Kuscheln erwünscht: Warum uns Berührungen gesünder (und schöner!) machen

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Text: Franziska Frank

Worin wir gerade stecken, ist eine Zwickmühle wie aus dem Bilderbuch. Berührungen sind für uns Menschen überlebenswichtig, in Zeiten der Pandemie können Nähe und direkter Körperkontakt jedoch gesundheitsgefährdend sein. Tatsächlich wurde kein Bereich unseres Lebens im letzten Jahr so stark verändert wie unser persönlicher Umgang miteinander.

Wie wichtig Umarmungen, Händchenhalten, Küssen oder selbst ein High-Five für die Gesundheit sind, war uns ehrlicherweise nicht bewusst. Dass sich körperliche Nähe und Berührungen aber sogar positiv auf unser Hautbild auswirken können, lässt uns zu Jubelsprüngen ansetzen. Denn auch wenn kuscheln gerade nur bedingt möglich ist, freuen wir uns umso mehr auf den Tag, an dem ein Leben mit Nähe wieder ohne Kompromisse möglich ist. 🙏🏻

Doch was passiert bei Berührungen genau mit unserem Körper?

Der Tastsinn ist der erste menschliche Sinn, der sich entwickelt. Bereits ab der achten Schwangerschaftswoche können wir dank eines ausgefeilten Systems aus Nerven, Sensoren und Rezeptoren, das die Haut mit unserem Gehirn verbindet, Berührungen empfinden. „Um zu überleben, müssen drei Grundbedürfnisse erfüllt sein: Sauerstoff, Nahrung und Wasser. Ich möchte ein viertes hinzufügen, die Berührung“, so Prof. Tzipi Strauss, Leiterin der Neonatologie am Sheba Medical Center in Israel. „Es gibt überwältigende Hinweise darauf, dass sich Isolation und Einsamkeit auf unsere Lebensdauer auswirken.“

Denn wenn wir uns berühren, wird Oxytocin freigesetzt, oft auch Bindungs-, Glücks- oder Liebeshormon genannt. Oxytocin ist ein Neuropeptid, ein kleines Protein, das hauptsächlich in bestimmtes Teilen unseres Gehirns produziert wird und von dort in unseren Blutkreislauf gelangt. Es kommuniziert mit unserem gesamten Körper, unseren Organen, Knochen und sogar der Haut. „Dieses Hormon kann viel mehr, als unsere Laune zu steigern. Es hat einen bedeutsamen Einfluss auf unsere Gesundheit“, weiß auch Dr. Tanja Bussmann, Biochemikern und Wissenschaftlerin im Front End Department bei Beiersdorf. „Es mindert Stress, senkt den Blutdruck und regeneriert die Muskelzellen.“ 

Viele wissenschaftliche Studien beweisen außerdem, dass das Oxytocin körperliche Schmerzen mindern kann, das Immunsystem stärkt, die Herzfrequenz beruhigt, Angstsymptome verringert und auch die Symptome von Depressionen mindern kann. Kein Wunder also, dass Berührungsmangel in Verbindung mit gesundheitlichen Problemen gebracht wird und einige Experten sogar so weit gehen, dies mit einer chronischen Erkrankung gleichzusetzen. Eine Studie, die 2013 unter älteren Briten durchgeführt wurde, zeigt, dass Einsamkeit – und damit ein Mangel an Nähe und Berührungen – doppelt so ungesund ist wie Übergewicht und einsame Menschen zwischen 50 und 69 sogar doppelt so häufig starben wie Altersgenossen, die in Gesellschaft lebten.

