Daphne übernimmt hier beim Sex das erste Mal selbst die Führung. SIE ist der dominante Part und oben, was wir geil finden. Und der Duke auch. Innerlich haben wir bei diesen Sequenzen (anfangs!) echt stolz jubiliert. Doch dann nimmt die Sache plötzlich eine völlig falsche Richtung an. Denn irgendwann checkt Simon natürlich, dass er in dieser Position nicht so easy den Penis rausziehen kann wie sonst. Das Entsetzen darüber ist ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Daphne ist sich dessen durchaus bewusst. Doch auch sein „Warte, warte… Daphne“ ignoriert sie, bis Simon schließlich zum Orgasmus kommt. In ihr.
Man darf die Vergewaltigungsszene in „Bridgerton“ nicht einfach so umkommentiert lassen…
Das ist eine Vergewaltigung. Und dabei ist es auch nicht von Bedeutung, dass Simon am Ende gekommen und zu Beginn noch mit dem Sex einverstanden ist. Denn genau das hat sich im Laufe des Aktes verändert. Simon hat Daphne klar zu verstehen gegeben, dass er an dieser Stelle so nicht weitermachen möchte. Nonverbal (mit panisch aufgerissenen Augen) und auch direkt mit unmissverständlichen Äußerungen. Und trotzdem (mit dem Wissen über seine Ablehnung) hat Daphne die Sache fortgesetzt.
Doch wisst ihr, was genauso so schlimm ist? Wie anschließend damit umgegangen wird. Nämlich eigentlich gar nicht. Daphne konfrontiert Simon sofort mit seiner „Ich kann keine Kinder bekommen“-Lüge, was zum Mittelpunkt ihrer Diskussion wird. Was gerade vorher im Bett zwischen ihnen passiert ist, geht dabei völlig unter. Und wird, soweit wir uns gerade erinnern, auch nicht wieder hochgeholt. Das ist scheiße. Zwar wird mit Lady Whistledowns Kommentar in der Off-Stimme angedeutet, dass Daphnes Tat falsch ist („Verzweifelte Zeiten mögen nach verzweifelten Taten schreien, doch ich wette, dass ihre Taten für viele die Grenzen des Erlaubten überschreiten. Möglicherweise dachte sie, keine Wahl zu haben. Oder sie kennt keine Skrupel. Doch ich frage sie: Kann der Zweck jemals solch schäbige Mittel heiligen?„), aber eben auch nur indirekt. Hier hätte mehr passieren müssen. Vergewaltigungen dürfen nicht einfach totgeschwiegen werden. Dieser Meinung sind auch viele Leute auf Twitter und Co., die die Szene krass verurteilen. Genauso wie die Zuschauer*innen, die einfach über die Vergewaltigung hinwegsehen oder sie ignorieren. Einige sehen den Grund dafür übrigens auch darin, weil der Mann hier mal in der Opferrolle ist.