Was in unserem Körper passiert, wenn wir jemanden zum ersten Mal küssen

Es kann laut passieren, oder auch ganz leise. Feuerwerke können zu sprühen beginnen, oder aber es macht sich ein warmes Gefühl in der Magengegend breit. Er kann weich sein und fragend. Oder innig und fordernd. Der erste Kuss zwischen zwei Menschen ist ein besonderer Moment. So besonders, dass sich viele dieser ersten Küsse vermutlich sehr lange ins Herz hinein brennen.

So ein erster Kuss kann schließlich einiges mit sich bringen. Er kann die Erlösung nach einer langen Phase der Sehnsucht oder Vorfreude sein. Er kann Weichen stellen, Sinne rauben, Fragen beantworten. Er kann die Welt für einen kurzen Moment aus den Angeln heben.

Und das ist längst nicht einfach nur romantisches Geredete. Dahinter steckt tatsächlich eine ganze Wissenschaft. In unserem Körper laufen zahlreiche unterschiedliche Reaktionen ab – ganz besonders stark bei jenem ersten Kuss. „Die Reaktion sieht bei jedem Menschen etwas anders aus, aber typischerweise sehen wir eine starke Erregung des sympathischen Nervensystems“, beschreibt der klinische Psychologe Dr. Josh Klapow den Vorgang beispielsweise gegenüber Bustle.

Der Moment, in dem sich die Lippen zweier Menschen erstmals fragend aufeinanderlegen, läuft also eine wahre Kettenreaktion im Körper ab. Dieser eine Moment kann ausreichen, um uns entscheiden zu lassen, ob dieser Gegenüber wirklich zu uns passt. Gleichzeitig passiert aber noch so viel mehr in (und mit) uns. Was genau? Das wollen wir hier ein für alle Mal mit euch gemeinsam aufschlüsseln.

Die Entscheidung für „mehr“ wird gefällt

Klingt plump, ist aber tatsächlich wahr. Bereits mit diesem ersten Kuss wird unterbewusst eine wichtige Frage geklärt: Landen wir anschließend im Bett – oder nicht? Forscher der Universität Oxford fanden laut Bustle heraus, dass schon die chemische Zusammensetzung des Speichels erkennen lässt, ob sich mit der anderen Person ‚passende‘ Nachkommen zeugen lassen.

Das Küssen dient also auch dazu, einen geeigneten Partner oder eine geeignete Partnerin für uns zu erkennen. Gefallen uns die Pheromone unseres Gegenübers, reicht auch ein mittelmäßiger Kuss aus, um sich erstaunlich gut anzufüllen. Und vor allem, um mittelfristig Lust auf mehr zu machen.

Adrenalin wird freigesetzt

Wenn wir uns küssen – vor allem zum ersten Mal – geht unser Körper in den Survival-Mode über: „Die Herzfrequenz steigt an, die Muskelspannung nimmt zu, die Atemfrequenz beschleunigt sich und das Blut schießt zu den inneren Organen“, erklärt Dr. Klapow. Was in anderen Lebenslagen als Stress oder sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion wahrgenommen wird, kann hier häufig ein unbefriedigendes Gefühl auslösen.

Weiche Knie sind beispielsweise die Folge. Oder sogar ein unterschwelliges Unwohlsein. Es kann also durchaus Sinn machen, unseren Kusspartner*innen eine weitere Chance zu geben – wenn sich der Hormonhaushalt erstmal wieder eingependelt hat.

Das Hirn schüttet Glückshormone aus

Beruhigenderweise wird unser Körper parallel aber auch mit der Wohlfühl-Chemikalie Oxytocin und vielen weiteren Glücklichmachern überschwemmt: „Küssen sorgt mit Serotonin und Endorphinen nicht nur dafür, dass sich unsere Stimmung hebt, es hilft dank der Produktion von Dopamin auch dabei, unser sexuelles Verlangen zu regulieren“, fügt Sexologin Marla Renee Stewart gegenüber Bustle hinzu. Ein Grund mehr also, warum uns erste Küsse so häufig im Bett landen lassen.

Ein Gefühl der Wärme macht sich breit

Ebenfalls dem Oxytocin ist es geschuldet, dass sich im Körper ein warmes und dämpfendes Gefühl breitmacht. Alles ist irgendwie weicher, verschwommen, weit weg. Beziehungstherapeutin Tasha Seiter ordnet diesen Zustand wiefolgt ein:

„Beim Küssen rauscht das sogenannte Liebeshormon massenweise durch unsere Adern. Es wird in der Hypophyse freigesetzt und bindet sich an die Rezeptoren im Blutkreislauf, was uns sofort eine gewisse Nähe und Verbundenheit spüren lässt.“

Schmetterlinge erobern den Bauch

Wenn man sich die chemischen Reaktionen im Körper mal genauer anschaut, lässt sich ein ähnliches Bild wie in stressigen Momenten erkennen. Auch die sinnbildlichen Schmetterlinge haben damit zu tun. Dieses Gefühl muss also längst kein negatives sein. Viel mehr kommen so Aufregung, Bauchkribbeln, geweitete Pupillen und schwitzige Hände zustande.

„Das biologische Stresssystem wird beim ersten Kuss automatisch aktiviert. Das heißt aber nicht, dass wir uns gestresst fühlen müssen. Viel mehr steckt eine physiologisch Erregungsreaktion dahinter, die uns Verliebtsein suggeriert.“

Die Nervenenden werden empfindlicher

Schon mal selbst erlebt, dass ein einfacher Kuss zur fantastischen Ganzkörper-Erfahrung wurde? Oh ja, so etwas passiert wirklich! Dr. Klapow sagt dazu: „Die peripheren Nervenenden werden empfindlicher, weshalb selbst subtile Berührungen gespürt werden können, die sonst nicht mal wahrgenommen werden.“

Ein sanftes Streichen über den Rücken oder das leichte Antippen des Arms können deshalb bereits ein wahres Feuerwerk in uns auslösen. Jeder Körperkontakt ist elektrisierend, jeder Windhauch kann uns schaudern lassen. Ein erster Kuss macht den Körper kurzzeitig hyperwahrnehmend – so stark manchmal, dass wir uns oftmals noch Jahre später mit klopfendem Herzen daran erinnern. ✨

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