Warum die 3. „Emily in Paris“-Staffel durchfällt – und trotzdem alle die Show gucken

+++ Der Artikel enthält Spoiler zur 3. „Emily in Paris“-Staffel +++

Für ein paar von euch kam Weihnachten im letzten Jahr sicher schon ein paar Tage früher. Immerhin ging am 21. Dezember endlich die 3. Staffel von „Emily in Paris“ online. Und ja, ich bin ganz ehrlich: Auch ich habe mich begierig auf die zehn neuen Folgen der beliebten Netflix-Serie gestürzt. Wie viele andere Menschen da draußen eben auch. Die 3. Staffel wurde laut Deadline schon in der ersten Woche nach Veröffentlichung mehr als 117 Millionen Stunden gestreamt und hält sich damit natürlich locker flockig in den Netflix Top 10. Wenn auch nicht auf Platz 1, wo es sich „Wednesday“ verdienterweise seit Wochen gemütlich macht. Und dennoch: Die Menschen sind im „Emily in Paris“-Fieber. Und ich frage mich gerade: Warum eigentlich? Denn wenn man ehrlich ist, ist die Netflix-Show mittlerweile nur noch irgendwas zwischen Klischee-Feuerwerk und Dauerwerbesendung. Alles natürlich wie immer très chic und herrlich bunt inszeniert… mit wunderschönen Menschen in teurem Luxusfummel, den sich GANZ BESTIMMT auch jede Social-Media-Verantwortliche einer Werbeagentur (wie Emily es ist) leisten kann. NICHT. 😄 Und ja, klar, das ist jetzt alles irgendwie nichts Neues. Auch die letzten zwei Staffeln waren keinesfalls tiefgründig und dazu da, uns mit irgendwelchen deepen Lebensweisheiten zu füttern (was ja auch mal ok ist)… aber irgendwie hat „Emily in Paris“ mit der 3. Season nun wirklich seinen Höhepunkt an Belanglosigkeit, nervigen Klischees und noch viel nervigeren Produktplatzierungen erreicht. Und das konnte auch die Storyline in der neuen Season nicht wirklich wettmachen. Womit ich auch direkt mal zu dem ersten großen Minuspunkt komme…

Die Storys in „Emily in Paris“ 3 sind mir ein bisschen zuuuu inkonsequent und sprunghaft

Denn mal ehrlich: Wer hat in der neuen Staffel eigentlich nicht mal völlig aus dem Nichts seine Meinung geändert? Angefangen mit Emily. Wir wussten ja nach der letzten Staffel, dass es in der Fortsetzung irgendwie auch darum gehen würde, für wen sich Emily nun entscheiden wird: Gabriel oder Alfie. Ein großes Love Triangle mit feurigen Dramen wurde uns vorab sogar versprochen. Nur sieht man davon nichts. Die meiste Zeit turtelt Emily mit Alfie, der extra für sie in Paris geblieben ist, rum… Und als es kurz mal kriselt, kommt sie natürlich mit DER Liebeserklärung aller Liebeserklärungen um die Ecke und singt vor versammelter Mannschaft für den gutaussehenden Londoner. Und Gabriel? Mit dem macht sie die meiste Zweit einen auf gute Kumpels. Klar, merkt man, dass da noch was ist, aber von der einstigen elektrisierenden Spannung zwischen den beiden, die man bis durch den Laptop spüren konnte, ist nichts mehr zu sehen. Und trotzdem merkt Emily am Ende scheinbar urplötzlich, dass sie den Franzosen ja irgendwie doch besser findet als Alfie. Und auch Camille spricht im Staffelfinale auf einmal davon, dass ja „jede:r“ sehen könne, wie verliebt die beiden doch wären. Nö. Also ich so gar nicht. 😄 Die Mehrheit auf Twitter by the way gerade so:

Und irgendwie läuft das in der neuen Staffel mit allen Beziehungen so. Mindy schwebt in einem Moment noch auf Wolke 7 mit Benoit und kaum, dass die erste kleine Hürde kommt, hat sie nur noch Augen für den reichen Modelabel-Erben Nicolas. Benoit? Scheint wie wegradiert aus ihrem Gehirn. Und Sylvie? Die beteuert ihrem Fotografen gerade noch, dass er der Einzige und ihr (Ex)Mann Laurent definitiv kein Thema mehr sei, nur um in der nächsten Sekunde mit letzterem im Feld zu landen. Und warum das Ganze? Um das Klischee zu bedienen, dass in Paris eben jeder tut, was er will, wann er will und mit wem er will? Dass Partner:innen getauscht werden wie Designer-Handtaschen?

