Alles, was bisher (noch) kein Trennungsgrund war, obwohl es immer in der Luft lag, kann jetzt kaum noch aus dem neuen Alltag herausradiert werden. Viele Paare gestehen sich also ein, was sie im Innersten vielleicht sogar schon lange gewusst haben dürften: Ich und mein Partner sind nicht füreinander bestimmt.
Experten erwarten eine höhere Scheidungsrate
Auch Psychologin Julia Scharnhorst prognostiziert gegenüber dem „Focus“ eine solche (Selbst)Reflektion, die gerne mal zur Beendigung einer Beziehung führt. Sie beschreibt es als ein ähnliches Phänomen, wie zu Weihnachten oder im Urlaub etwa: „In solchen Zeiten besteht definitiv eine höhere Trennungsgefahr. Wenn man so viel Zeit miteinander verbringt, fällt zum Beispiel schneller auf, wenn die Werte nicht zueinander passen.“
Und dennoch ist die aktuelle Ausnahmesituation längst nicht für alle Paare ein unüberwindbares Hindernis. Das Gegenteil kann ebenso gut der Fall sein. Beziehungen und Familien wachsen aneinander, rücken näher zusammen, lernen die Persönlichkeiten der anderen neu zu schätzen.
Sollte die Scheidungs- und Trennungsrate also tatsächlich in die Höhe schnellen, dann vor allem, weil Entscheidungen aktuell konsequenter getroffen werden, die ohnehin notwendig wäre. So ergänzt Neurowissenschaftler Volker Busch, wie der „Focus“ zitiert: „Ich glaube, dass die Ursache dafür, dass sich Menschen jetzt scheiden lassen, nicht die letzten zwei Wochen sind. Dann war vorher schon was anderes kaputt.“ Und dann, ja dann … ist diese Zeit vielleicht sogar wirklich eine wichtige Phase der Selbstreflektion. Die absehbar war, früher oder später. Und die durchlebt werden muss. Auch wenn es diese Erkenntnis leider nicht weniger schmerzhaft macht. 😕
Denkt weiterhin daran: Wir alle stehen das durch – gemeinsam!