Vier Worte. Mehr braucht eines der renommiertesten und (im übrigen auch von uns) hoch geschätzten Nachrichtenmagazine nicht, um die Krise, in der wir Frauen immer noch stecken, ans Tageslicht zu bringen. Vier Worte, die verdeutlichen, dass wir noch einen sehr langen Weg vor uns haben, bis wir auch nur annähernd gleichberechtigt sind – im Berufsleben und auch sonst:

„Perfektes Outfit, perfekte Rede“ – so betitelt Spiegel Online die grandiose Rede von Michelle Obama. Perfektes Outfit? Echt jetzt? Dass ausgerechnet wir bei Très Click den Fokus auf Mode kritisieren, mag auf den ersten Blick merkwürdig erscheinen. Aber auch wir wissen, dass es Momente gibt, in denen etwas anderes zählt als Äußerlichkeiten. Michelle Obama ist nicht über irgendeinen roten Teppich geschritten und sie hat kein Kaufhaus eingeweiht, nein, sie hatte etwas zu sagen. Etwas sehr Wichtiges sogar.

Hätte ihr Mann diese Rede gehalten, hätte der Spiegel „Perfekter Anzug, perfekte Rede“ geschrieben? Wohl kaum. Aber Michelle Obama ist nun mal „nur“ eine Frau und da zählt wohl in erster Linie ihr Aussehen. Wir wissen, dass dieser Ausrutscher bestimmt der knappen Zeit und dem nicht enden wollenden Strom an News geschuldet ist. Auch wir finden nicht immer die richtigen Worte. Aber wir sind, mit Verlaub, auch nicht der Spiegel.

Der Spiegel ist für viele, viele Menschen die wichtigste Nachrichtenseite im Land, hier wird über das aktuelle Tagesgeschehen nicht nur berichtet, es wird auch eingeordnet. Und gerade deshalb ist es so wichtig, dass solche Headlines in Zukunft vermieden werden. Klar, Lifestyle und Fashion sind schnelle Klickbringer, weshalb auch Spiegel Online seit neuestem Formate wie „Wähle das bessere Outfit“ einbindet.

Aber wenn die First Lady der USA eine fast schon legendäre Rede hält, ist es erst mal egal, ob sie ein „schlichtes blaues Christian-Siriano-Kleid“ oder ein Hula-Kostüm getragen hat. Punkt.