Die Facelift-Story in „And Just Like That…“ zeigt, wie schwierig das Thema „Altern“ für Frauen heute ist

Leute, ich bin nach dieser letzten „And Just Like That…“-Folge wirklich so voller Gefühle und würde am liebsten über alles mit euch sprechen. Darüber, dass ich in dieser 6. Episode tatsächlich an der ein oder anderen Stelle endlich mal wieder ein bisschen von den guten alten „Sex and the City“-Vibes gespürt habe. (Thanks Cynthia Nixon, you did a great job als Regisseurin!) Darüber, wie scheiße auf der anderen Seite sowohl Charlotte als auch Carrie im Park reagieren, als Miranda ihren aktuellen Gefühlsstruggle mit Che anspricht. I mean, ernsthaft? „You’re having a midlife crisis, you should have just dyed your hair!“ – Das ist sicher nicht die Art, wie man mit so einem Geständnis umgehen sollte. Wo ist das Mitgefühl? Und vor allem der Versuch, sich ernsthaft in Mirandas Situation hineinzuversetzen?

Aber das ist ’ne andere Topic. Denn wenn mich etwas seit der letzten Folge noch mehr beschäftigt, dann ist es diese ganze Facelift-Situation. Denn die ist einfach SO bezeichnend für die Art und Weise, wie unsere Gesellschaft mit dem Thema „Ageing“ bei Frauen umgeht, dass ich dazu einfach mal meine Gedanken loswerden muss. Vor allem auch, weil das Thema ja nicht erst seit dieser Folge so präsent ist. Im Gegenteil.

Schon als vor Monaten erste Fotos vom „And Just Like That…“-Set die Runde machten, wurde der Look der Ladys auseinandergenommen. Ich kann mich noch ziemlich genau daran erinnern, wie sich auf Insta und Co. damals vor allem auch Kommentare à laHui, SJP ist ganz schön alt und faltig geworden!“ unter den Schnappschüssen häuften.

Kurzer nettgemeinter Reminder an dieser Stelle: Die Schauspielerin ist eben auch keine 30 mehr, sondern in ihren 50ern. Und Menschen (Überraschung) altern nun mal, genau wie die Figuren in „And Just Like That…“ auch. Und das wird offen gezeigt. Ob nun durch Mirandas graue Haare oder Carries Hüftproblem. Und genau deswegen ist es auch so super nice zu sehen, wie das Thema mit dem Altern und vor allem auch der Umgang der Figuren damit in der neuen „And Just Like That…“-Folge aufgegriffen wird.

Dort begleitet Carrie Anthony nämlich zum plastischen Chirurgen. Ich wiederhole: Carrie begleitet Anthony als Unterstützung. Und dennoch wird natürlich Carrie wie selbstverständlich als erstes von dem Doc gefragt, was er denn für sie tun könne. Jut, kleiner Fauxpas halt. Passiert. Doch nachdem Anthony von dem Chirurgen gesagt bekommt, wie heiß er wäre („gute italienische Haut“) und dass er kein Facelift bräuchte, kann Carrie einer eigenen Beratung dann natürlich doch nicht widerstehen. Und zack, bekommt sie ihr fünfzehn Jahre jüngeres, faltenfreies Ich auf dem Computer serviert. „Oh, I remember her!“ Und logisch, nachdem ihr der Doc dann auch noch charmant zuflüstert, dass er die letzten fünfzehn Jahre ganz easy mit ein paar Handgriffen verschwinden lasse könne, ist sie natürlich versucht. Denn klar haben sie diese Jahre „gezeichnet“. Als letztes natürlich ganz besonders stark durch Bigs Tod. Sich das einfach aus dem Gesicht zaubern zu lassen, ist verlockend.

