Könnte eine Show wie „Emily in Paris“ mit einer Plussize-Hauptdarstellerin existieren?

Bonjour mes Chéries. 💋 Wie ihr bereits wisst, wurden wir pünktlich zum Herbst mit einer neuen Hype-Serie ausgestattet und die Topics rund um die erste Staffel von „Emily in Paris“ sind on fire. Von High-Fashion über Boys, Boys, Boys bis hin zum französischen „la vie est belle“ entführt uns die zehnteilige Netflix-Serie in die französische Hauptstadt. Dort spielt die Geschichte von Hauptdarstellerin Emily (Lily Collins), einer jungen, attraktiven Amerikanerin, die ihren Traumjob als Social-Media-Creator ergattert und das glamouröse Leben in Paris kennenlernt.

Schauspielerin Lily Collins als „Emily in Paris“

Dabei erlebt Emily den Cinderella-Effekt in vollen Zügen und schafft es, kaum dass sie in Paris angekommen ist, die richtigen Leute von sich zu überzeugen, zu den glamourösesten Partys eingeladen zu werden und und und. Der Erfolg fliegt ihr zu, die Instagram-Follower steigen rasant und klar, ihr neuer Nachbar Gabriel ist natürlich auch noch ein absoluter Traummann. Das Leben hat es wirklich sehr gut mit Emily gemeint! 😉

Ach, wir lassen uns nur zu gerne in diese rosarote Blubber-Blase entführen und verfallen der dezent unrealistisch und perfekt wirkenden Traumwelt in solchen Girly-Serien. 🥺

Serien, in denen die Hauptcharaktere eigentlich in den meisten Fällen ausschließlich von sehr attraktiven, schlanken, manchmal auch erschreckend dünnen Frauen gespielt werden. Und genau deswegen geht mir eine Frage gerade durch den Kopf:

Könnte eine Show wie „Emily in Paris“ mit einer Curvy- oder Plussize-Hauptdarstellerin existieren? 🤔 🎬

Liebe Drehbuchautoren und Serien-Produzenten, ich habe ein paar Fragen!

Wenn es nach mir geht: Safe! Warum auch nicht!?

Damit ist diese Frage schon mal geklärt. Doch es wirft direkt die nächste auf: Was hält die Entertainment-Branche also davon ab, mehr Realität und Diversität zu fördern und die alt bekannten Muster zu durchbrechen? Mangelt es ihnen an Körper-Bewusstsein? Fehlt es ihnen an Weitsicht? Warum wollen sie keinen Curvy- oder Plussize-Hauptcharakter in der Show haben? Vielleicht sind sie schlichtweg alle Angsthasen, die seit Jahren die geglaubte „Erfolgsstory schlank & sexy“ in ihrem Mindset verankert haben und einfach nicht mutig sind, sich einzugestehen, dass wir Konsumenten und Serienjunkies mehr als nur bereit für Köper-Authentizität, Individualismus und Diversität sind!

Ich bin alle möglichen Argumente gegen eine übergewichtige Hauptdarstellerin durchgegangen. Wobei ich mich bei „übergewichtig“ am Messwert des BMIs orientiere. (Es ist nichts so, als würde ich diesen für sinnvoll erachten, doch für den Artikel ist der BMI ein guter Messwert.🤦‍♀️) Dabei bin ich auf acht „Anti-Plussize-Hauptdarstellerin“-Argumente gestoßen, die anfangs „plausibler“ klingen und die mögliche „Angst“ der Produzenten verständlicher wirken lassen.

Doch wie ihr euch denken könnt, habe ich diese Punkte gut auseinandergebaut, um aufzuzeigen, dass die „Angst um den Erfolg“ ziemlich sicher völlig unbegründet ist. 

Die Plussize Models. Marquita Pring, Candice Huffine und Ashley Graham beweisen, wie sytlisch und sexy der Pariser-Bombshell-Look an Konfektionsgrößen 46 ausfällt.

Ich nehme euren Anti-Argumenten das Feuer!

1. Die Optik der Hauptdarstellerin muss Cover-Girl-Charakter mit sich bringen!

Absolut. An diesem Argument habe ich für eine Glamour-Girly-Serie nichts auszusetzen und erinnere mich nur zu gern an die zahlreichen Vogue- und Harper’s Bazaar-Cover von Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw. Ja, zu den Zeiten von „Sex and the City“(Start 1998) waren Models und Schauspieler*innen außerhalb der verlangten 90-60-90 Maße eine richtige Seltenheit. Und noch seltener schmückten sie die Cover der Hochglanz-Fashion-Magazine. Seitdem sind 20 Jahre vergangen und ich verweise an dieser Stelle zu gern an die Bombshell-Plussize-Models und It-Girls Candice Huffine, Ashley Graham, Tara Lynn und Marquita Pring, die regelmäßig die Vogue-Covers der Welt schmücken.