Sind wir hier noch bei „Emily in Paris“ oder schon in der nächsten Werbe-Dauerschleife?

Die Story hat mich in „Emily in Paris“ 3 also schon mal nicht abgeholt. Ich habe nirgends so richtig mitgefiebert, wie vielleicht noch in den ersten beiden Staffeln. Und wahrscheinlich war ich deswegen beim Schauen stattdessen auch sehr ausführlich mit der überhaupt nicht dezenten Produktplatzierung in gefühlt jeder Folge beschäftigt. Gut, das war auch nicht schwierig. 😄 Ganz vorne mit dabei: ausgerechnet McDonald’s… was in der Serie doch echt als „kleiner Luxus des Alltags“ angeteasert wird. Die Fast-Food-Kette sei dort nämlich an die französische Kultur angepasst und demnach ja „so chic“, wie Emily säuselt, während sie mit Gabriel einen der Mcces-Läden bewundert. Und das in einer Länge, dass man wirklich kurz mal denkt, man stecke in einem Werbespot fest.

Und klar, man kann nun argumentieren, dass es in Emilys Job ja nun mal um Marketing geht, aber excuse moi… wenn man jetzt liest, dass McDonald’s mittlerweile ein „Le Menu Emily in Paris“ anbietet, kann man ja nur noch von krassem Product Placement sprechen. 😆 Da soll mir doch bitte mal jemand erzählen, wie viel Kohle der Fast-Food-Gigant dafür hingeblättert hat. Sowas in der Kategorie McLaren Artura? Der Sportwagen wird in der Serie ja auch nur so 1 bis 50 Mal erwähnt. 🙂 Mindestens genauso oft, wie Handys und Taschen super subtil in die Kamera gehalten werden oder bei jedem Gang durch die Straßen von Paris zufällig der Eiffelturm im Hintergrund zu sehen ist.

Das Klischee-Karussell hört nicht auf

So, und wem die Dauerwerbesendung nicht schon genug auf den Sack ging beim Streamen, der dürfte sich vielleicht mal wieder über die amerikanisch-französische Klischee-Show aufgeregt haben. Denn bien sur, die kam natürlich auch in Staffel 3 mal wieder nicht zu kurz. Und jaaaaa, viele Kritiker:innen regen sich darüber aktuell im Netz natürlich wieder fleißig auf…

… doch wenn ich ehrlich bin, hat mich dieser Punkt in der neuen Staffel wirklich noch am wenigsten gejuckt. Immerhin konnte man schon nach den ersten zwei Staffeln erahnen, dass auch in Season 3 fleißig weiter die Klischee-Keule geschwungen werden würde. Es ist und bleibt eben das „Amerikanerin in Paris“-Ding.

Und eigentlich sind all diese Minuspunkte völlig egal, weil wir sowas wie „Emily in Paris“ gelegentlich mal brauchen

Und auch wenn mich persönlich die dritte Staffel nun also am allerwenigsten abgeholt hat, bleibt „Emily in Paris“ eben immer noch „Emily in Paris“ (obwohl einige die Show schon gerne in „Sylvie in Paris“ oder „Cheaters in Paris“ umbenennen wollen, haha).

Aber nein, was ich damit sagen will, ist, dass die Serie dich als Zuschauer:in trotz aller Negativpunkte dennoch kurz mal in eine glitzernde Welt entführt. Eine Welt, die – so realitätsfern sie auch sein mag – deinem Gehirn mal kurz eine Pause gönnt. Und mal ehrlich: Das können wir bei all dem Scheiß, der auf der Welt gerade abgeht, doch wirklich mal gebrauchen, oder? 😒 Einfach mal kurz den Aus-Knopf drücken und sich in Emilys strahlende Paris-Bubble ziehen lassen, in der das größte Problem ein abgeschnittener Pony und ein Ménage-à-trois-Drama (again, Frankreich-Klischee lässt grüßen 😜) zu sein scheint. Da ist es eigentlich also auch egal, ob man gewisse (Beziehungs)Entscheidungen nun nachvollziehen kann oder nicht, ob man die Klischees leid ist oder einmal zu oft den Namen McDonad’s hört, „Emily in Paris“ lässt dich für einen Moment abschalten. Es ist Eskapismus vom feinsten. Und manchmal ist das gar nicht schlecht, oder?

Credits: Twitter/ #EmilyinParis, STÉPHANIE BRANCHU/NETFLIX

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