In dieser Woche wurde die erste Folge des diesjährigen Sanremo-Festivals (der bedeutendste Musikwettbewerb in Italien) im italienischen TV ausgestrahlt – und viele Leute dürften da vielleicht mal kurz etwas größere Augen auf dem heimischen Sofa gemacht haben. Der Grund: Chiara Ferragni, die plötzlich in einem „Naked Dress“ die Bühne betrat. Ein Dress, das auf den ersten Blick so wirkte, als wäre es komplett transparent, und als würde es uns fast alles von der Influencerin offenbaren. Dass dem nicht ganz so wahr, wurde erst mit einem zweiten Blick deutlich. Denn tatsächlich war das Kleid von Dior – inspiriert von Maria Grazia Churi, die vor ein paar Jahres bereits ein ähnliches Kleid für Dior designte – ausschließlich mit Tausenden von Mikrokristallen versehen. Heißt: An den Brustwarzen und auf dem Bauchnabel des italienischen Models wurden dunklere Kristalle angebracht, um so die Illusion zu erschaffen, dass Chiara gerade nackt vor dem Publikum stehen würde. Eine modische Provokation, für die sich die 35-Jährige nicht grundlos entschied. Im Gegenteil! Mit ihrem „Shameless Dress“, wie Chiara ihr Kleid auf Instagram auch betitelt, wollte und will sie „die Aufmerksamkeit auf die Rechte der Frauen, ihre Körper und die Art und Weise, wie sie über ihren Körper verfügen“ lenken. Im gleichen Zuge posiert sie auf Instagram mit einem Apfel in der Hand – natürlich eine Anspielung auf Eva im Paradies.
Vier Kleider, vier wichtige Botschaften! Chiara Ferragnis TV-Auftritt ist jetzt schon ikonisch
„Diese Illusion der Nacktheit soll alle an das Recht und die Gleichheit der Geschlechter erinnern, sich zu zeigen, sich zu entblößen, ohne sich verurteilt oder schuldig fühlen zu müssen“, so Chiara. AMEN!!! Denn man nehme doch nur mal Instagram: Männer dürfen sich dort fleißig oberkörperfrei zeigen, während Fotos, auf denen man auch nur einen HAUCH einer weiblichen Brust oder eines Nippels sieht, eigentlich direkt von Insta gelöscht werden.
Chiara wolle deswegen mit ihrem Kleid „allen Frauen in der Welt, die geächtet und missbraucht werden“, eine Stimme geben. Genauso wie denen „denen gesagt wird, dass ihr Körper Schande verursacht, dass er nur ein Objekt der Begierde ist oder dass er zur Sünde verleitet“. 🙏 Jede Frau habe das Recht, sich sexy zu fühlen und sich so auch zu zeigen, ohne befürchten zu müssen, dass dadurch Gewalt von Männern gerechtfertigt oder ihre Schuld gar gemildert wird. Eine Sache, die ja leider aber immer wieder Realität ist. Wie oft hört man in Missbrauchsfällen Sätze à la: „Sie hat’s ja mit ihrem kurzen Rock und tiefem Ausschnitt provoziert!“? Bullshit! Mehr nicht!
Maria Grazia Chiuri sagte außerdem: „Dieses Kleid ist eine Ode auf die Schönheit des weiblichen Körpers in einer Zeit, in der in einigen Ländern der Welt die reproduktiven Rechte von Frauen bedroht sind, ihnen die Freiheit zu studieren und zu arbeiten genommen wird und ihr Recht auf ein friedliches Leben durch Krieg mit Füßen getreten wird“. Worte und Bilder, die nachhallen, so viel steht fest.
Doch alleine bei dem „Shameless Dress“ blieb es an dem Abend nicht. Denn tatsächlich setzte Chiara mit noch drei weiteren Kleidern ein modisches und verdammt wichtiges Statement gegen Hass, Gewalt und Sexismus.
„Denke frei“
So auch mit ihrer ersten Robe, die sie an dem Abend trug. Auf einer weißen Stola konnte man dort die Worte „Pensati libera“ (zu Deutsch: Denke frei) lesen. Diese stammen aus einem Foto von dem Künstlerduo Claire Fontaine und sollen „Frauen dazu inspirieren, sich frei zu fühlen“. Auch wenn das bedeutet, dass sie damit vielleicht aus klassischen Rollenbildern ausbrechen und gesellschaftliche Erwartungen enttäuschen. „‚Pensati libera‘ ist allen Frauen gewidmet, die sie selbst sein wollen, ohne dafür be- und verurteilt zu werden“, schrieb Chiara zu einem Foto in dem Dress auf Insta.
„The Hate Dress“
„Widerlich“, „Bald kommt ein Porno …“, „Bist du eine Escort-Mutter?“, „Das ist Photoshop, ihr echter Hintern ist total schlaff“ – All diese Hate-Kommentare musste sich die Influencerin schon einmal auf ihrem Instagram-Account anhören. Aus diesem Grund zierten sie auf dem Sanremo-Festivals auch das dritte Kleid der Zweifach-Mutter – das „Hate Dress“. Es ist ein Mittelfinger (den sie by the way auch als Accessoire auf Insta zu dem Look trägt 🖕) an all ihre Hater. „Wir wollen alle Frauen daran erinnern, sich nicht von Hatern unterkriegen zu lassen, denn nur die Meinung derer, die uns lieben, zählt wirklich“, so Chiara.
„The Cage Dress“
Bei Chiaras viertem Dior-Kleid geht es um die Hoffnung, „die vom Patriarchat auferlegten Konventionen zu brechen“, um ein freies, selbstbestimmtes und vor allem glückliches Leben führen zu können – ohne sich dabei eingesperrt zu fühlen. „Eine Hoffnung, die wir in die Mädchen von heute setzen, die die Frauen von morgen sein werden. Das ist der Wunsch einer Mutter für ihr kleines Mädchen, das endlich Vittoria rufen kann“, schrieb das Model zu seinem Posting auf Instagram.
Und jetzt möchten wir diesen Text mit zwei kleinen Ausschnitten aus Chiaras Brief, den sie einst an ihr jüngeres Ich geschrieben hat (Video oben) beenden: „Du bist genug und warst es immer. Feiere deine Erfolge immer und mache dich nicht klein.“ YES, sagt euch das bitte immer, ihr Lieben! Ihr seid richtig und toll, genau so, wie ihr seid. Und jetzt Brust raus und erobert die Welt. Ihr habt’s alle verdient! 💗👏
Getty Images, Instagram/ chiaraferragni
