Dank ein bisschen Hin- und Hergeplänkel und charmantem Nachfragen schafft es „Morten“ dann aber doch und erfährt, wie alt und dass ich Single bin. Weil der Gute aber noch „zu tun“ hat, machen wir für heute Schluss und verabschieden uns. So weit, so harmlos und nett. Und mir ist inzwischen mehr als klar, dass es sich bei meinem „neuen Freund“ auf gar keinen Fall um Morten Harket handelt.
Jetzt geht’s um Geld
Allerdings scheint er selbst das nicht zu wissen oder zu merken, denn in den nächsten Tagen geht es richtig rund und zur Sache. Ich werde mit unzähligen Nachrichten regelrecht bombardiert.
Sicherheitshalber beschließe ich, beim Management, der Plattenfirma und Facebook nachzufragen: Auf meine Mails bekomme ich jedoch leider keinerlei Rückmeldung – und zwar bis heute nicht! Einzig RTL hat reagiert, um über diese perfiden Machenschaften zu berichten, und wir sprechen ab, wie wir weiter vorgehen wollen. Ich soll „Morten“ bei Laune und bei der Stange halten.
Das ist zum Glück nicht weiter schwer, denn der Nachrichtenfluss reißt nicht ab. Abgesehen von Rechtschreibfehlern (ist Morten Harket etwa Legastheniker??) sind die Texte wirklich höchst unterhaltsam, schmeichelhaft und auch ziemlich authentisch. So wissen „die“ beispielsweise, dass die Band sich gerade in USA befindet und wann Morten bei „The Voice Norwegen“ im Fernsehen zu sehen ist. Der Höhepunkt ist für mich erreicht, als ich nachschauen soll, was ein Erste-Klasse-Flugticket nach New York kostet, damit wir uns endlich persönlich kennenlernen und spüren können. Mein Einwand, dass es da doch auch noch eine Partnerin gibt, wird mit dem Argument entkräftet, dass es um die Beziehung gerade nicht zum Besten stehe. Oje, wenn das die beiden (angeblich) Betroffenen wüssten …
Ab jetzt werde ich mit Komplimenten und Schmeicheleien geradezu überschüttet, anscheinend gehen „die“ davon aus, dass ich unter meinem Single-Dasein leide und mir nichts sehnlicher wünsche, als eine Beziehung mit einem Promi. Hmm …
Kurz darauf schlagen Stimmung und Tonalität jedoch um. „Morten“ bittet mich um Geld. Ich sage ihm direkt, dass ich nicht glauben kann, dass jemand, der seit über 30 Jahren im Musikbusiness unterwegs ist und Millionen von Alben verkauft hat, keine 150 Euro für die lungenkranke Mutter seines Cousins hat. Doch auch dafür hat er eine Erklärung: Weil er gerade im Studio festsitzt, kann er nicht aktiv werden, darum soll ich das Geld vorstrecken und bekomme es selbstverständlich schnellstens zurück, zusammen mit noch viel mehr. Was auch immer das bedeuten soll.
Als ich mich darauf nicht einlasse, wird mir ein schlechtes Gewissen gemacht. Die Zeit dränge, jede Minute zähle, je länger wir warten würden, desto höher sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Patientin sterbe.
RTL und die Polizei schalten sich ein
Krass, der Druck auf mich wird auf diese Weise massiv erhöht. Aber natürlich zahle ich nicht und bin auch zu keinem Zeitpunkt dazu bereit. Dafür werde ich jetzt so richtig sauer über dieses Verhalten. Ich ziehe mich zurück, antworte nicht mehr sofort und täusche Krankheit vor. Trotzdem bitte ich um weitere Infos zwecks Banküberweisung, schließlich braucht RTL diese Daten, um die Hintermänner und Drahtzieher ermitteln zu können. Ich muss gestehen, dass diese ganze Geschichte mich extrem viel Kraft kostet, das ständige Schreiben auf Englisch, das Abwimmeln, Hinhalten und Erfinden von Ausreden ist anstrengend und schlägt sich auf meine Stimmung nieder, außerdem schlafe ich schlecht, weil das Thema mich dauer-beschäftigt.
Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, dass der Account von Morten Harket nicht der einzige ist, der gehackt und missbraucht wurde.
Auf Nachfrage bei der Polizei wurde mir gesagt, dass diese Form der „Internet-Abzocke“ neu sei und es bisher keine weiteren Fälle gebe.
Wahrscheinlich ist das aber nur eine Frage der Zeit!? Darum ist es so wichtig, offen und ehrlich darüber zu berichten, andere aufzuklären und zu warnen.
Zu einer Anzeige ist es nicht gekommen – obwohl diese notwendig gewesen wäre, damit die Polizei der Sache nachgehen und ermitteln kann. Da ich aber (glücklicherweise) nicht geschädigt wurde, würden die Ermittlungen laut Polizei irgendwann im Sande verlaufen und eingestellt werden.
Gut, vielleicht sind 150 Euro nicht die Welt, das können selbst Schülerinnen oder pubertäre Teenager locker machen, wenn Justin Bieber oder Ryan Gosling schreiben und für einen „Freund in Not“ um Geld bitten und eine enge Freundschaft oder gar ein persönliches Treffen in Aussicht stellen würde. Allerdings zeigen ähnliche Internet-Abzock-Fälle, dass solche „Klein-Beträge“ oftmals nur der Einstieg sind …
Darum meine Bitte: Sobald ihr über Facebook, Instagram oder anderen Medienplattformen eine Anfrage, Nachricht o.ä. bekommt, die euch seltsam erscheint oder auch unwahrscheinlich ist (um ehrlich zu sich sein, warum sollte ein Star wirklich selbst schreiben? Jeder Promi hat Assistenten, Manager und sonstige Helfer und alles andere als Zeit für solche Spielereien), auf gar keinen Fall antworten und reagieren, sondern sofort blockieren und den Betreiber informieren!