Schulabschluss. Abiball. Studium. Erste Wohnung, Hochzeit und dann: Kinder. Ja, wir leben im 21. Jahrhundert, und ja, zumindest offiziell sind heutzutage so ziemlich alle alternativen Lebensformen – von Mingles, über Nichtbeziehungen bis hin zur Polyamorie – erlaubt. Trotzdem gehen irgendwie die meisten davon aus, dass unser Leben einem gewissen Plan zu folgen hat. Und ein unausweichlicher Punkt lautet da: ’Kinder’.
Kein Wunder, dass wir – Ende 20, seit Jahren in einer mehr oder weniger funktionierenden Beziehung – diesen Satz immer mal wieder zu hören bekommen: „Wann bekommt ihr eigentlich Kinder?“ Und dann: Schweigen. Was soll man bitte auf diese Frage antworten? Ich hüstele meistens nur verlegen, erzähle kurz irgendwas, um abzulenken und versuche das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. Eigentlich ganz schön umständlich, wenn die einzig richtige Antwort auf die Frage: „Geht dich ’nen Sch**ß an!“ wäre. Wirklich. Klar, ist es wichtig, sich für andere zu interessieren und nach Plänen und Wünschen zu fragen. Das beinhalten für mich aber nicht die Frage nach Kindern. Wenn es nach mir geht, ist diese Frage sogar absolut unangemessen und aufdringlich. Die Frage, ob man Kinder kriegt, ist ähnlich intim, wie zu fragen, ob man nach sechs Jahren in einer Beziehung eigentlich noch Spaß am Sex hat, ob man schon mal auf einer Fetischparty war und ob man eigentlich bei der Steuererklärung schummelt. Über manche Dinge redet man einfach nicht.
Mich trifft die Frage nicht ganz so hart, weil ich wirklich noch überhaupt gar keinen Kinderwunsch verspüre. Bei Lina, einer Bekannten von mir, ist das anders: Sie ist seit fünf Jahren mit ihrem Freund zusammen, die beiden leben jetzt seit zwei Jahre gemeinsam in einer Wohnung und rein faktisch spricht nichts gegen ein Baby. Nur, dass er nicht will. Was kein allzu kleines Gegenargument ist. Männer können sich nun mal auch mit Mitte 30 noch jede Menge Zeit lassen. Anders als Lina, die gerade 33 Jahre alt geworden ist, und die jedes neue Baby in unserem Bekanntenkreis stresst. Die Frage nach einem Baby löst da nur zusätzlich Unbehagen aus.