Warum ich den Black Friday verurteile… und trotzdem etwas kaufen werde

Kaum schalte ich das Radio an, schlagen sie mir auch schon wieder entgegen: Tiefpreisgarantien, Preisschlachten, Angebote der Extraklasse. Nicht enden wollende Tiraden an Sales-Versprechen und Rabattcodes sind es wohl, die aktuell unseren Alltag bestimmen. Ganz klar, schließlich stehen Weihnachten und, noch viel näher, der Black Friday bereits wieder gefährlich nahe vor unserer Tür.

Ja, ich wähle dabei ganz bewusst die Bezeichnung „gefährlich“. Denn ich stehe diesen preislichen Unterbietungen durchaus kritisch gegenüber. Mir gefällt der Gedanke nicht, das Jahr mit einem hemmungslosen Kaufrausch, gepresst auf einige wenige Tage, ausklingen zu lassen. All diese Festlichkeiten, all diese Zahlungsziele…

Sollte es, statt um Konsum, nicht viel eher um Besinnlichkeit gehen? Sollten wir uns nicht lieber Aufmerksamkeit schenken, als das zehnte Päckchen unterm Weihnachtsbaum? Irgendwann ist aus der kalkulierten Preissenkung ein kapitalistisches Verkaufsinferno geworden. Und genau das ist es wohl auch, was mich das Radio schnellstmöglich wieder ausschalten lässt.

Zum einen, weil jedes noch so verlockende Angebot zu Käufen verleitet, die schlicht aus dem Affekt heraus passieren. Und zum anderen, weil ich das meiste davon in einer realistischen Kaufsituation einfach niemals brauchen würde. Klar, Anschaffungen können notwendig sein. Damit hat unser Kaufverhalten am Black Friday allerdings nur noch wenig zu tun.

Vom Supersale zum Megakauf

Zeitlich begrenzte 24-Stunden-Rabattcodes und panische Schnellkäufe machen uns nicht glücklich. Und übermäßiger Konsum schon mal gar nicht. Jedenfalls nicht länger als 10 Minuten. Auch wenn uns das die Werbung nur all zu gerne anders suggerieren will.

Stattdessen rocken wir mit unseren schnelllebigen Kaufentscheidungen nur immer weiter den Planeten herunter. Vom Kontostand mal ganz abgesehen. Immer wieder werden neue Teile produziert, Ressourcen verbraucht und Arbeiter*innen ausgebeutet. Immer wieder müssen all die Produkte hergestellt, aufbereitet und transportiert werden. Während gleichzeitig alte, oftmals längst noch gute Vorgänger, ihren sicheren Weg auf die Müllkippe finden.

Wir konsumieren eben einfach zu viel – und vor allem zu unbedacht. Nachhaltig ist am Black Friday damit wohl schon lange nichts mehr. Dabei ist der Grundgedanke dahinter gar kein verwerflicher. Schließlich sind Preissenkungen für viele Menschen die einzige Möglichkeit, sich wichtige Güter überhaupt erst leisten zu können. Dafür wird geplant und verglichen, darauf wird gewartet und gespart.

Wenn aus Lust Dringlichkeit wird

Nicht jeder kauft schließlich einfach so über die eigene Notwendigkeit heraus. Und auch ich komme genau deshalb um eine Partizipation nicht herum. So kritisch ich den Black Friday auch sehen mag. Weil große Anschaffungen eben Geld kosten… und so ein Supersale durchaus die entscheidende Vergünstigung ausmachen kann.

Bei mir wird es in diesem Jahr daher ein neuer Staubsauger werden. Einer, der nicht nach zwei Sekunden an Saugkraft verliert. Einer, dessen Beutel beim Öffnen nicht den ganzen Inhalt in der Wohnung verteilt (am I old yet? 😝). Er wird zum Black Friday Sale bei mir einziehen, weil ich mir lange genug Gedanken darüber gemacht habe. Weil ich weiß, was genau ich brauche – und welches Produkt es werden soll.

Darauf habe ich hingearbeitet. Indem ich Geld beiseite lege, auf andere Käufe verzichte und Bewertungen vergleiche. Dieses Gerät soll mir lange Zeit gute Dienste erweisen. Und das hat nunmal seinen (vergünstigten) Preis. Ich nutze den Black Friday also nicht, um mehr zu kaufen, sondern auf lange Sicht hoffentlich sogar weniger. Weil dieser neue Staubsauger halten muss. Und nicht im neuen Jahr wieder ersetzt werden soll.

„Es muss nicht immer der Black Friday sein“

Auch dieser Gedanke ist natürlich durchaus privilegiert. Für viele Menschen ist jede einzelne Anschaffung, gerade in diesem Jahr, mit einem großen Für und Wider verbunden. Klar macht es da Sinn, auf den Tag mit dem günstigsten Angebot zu reagieren.

Und dennoch bin ich auch weiterhin der Meinung: Wir alle sollten bewusster mit Kaufentscheidungen umgehen. Uns weniger schnell verleiten lassen. Öfter mal abwägen und Käufe bedachter tätigen. Dieser Tag sollte es nicht zum Ziel haben, wahlloses Zuschlagen zu befördern. Weshalb sich immer mehr Unternehmen wohl auch ganz bewusst dazu entscheiden, Sales eben nicht an diesem einen Freitag zu bewerben. Nu-In, Ecoalf und die The Nu+Company sind dabei nur einige der prominentesten Beispiele. In einem Statement von Nu-In heißt es beispielsweise: 

„Der Black Friday, oder sogar die Black Week, wurde zum alleinigen Katalysator für Massenkonsum. Durch künstlich produzierte Preissenkungen geben Einzelhändler den Verbraucher*innen das Gefühl, ein besonders gutes Geschäft zu machen. Gerade die Fashion-Industrie hat diese Droge bewusst erfunden, um ihre Einnahmen zu steigern, indem sie Menschen dahingehend manipulieren, zu viel zu kaufen und zu viel auszugeben.“

Shoppen mit der 30-Tage-Regel

Wie wäre es stattdessen also ganz bewusst mit der wohlüberlegten Frage: Was brauche ich wirklich? Was bereitet mir auch längerfristig Freude?

Es muss nicht immer der Black Friday sein. Und es müssen auch nicht immer Großkonzerne sein, die davon letztlich am meisten profitieren. Vielleicht unterstützen wir in diesem Jahr lieber das kleine Unternehmen von nebenan? Vergleichen Preise auch unabhängig von Amazon und Co.? Lassen Kaufideen reifen, anstatt der Übersprunghandlung nachzugeben…?

30 Tage lang sollten wir uns laut „ZDF Wiso“ eigentlich Gedanken machen, bevor wir auch wirklich auf „Kaufen“ drücken. Schwirrt das Produkt auch nach Ablauf dieser Frist noch in unserem Kopf herum? Haben wir die Notwendigkeit davon vielleicht doch schon wieder vergessen? Oder ist es uns der Preis am Ende einfach nicht wert?

Lasst uns diesen Tag also nutzen. Aber nicht, um in einen Kaufrausch zu verfallen, sondern um gezielte Anschaffungen innerhalb dieses kapitalistischen Systems möglicher zu machen. Wertvolle Weihnachtsgeschenke etwa, notwendige Haushaltswaren oder lang erträumte Wunschlisten-Kandidaten. Der Black Friday ist, was wir daraus machen. Lasst es das beste für Mensch und Umwelt sein. 🙏

Auf den richtigen Umgang kommt es an

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