Auch unser Hautbild profitiert

Um die volle Wirkung von Oxytocin auf die Haut zu verstehen, haben Forscher von Beiersdorf in einer Studie die Oxytocin-Rezeptoren in der Haut entfernt um zu schauen, was passiert. „Tatsächlich zeigten die Hautzellen ein signifikant erhöhtes Stresslevel, sobald die Rezeptoren entfernt waren und somit kein Oxytocin mehr von der Haut aufgenommen werden konnte“, erklärt Dr. Tanja Bussmann. „Spannend war auch der Blick auf Hautzellen von Menschen mit Ekzemen. Hier wurden die Rezeptoren nicht entfernt – trotzdem war nur ein sehr geringer Wert an Oxytocin in den Zellen feststellbar.“ Spannend war auch, dass sich das Level von Zytokinen verringerte, sobald man Oxytocin künstlich hinzugab. Zytokine sind Moleküle, die mit den entzündlichen Prozessen in der Haut – wie etwa bei Ekzemen oder Schuppenflechte – zusammenhängen. Die Haut war also weniger empfindlich für Entzündungen. „Das zeigt deutlich, dass Hautkrankheiten im Zusammenhang mit einem unzureichenden Oxytocin-Level stehen könnten.“ Und auch auf die Hautalterung scheint Oxytocin einen positiven Einfluss zu haben.

» Dass wir gezwungen sind, Menschen zu isolieren, ist verheerend. Wir können schon jetzt mehr Depressionen und Herzerkrankungen feststellen. «
Prof. Tzipi Strauss

Was passiert, wenn Nähe weiterhin ausbleiben muss?

„Dass wir gezwungen sind, Menschen zu isolieren, ist verheerend. Wir können schon jetzt mehr Depressionen und Herzerkrankungen feststellen“, warnt die Leiterin der Neonatologie Prof. Tzipi Strauss. So wie wir Hunger empfinden, wenn wir nicht genug Nahrung zu uns nehmen, hat uns die Pandemie ausgehungert nach menschlicher Berührung, nach direktem Hautkontakt. Auch in einer neuen Studie von Nivea, an der mehr als 11.000 Menschen teilnahmen, zeigt sich, dass wir Berührungen jetzt viel bewusster wahrnehmen. Drei von vier Befragten gaben an, dass die Isolation ihnen klar gemacht hat, wie wichtig Körperkontakt für die Gesundheit ist.

Besonders erschreckend: Der Mangel an Berührungen spiegelt sich auch in unserer Zufriedenheit wider. Vor der Pandemie gaben 57 Prozent an, glücklich zu sein. Dieser Wert fiel im letzten Jahr auf gerade einmal 42 Prozent.

„Für ein soziales Säugetier, wie wir es sind, können auf Dauer beide Extreme lebensbedrohlich werden: sowohl der fehlende Kontakt zu anderen Menschen als auch die übermäßige Enge und fehlende Rückzugsmöglichkeit“, erklärt Prof. Martin Grunwald, experimenteller Psychologe und Leiter des Haptik-Forschungslabors am Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig.

Wer jetzt denkt: Tja, dann kuschele ich eben mit mir selbst, hat leider die Rechnung ohne unseren schlauen Kopf gemacht 🥴: Bei Selbstberührungen werden bestimmte Informationskanäle zum Gehirn blockiert, so dass sich völlig andere neurobiologische Effekte ergeben, als wenn wir durch jemand anderen berührt werden“, klärt uns Prof. Martin Grunwald auf. „Durch diese Hemmungsprozesse sind wir zum Beispiel nicht in der Lage, uns selbst zu kitzeln. Unser Gehirn ‚weiß‘, dass wir es selbst sind.“

Es heißt also: Positiv bleiben und die Zeit nutzen

Neun von 10 Menschen meinen, dass menschliche Berührungen der Schlüssel zu einem glücklichen, erfüllten Leben sind. Und auch Prof. Tzipi Strauss ist sich sicher, dass wir Nähe nicht verlernen: „Nach der Pandemie werden wir auf jeden Fall wieder zum Körperkontakt zurückkehren. Die Verbindung durch Berührung liegt in unserer Natur.“ Sobald es also geht, sollten wir kuscheln, uns lieb haben und berühren, bis unsere Batterien voll aufgeladen sind – oder alle Unreinheiten wie von Zauberhand verschwunden. ❤️

Bis dahin nutzen wir die Zeit, uns um unser Tast-Organ Nummer Eins – genau, die Haut – zu kümmern. Denn nur, wenn man sich in seiner Haut wohl fühlt, lässt man auch Berührungen zu.

Mehr über: Haut, kuscheln, Berührungen

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