Wie viele Promis müssen noch laut werden, bis Leute aufhören, die Körper von anderen zu beurteilen?
„Ich weiß, dass ich dick geworden bin. Ich habe es einfach so satt, dass Leute darüber reden. NEXT!!!!“ – Während ich das hier tippe, kann ich förmlich spüren, wie Wut in mir aufsteigt. Unendlich viel Wut. Denn dass Sängerin Bebe Rexha vor ein paar Tagen alleine das Bedürfnis verspürt hat, diesen Tweet zu formulieren, sorgt schon dafür, dass mein Puls in die Höhe schießen will. Denn wann hören wir endlich auf, die Körper von anderen Menschen zu beurteilen und vor aller Welt zu kommentieren? That’s not our business. Und vor allem führt es auch zu nichts. Außer vielleicht dazu, dass sich eine andere Person schlecht fühlt. Und das kann ja wohl kaum das Ziel sein, oder?
Obwohl für die meisten Hater wahrscheinlich schon. Immerhin sind das zum Großteil einfach nur Leute, die mit sich und der Welt unzufrieden sind, und dann ihren ganzen Frust bei anderen Menschen abladen müssen, damit die sich dann auch noch schlecht fühlen. Doch selbst wenn wir alle ganz genau wissen, dass das Problem nicht der Körper von irgendwelchen Leuten ist, sondern der Mensch hinter den Kommentaren, macht das die Sache natürlich letztlich trotzdem nicht besser… oder einfacher.
Erst recht nicht für die Person, die am laufenden Band Nachrichten über den eigenen Body ertragen muss. So wie Bebe und viele andere Frauen (ob Promi oder nicht) tagtäglich ebenfalls. Denn das Schlimme bei solchen Kommentaren ist ja auch einfach, dass man nie wissen kann, was ein Mensch gerade durchmacht. Warum er vielleicht zu- oder auch abgenommen hat. Das macht auch Bebe in einem weiteren Tweet deutlich: „Menschen erleben im Laufe ihres Lebens Gewichtsschwankungen. Und ihr könnt nicht wissen, was die Menschen durchmachen. Medikamente, Krankheiten usw“. Sie selbst ist das beste Beispiel. Erst im Mai sprach sie in der Jennifer Hudson Show über ihr polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), durch das sie an die 30 Pfund zugenommen habe. Und mal ehrlich, es reicht ja wohl schon, alleine mit dieser Tatsache umgehen zu müssen. Dann braucht es sicherlich nicht noch tausende Kommentare on top, in denen man am laufenden Band daran erinnert wird, wie sehr man sich doch verändert habe. Und wenn ich mir die TikTok-Suchanfragen über Bebe da unten im Tweet durchlese, wird mir wirklich schlecht.
I know I got fat. I’m just so sick of people talking about it. NEXT!!!!!!
— Bebe Rexha (@BebeRexha) June 23, 2023
Human beings go through weight fluctuations it’s life and you don’t know what people are going through. Meds, disease, etc…
— Bebe Rexha (@BebeRexha) June 23, 2023
Yes I’m in my fat era and what? pic.twitter.com/d3T4od8JYE
— Bebe Rexha (@BebeRexha) June 2, 2023
Und Bebe ist ja kein Einzelfall. Immer wieder werden vor allem auch Promi-Damen laut, die die Außenwelt regelrecht anflehen, die ständigen Meinungen über ihre Körper doch bitte bleibenzulassen. „Bridgerton“-Star Nicola Coughlan beispielsweise erklärte erst vergangenes Jahr, dass sie die „Tausenden von Meinungen“ über ihr Aussehen nicht ertrage und auch nicht mehr hören wolle – egal, ob nun positiv oder negativ. Und Lizzo sprach erst vor kurzem Klartext: „Ich versuche nicht, dick zu sein. Ich versuche nicht, schmaler zu sein. Ich versuche lediglich zu leben und gesund zu sein. So sieht mein Körper aus, selbst wenn ich super gesund esse und trainiere. Ihr redet alle über Sachen, von denen ihr NICHTS wisst.“
Also warum hören wir nicht alle auf damit? Denn bitte stellt euch doch mal eine Welt vor, in der man sich nicht ständig gezwungen fühlt, über sein Äußeres nachzudenken? Und darüber, ob man jetzt gerade zu dünn, zu dick, zu groß, zu klein, zu künstlich oder zu natürlich aussieht? In der man einfach nur sein kann. Ohne dass einen vermeintliche Schönheitsstandards und die Meinungen von anderen einschränken. Denn wenn ich alleine darüber nachdenke, wie oft ich im Sommer schon nicht an den See gefahren bin, weil mein Unterbewusstsein mir eingetrichtert hat, dass ich noch nicht „Beach-ready“ sei, oder wie kritisch ich noch heute irgendwelche Schnappschüsse von mir betrachte, auf denen ich nach „meinen“ Vorstellungen (oder wohl eher denen der Gesellschaft) nicht gut genug aussehe, macht mich das traurig.
Was für eine verschenkte Lebenszeit und -energie. Also bitte: Schluss mit dem Kommentieren anderer Körper. Das ist sinnlos und tut am Ende nur weh. Und auf der Welt passiert gerade doch eh schon genug Scheiße. Da müssen wir uns doch nicht noch auf diesem Wege fertigmachen, oder? Nein, ganz sicher nicht.