„Sie vermitteln dir das Gefühl, dass es falsch ist zu altern“

Doch viel bezeichnender ist die Unterhaltung von Carrie mit Miranda und Charlotte im Anschluss. Denn während Miranda diesen netten Arzt gerne umbringen würde („Du warst mit deinem Aussehen im Reinen und jetzt stellst du es seinetwegen in Frage“ – Carries Reaktion darauf: „Das ist es, was sie mit Frauen machen. Sie vermitteln dir das Gefühl, dass es falsch ist zu altern“), kontert Charlotte den Punkt, dass eine Frau dennoch ohne schlechtes Gewissen etwas machen lassen dürfe. „Botox und ein bisschen Filler sind nicht das Ende der Welt!“ Das hätte auch eins zu eins aus Samanthas Mund kommen können. Doch es von Kristin Davis‘ Figur zu hören, erscheint im Hinblick auf die vergangenen Diskussionen um ihre Person viel relevanter und bedeutender. Immerhin musste sich Davis vor allem seit der Veröffentlichung des ersten AJLT-Werbefotos immer wieder mit Negativ-Kommentaren bezüglich ihres plötzlich so maskenhaftem Gesichts auseinandersetzen. Von Schönheitseingriffen und dem ganzen Bums war da natürlich sofort die Rede… Bei der einen eben „zu viel“, bei der anderen (jetzt spreche ich von den Reaktionen zu Parker) „zu wenig“ jugendhafte Schönheit. Letztere äußerte sich übrigens erst kürzlich im Interview mit der Vogue dazu: „Es gibt so viel frauenfeindliches Geschwätz als Reaktion auf uns, das so. nie. einem. Mann. passiert. wäre. ‚Sie hat zu viele Falten, sie hat nicht genug Falten.‘ Es fühlt sich fast so an, als ob die Leute nicht wollen, dass wir mit unserer Situation vollkommen in Ordnung sind (…). Ich weiß, wie ich aussehe. Ich habe keine Wahl. Was soll ich dagegen tun? Aufhören zu altern? Verschwinden?“

Und Leute, das alles ist doch genau das Ding mit dem Älterwerden heutzutage – vor allem was Frauen betrifft. Einerseits wird von ihnen verlangt, dass sie schön und lange jung aussehen, dass sie ihr Alter so gut es geht verstecken, weil eben nur mit der Schönheit auch der Erfolg kommt (den Druck spüre ja selbst ich als fast 30-Jährige schon). Und auf der anderen Seite werden Frauen aber – wie auch der Fall Davis zeigt – dafür verurteilt, wenn sie dann wirklich etwas dafür tun und ihr Aussehen verändern, beziehungsweise versuchen zu verjüngen. Ganz ehrlich? Das ist doch paradox. Und zeigt nur mehr als deutlich, dass es Frauen heutzutage kaum möglich ist, in – ich nenne es mal – Frieden zu altern. Ohne das irgendjemand da draußen sich anmaßt, darüber zu urteilen. Dieser Druck ist doch scheiße. Und so traurig. Dabei gilt doch auch hier: Leben und leben lassen. Wenn Frauen sich irgendwann dazu entschließen, ihre grauen Haare zu tragen, ihre kleinen Fältchen liebevoll zu umarmen, dann ist das doch toll. Und genauso sollte es völlig in Ordnung sein, wenn sich jemand dazu entschließt, ein paar dieser Falten wegzaubern zu lassen. Obwohl man sich an dieser Stelle natürlich auch fragen muss, ob das jetzt aus eigenem Antrieb geschieht, oder weil die Gesellschaft einen dazu treibt. Oh man, tricky Thema, Leute…

Und man hat wirklich das Gefühl, dass Frauen es heutzutage eigentlich nur falsch machen können. Das zeigt der Wirbel um SJP und Kristin Davis nur zu gut. Zu viele Falten, zu wenig Falten? Ja, was denn nun? Carrie entscheidet sich am Ende der aktuellen AJLT-Folge übrigens – ungeschminkt vor dem Spiegel stehend – dafür, die letzten fünfzehn Jahre nicht auszulöschen. Man hätte es ihr aber auch nicht vorwerfen dürfen, hätte sie sich anders entschieden. Ich würde mir einfach nur wünschen, dass dieses ganze Gejudge irgendwann einfach aufhört, mensch… und wir jeden umarmen so wie er ist… oder sein möchte.

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