„(Wann) will ich Kinder?“ – über Kiez-Kotzerei, die toxic 20er und wilde Brunch-Moms

Will ich Kinder? Bin ich selbst noch eins? Über die 20er – irgendwo zwischen Kotzen auf dem Kiez und dem Googeln nach dem ästhetischsten Kinderwagen.

Mal im Ernst: Hat irgendwen der Altersdurchschnitt bei Frauen von 30,2 Jahren beim ersten Kind in Deutschland überrascht? Nein. Und was ist aber mit dem Fakt, dass seit 25 Jahren nicht mehr so viele Kinder geboren wurden wie 2021? Ja, doch, schon überraschend. Deutsche Frauen liegen damit mitten im Trend von ganz Europa. Und diese Entwicklung kann ich verstehen! Der Wunsch ist so häufig da, aber es ist wirklich eine große Sache.

Niemals im Leben hätte ich mir nämlich meine 20er so wild, lost und als Wechselbad der Gefühle vorgestellt. Es ist super schön, aber auch sehr beängstigend. Und das betrifft auch meine Emotionen gegenüber meiner privaten Zukunft. Kaum etwas wirkt so groß und viel und aufregend wie der Gedanke an eine eigene Familie. Und gleich im Anschluss kommt dann dieses „Aber niemals jetzt. Später dann mal.“ Aber was, wenn ich mit 30,2 immer noch so denke? Was, wenn ich gar keine Familie gründen kann oder will später? Was bedeutet „später“? Falle ich dann aus dem Raster? Das ist schon so bald und trotzdem irgendwie noch ganz weit weg.

Claire, die Kiez-Göbelei und der Wunsch, gesellschaftliche Anforderungen zu verstehen

Mit 24 ist es eben erst drei Jahre her, dass ich mich mal richtig übel auf den Treppen eines Stripclubs mitten auf dem Kiez übergeben habe. Ich sag’s euch, wie es ist: Schön war das nun nicht. Ich saß da und realisierte nach und nach die Gesichtsausdrücke der vorbeilatschenden Feierwütigen, die übelst am Judgen waren. Ich war irritiert, weil ich sonst immer auf der anderen Seite war. Gucken statt göbeln. Und da habe ich mal wieder gemerkt, wie schnell sich das Blatt wenden kann, innerhalb nur weniger Stunden. Wir brauchen also gar nicht alle so hochherrschaftlich über andere zu urteilen, weil es uns einfach selbst genau so passieren könnte.

Genau so könnte es nämlich auch drei Jahre in der Zukunft liegen, schwanger zu werden, ob geplant oder ungeplant. WTF. Dabei sage ich immer mit Anfang 20 sind die Mädels zu jung. Aber was geht mich das überhaupt an? Gar nichts! Die Zeit vergeht nämlich auch für mich gleichzeitig langsam und doch irre schnell. Einige haben schon jetzt geheiratet oder sind Eltern, andere suchen mit 35 noch nach der Liebe und sind am Wochenende gerne on Tour oder leben auch einfach ihr Leben und sind noch lange nicht so weit. Kommt dieser Punkt ein Kind unbedingt zu wollen – und dafür bereit zu sein? Kommt der mit 30,2 Jahren?…

Ich träume auch davon, mein Kind mehr in meinen Alltag zu integrieren, ohne gleich eine schlechte Mutter zu sein, die sich nicht genug aufgibt. Es soll mit zum Brunch, ich will im Homeoffice arbeiten können und abends mal auf einen Vino raus. Aber funktioniert das? Ich höre doch selbst die Frauen aus den älteren Generationen über junge Mütter und die moderne Erziehung sprechen… Macht es echt einen Unterschied, in welchem Alter man Kinder bekommt? Will ich eine coole junge Mom (nicht genau so wie die von Regina George, aber ähnlich) sein, die dann auch früher damit durch und super wild im Kopf ist, oder mir Zeit nehmen und dann gaaaaanz easy und entspannt mit Mitte 30 Kinder erziehen, wie meine Mama beispielsweise? Die war 35 bei meiner Geburt und drei Jahre später kam mein Bruder noch. Oder ist es eben einfach ganz individuell der eigene Weg einer jeden Einzelnen von uns? Ich denke es ist eher letzteres.