Kurz habe ich probiert, die Covers zu zählen, doch es sind einfach zu viele. Und on top: Diese Power-Frauen sind auf jedem roten Teppich anzutreffen und absolute Fashion-Ikonen und Cover-Girl-Charaktere. Sorry Guys, das Argument zählt nicht.

2. Übergewicht ist ungesund und darf nicht optisch gefördert werden!

Vorweg möchte ich klarstellen, dass wir aufgrund der optischen Erscheinung nicht wissen, wie der gesundheitliche Zustand einer Person ist. Wir könnten mutmaßen, dass ab einem gewissen Gewicht der Körper ungesund beeinträchtig wird. Doch was ist mit Faktoren wie Sport, Rauchen, Junk-Food, Alkoholkonsum ect.? Vieles können wir allein durch die Körperoptik nicht erfassen.

Natürlich sollte ein ungesunder Lebensstil nicht visuell gefördert werden, doch trotzdem gehören übergewichtige Körper in unserer Gesellschaft dazu. Fakt ist, dass die Gesamtzahl an übergewichtigen Personen in den letzten Jahrzehnten weltweit stark angestiegen ist. 2014 waren weltweit 1,9 Milliarden Menschen übergewichtig (BMI über 25) und ca. 600 Millionen Menschen waren stark übergewichtig (BMI über 30). Tendenz steigend. Der Ursprung dafür liegt nicht in der Auswahl der Hauptcharaktere einer Girly-Serie! Hier würden mir ein paar andere Industrien und soziale Strukturen einfallen, die ihren Teil dazu beigetragen haben!

Nach dieser Logik sollten übrigens die Zuschauer auch vor Untergewicht, übertriebenem Fitnesskult, verherrlichender Gewalt, unrealistischer Vorstellung von Liebe und Shopping-Sucht geschützt werden! 🤦‍♀️

3. Die Designer-Klamotten und Outfits passen keinem Plussize-Körper.

„Emily in Paris“ ist die Carrie Bradshaw der Generation Corona und das ist kein Wunder: Denn keine Geringere als Kostümbildnerin, Stylistin und Modedesignerin Patricia Field, die neben „Sex and the City“ auch den Film „Der Teufel trägt Prada“ ausgestattet hat, hat Emily Cooper in die Luxusmarken gesteckt.

Zugegeben, bis vor ein paar Jahren war es wirklich schwierig, Luxusmarken in Konfektionsgrößen 42 + zu finden. Doch seit 2011 Crystal Renn, das erste berühmte Plussize-Cover-Model für Dolce & Gabbana in einer weltweiten Kampagne posierte und obendrauf für Jean Paul Gaultier auf der Pariser Fashion-Week lief, hat sich die Welt verändert.💥

Seitdem hat der Markt sich immer mehr der breiten Masse angepasst und die Highend-Luxusmarken haben ihr Größen-Repertoire stetig erweitert.

Chanel, Dior, Versace, Michael Kors, Fendi und Jacquemus haben allein diese Fashion-Weeks einen breiten Mix an Models, mit den unterschiedlichsten BMIs über den Runway geschickt.

Einen zusammengefassten Beweis für eine riesige Kostümauswahl liefert der amerikanische Einzelhändler 11 Honoré, der eine Online-Plattform für verschiedene Luxus-Labels, die bis in Konfektionsgröße 56 produzieren, anbietet. 👇

Und falls jetzt das Argument auftaucht, dass Emily sehr hautzeigende Looks trägt, die öfter bauchfrei sind, und die eben nur schlanke Frauen – bevorzugt mit Sixpack – tragen können, dann ….!

Ach, seht selbst, in welche Richtung mein Anti-Argument läuft: Darf ich euch Ali. Tate Cutler vorstellen, Plussize-Model und Influencerin, die auf ihrem Instagram-Kanal mehrfach bewiesen hat, dass auch eine Größe 44 Bauchfrei geil aussieht.

Voilà, mes chers amis. 👆

4. Ein übergewichtiger Hauptcharakter würde niemals einen attraktiven Mann anziehen

Schade, dass ihr virtuell nicht meinen lauten Lachanfall miterleben konntet. Diesen Punkt kann ich nur aus eigener Erfahrung verneinen. Das Gewicht ist weder für eine erfolgreiche Partnerschaft ausschlaggebend, noch hält es die wahre Liebe ab.

Und habt ihr schon mal den Ehemann von Ashley Graham gesehen? Nein? Dann schaut euch mal den attraktiven Mann (hier) an. 😏

5. Viele Drehbuch-Situationen sind mit Übergewicht körperlich unmöglich!

Na, ja. Es ist ja nicht so, als müsste die Hauptdarstellerin einen auf „Catwoman“ machen und über den Dächern von Paris in spektakulären Stands bösen Schurken hinterherjagen. Gut, sie wohnt im 5. Stock, aber wer kann mir bitte beweisen, dass alle Menschen ab Konfektionsgröße 44 faul und körperlich zu schwach sind, in die 5. Etage zu steigen? 😜 Ich schaffe es auch täglich mit Konfektionsgröße 44 problemlos in die 3. Etage meiner Altbauwohnung und mein BMI bedeutet „leichtes Übergewicht“.

