeutig in der ‚Nein‘-Spalte. Aus diesem Grund ist eine positive Zustimmung wichtig und sollte vorhanden sein. Auch wenn man denkt, dass es lästig ist, existiert es, um Grauzonen zu vermeiden.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Also, ihr Lieben, Aufgabe für alle: „Anatomy of a Scandal“ auf Netflix schauen. Denn auch mal abgesehen von dem Consent-Thema ist das eine verdammt gute Serie!

Credits: Ana Cristina Blumenkron/Netflix

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