Unsere Leben gleichen dem verrückten Versuch, 20 Bälle gleichzeitig perfekt in der Luft zu halten

Und dann noch das Finanzielle dazu. Die Entscheidungen rund um die Gestaltung und Länge der Elternzeit, Pause vom Job (ist oft gleich Pause vom Geldverdienen), die sowieso steigenden Kosten für die Lebenserhaltung, Aussichten nach dem Kinderkriegen im eigenen Beruf, Auswirkungen politischer Entscheidungen – die Liste ist lang. Ich denke, man kann es sich nicht vorstellen, bis man es einfach selbst erlebt und das Leben sich automatisch ändert und umorientiert, oder? Trotzdem sollte es doch ganz unromantisch abgeklärt und realistisch eingeschätzt werden, zumindest wenn es eben nicht ungeplant passiert.

Viele Frauen möchten gerne richtig Karriere machen und sich auch in dieser Hinsicht „ausleben“ – das spielt sicher auch mit in das steigende Alter rein. Denn seien wir mal ehrlich: Jaaaa – In der Theorie werden Frauen und werdende Mütter ja bereits mehr integriert und vermehrt geschützt, beispielsweise in den Fall, dass sie durch ihre kranken Kinder mal auf der Arbeit ausfallen. Die Realität ist aber, dass es in meinem Umfeld alleine schon bei Vorstellungsgesprächen immer wieder Fragen in Richtung Kinderplanung gibt, weil es einfach nicht „gut ankommt“. Sprich: Wenn du später gerne wieder recht schnell worken und in den Job reinfinden möchtest, musst du vor deinem ersten Kind schon ein paar Jahre arbeiten und dir eine gute Grundlage aufbauen.

Dennoch möchtest du vor einem Studium oder einer Ausbildung vielleicht noch reisen. Oder danach. Oder du machst gleich noch etwas ganz anderes hinterher, weil du dich noch finden willst und musst. Schließlich willst du „That Girl“ sein und am Ende nichts verpasst haben, deine Energie schützen, happy sein und dich selbst verwirklichen, dann noch einen fitten Body haben, Freundinnen treffen, deine Eltern besuchen, Date Nights machen und ein Tagebuch schreiben. Dann geht’s auch noch lange im Voraus zum Frauenarzt, um zu checken, ob ein Kind denn überhaupt möglich wäre… (ich hole mal kurz Luft)

Kein Wunder, dass so große Verantwortungen wie eine teure Hochzeit, Kinder und Hausbau immer etwas weiter nach hinten rücken – wie willst du denn sonst alles rechtzeitig schaffen? Dann hast du vielleicht, wie ich, auch noch Angst, dass deine Beziehung mit Kids automatisch am Ende ist. Und ist es nicht auch einfach schön, ohne Kinder zu sein und das ganze Geld für sich selbst rauszublasen und mal eben einen romantischen Städtetrip als Paar machen zu können?

Am Ende sag ich dir ganz ehrlich: Irgendwer in deinem Umfeld findet eh, dass es bei dir schon längst Zeit, vieeeel zu früh, völlig verantwortungslos, oder versprochen (!!!) deine große Bestimmung ist, ein Baby zu bekommen. Es allen recht machen zu wollen wird also nichts. Und wenn ich überlege, wie lost ich derzeit bin, kann ich mich unmöglich zusätzlich noch mit den aufdringlichen judgy Aussagen meines Umfelds auseinandersetzen.

„Kann ich das leisten? WILL ich das leisten?“

Es ist gar nicht so einfach, mich in diesem ganzen Chaos an Meinungen und Einflüssen zurechtzufinden. Wie kann etwas als das Wunderschönste auf der Welt und dennoch als Ende deines Lebens als Frau betitelt werden? I mean…HOW? Wie passt das beides zusammen? Ich werde es wohl so nehmen, wie es kommt. So halte ich es ja auch mit Jobs, Beziehungen und meinem Gewicht. Damit fahre ich ganz gut – denn am Ende kommt eh alles anders, als man Monate und Jahre lang plant 🥸.

Und wenn mit 30,2 Jahren der passende Zeitpunkt für das erste Kind da ist, dann ist das okay. Und wenn es in zwei oder auch in neun Jahren ist, ebenfalls. Das gilt auch für dich. Klar ist es bestimmt spannend, für wilde Statistiken zu wissen, wie alt der Schnitt bei dem ersten Kind ist, aber genau so ist es für dich auch irrelevant und scheiß egal.

Kann ich das leisten? Will ich das leisten? Und auch: Können wir uns das leisten? Ich weiß, dass ich mit diesen Fragen sicher nicht alleine bin. Ich habe immer noch das Gefühl, mich sehr genau entscheiden und alles planen zu müssen, damit Karriere, Beziehung, Familienwunsch und meine eigene Happiness zusammen passen. Aber am Ende ist das hinfällig. Denn das Leben passiert einfach. Versuchen kann ich es ja dennoch… also: Auf die nächsten drei Jahre. Ich bin gespannt.

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