Vielleicht bin ich später einmal richtig lustig und laufe in die 5. Etage. Und falls nicht, freue ich mich über den Fahrstuhl.

6. Übergewichtige sind voller Traumata und leiden an Essstörungen!

Uhhhhhhhh, bad one und ziemlich engstirnig oben drauf gedacht. 🤦‍♀️ Fangen wir peu à peu mit den Aussagen an. Erstens, „Übergewichtige sind voller Traumata“: Ja, ich habe meine Traumata und ja, ich habe übergewichtige Freundinnen, die auch ihre traumatischen Erlebnisse hatten. Ebenso habe ich sehr schlanke Freundinnen, denen das Leben auch das ein oder andere Trauma verpasst hat, das sich oftmals im Umgang mit Essen widerspiegelt. Wer von uns hat bitte keine Traumata im Leben erlebt, mit denen er sich im Prozess des Erwachsenwerdens rumschlägt? 😉

In meinem Fall kann ich nur bestätigen, dass ich gelernt habe, meine (schon fast menschlich normalen) Traumata, die zu Essstörungen geführt haben, anzugehen und letztendlich zu heilen. Wenn ich das kann, können wir das alle und damit fällt das Kartenhaus der Anti-Argumente zusammen.

P.s. Ein Traumata hat nichts mit schauspielerischen Leistungen zu tun.

7. Top Influencerinnen sind schlank.

An dieser Stelle würde ich gern auf Punkt 1 und Punkt 3 verweisen und wem das nicht als schlagende Argumente reicht, den frage ich: Habt ihr schon mal von den erfolgreichen Influencerinnen Iskra Laurence, Lateciat ThomsonLeslie Sidora oder Felicity Hayward gehört? Sie alle sind erfolgreich, wunderschön und tragen Konfektionsgröße 44 aufwärts.

Jeder mit jeder Größe kann Top-Influencer werden, wenn genug Liebe, Ehrgeiz und Talent mit einfließen.

8. Einige Dialoge und Situationen im Drehbuch sind unmöglich umzusetzen, denn eine authentische übergewichtige Hauptdarstellerin würde emotional eskalieren.

Ja, ja, alle Amerikaner essen ausschließlich Pizza, Japaner ernähren sich nur von Sushi und jede Frau mit einem BMI von über 26 ist emotional sehr dünnhäutig, ohne Selbstwertgefühl aufgestellt. Willkommen zu einer neuen Runde „Bullshit-Bingo-mit-Fine“ und fürs Protokoll: Selbstbewusstsein und Charakterstärke hängen nicht vom Gewicht ab! 🙏

Bestimmt gibt es übergewichtige Menschen, die sich von dummen Kommentaren persönlich angegriffen fühlen. Bestimmt gibt es auch schlanke Menschen, bei denen das der Fall ist und die unkontrolliert „emotional“ zurückschießen. Der coole „Rauchen ist mindestens genauso ungesund“- Konter von Emily hätte auch aus dem Mund einer übergewichtigen Emily kommen können. Das „unsichere dicke Mädchen“ ist ein Hollywood-Stereo-Typ, der alle über einen Kamm schert und unser aller Selbstwertgefühl schadet.

Terminer l‘argumentation avec succès, zu deutsch: Hiermit ist die Argumentation beendet. ❤️

Boom

Im Fall von „Emily in Paris“, oder den berühmten Vorgängern wie „Gossip Girl“, „The Bold Type“ oder „Sex and the City“ sind sämtliche Hauptcharaktere in sehr schlanker Form and that’s okay.

Es muss nicht auf Teufel komm raus, Diversität und Bodylove in jede Serie reingepresst werden, um jedem gerecht zu werden. Ein gesunder Mix in der Wahrnehmung, ohne es zu thematisieren, würde ja schon reichen. Doch aktuell sind wir noch weit entfernt von dieser Balance.

Speziell Hollywood und Co. prägen seit Jahrzehnten durch die Auswahl ihrer wunderschönen, schlanken Sternchen massiv unsere Körper-Wahrnehmung und dadurch auch unser eigenes Selbstwertgefühl. Weshalb es auch an der Zeit ist, eine Girls-Serie mit einer übergewichtigen Hauptdarstellerin über unseren Bildschirm laufen zu sehen. Denn ein breit aufgestelltes (TV-)Bild an Farben, Formen und Größen, in denen wir uns selbst wiederfinden können, hilft uns, ein gesundes Verhältnis zu unserem Körper entwickeln zu können.

Liebe Produzent*innen, wir leben in einer verrückten und absolut ungesunden Welt. Bitte fügt ein bisschen mehr Realität dieser Scheinwelt hinzu. Das tut uns allen gut. Also falls jemand von euch zufällig mit dem „Emily in Paris“-Macher Darren Star befreundet ist, schickt ihm bitte diesen Artikel.

Bisou Bisou 💋

x Fine

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