Was Fleischkonsum mit dem Ausbruch des Coronavirus zu tun hat

Mein Kopf tut sich tatsächlich schwerer als sonst damit, diesen Artikel angemessen formuliert zu bekommen. Nicht etwa, weil bereits Donnerstagnachmittag ist … sondern vor allem, weil das Thema hier ein so furchtbar heikles sein kann.

Wir alle stecken noch mitten drin im einnehmenden Ausnahmezustand. Wir alle sind verunsichert, verängstigt, verstört. Viele haben ihre Jobs verloren, sind einsam oder müssen sogar Angehörige betrauern. Ein abschließendes Ende ist aktuell wohl noch länger nicht in Sicht. Zeit für einen erhobenen Zeigefinger (in welche Richtung auch immer) ist also definitiv nicht angebracht. Außer vielleicht, wir gefährden durch unser Verhalten mutwillig andere. Aber dieser These würden wir sowieso grundsätzlich immer zustimmen wollen.

Alle anderen Belange rutschen derweil irgendwie in den Hintergrund. Dass flüchtende Menschen in einer Unterkunft am Rande von Griechenland unter verheerenden Bedingungen leben müssen, etwa – und dabei handelt es sich hier definitiv um eine humanitäre Katastrophe (mehr dazu hier). Dass die Klimakrise weiterhin voranschreitet oder aber, welcher Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und dem Ausbruch dieser Pandemie besteht, wären zwei weitere Beispiele dafür.

Dabei erklären etliche Forscher*innen bereits, dass hinter dem Covid-19-Virus eine Fledermausart stecken soll, die über ein Säuge- oder Schuppentier als Zwischenwirt (gerade steht das Gürteltier unter Verdacht) auch den Menschen infizierte.

Tiere können Überträger von Viren sein

Nicht erst seit diesem Jahr wird vor dem Einfluss fleischhaltiger Essgewohnheiten als Virenüberträger gewarnt. Die größten Epidemien der jüngsten Geschichte sind allesamt auf einen tierischen Wirt zurückzuführen. Und dass längst nicht nur auf Wildtiere, die in Südchina angeboten werden. Die „Spanische Grippe“ aus dem Jahr 1918, mit 50 Millionen Todesopfern, wurde zum Beispiel vom Schwein auf den Menschen übertragen. Ebenso wie die wiederkehrende Schweinegrippe.

Die Wissenschaft weiß einiges über den Ursprung der Pandemie

Der Konsum von tierischen Produkten birgt also immer ein gewisses Risiko. Vor allem in einer so globalisierten Welt. Gerade Erreger, die auf den Menschen übertragbar sind, dem Wirt selbst aber nicht weiter schaden (wie etwa der Fledermaus), können Jahrhunderte lang eine Zeitbombe sein. Die „Spiegel“-Redakteurin Julia Köppe schreibt dazu in einem ausführlichen Wissenschaftsbeitrag:

„Fledermäuse sind längst nicht die einzigen Tiere, in denen sich gefährliche Viren tummeln. Sie kursieren ebenso in Schweinen, Vögeln, selbst in Insekten.“

Aber ist kein Fleischkonsum deshalb gleich die Lösung? Viele Erreger können sich nur so gut verbreiten, weil Nutz- oder Wildtiere auf sehr engem Raum gehalten werden. Die Viren verbreiten sich also auch aufgrund der Massentierhaltung und Haltungsbedingungen – etwa über die Ausscheidungen – so unfassbar schnell (mehr dazu hier).

Was wir daraus aber nun nachhaltig für die Zukunft lernen sollten? Ist es, keine haltlosen Schuldzuweisungen auszusprechen oder gar rassistisch zu werden. Und eben auch, sich in Zukunft gesamtgesellschaftlich etwas mehr Gedanken über den eigenen Konsum zu machen. Nicht nur, was die Ernährung betrifft. Aber eben auch.

Denn dass die vom Menschen verzehrten Tiere Ursprung einer Pandemie sein können, haben wir ja nun mehrfach gezeigt bekommen (mehr dazu hier).

Sich darüber jetzt heimlich zu freuen wäre moralisch allerdings absolut verwerflich. „Es ist nicht angebracht, Krisen gegeneinander auszuspielen oder füreinander zu instrumentalisieren“. Mit diesen Worten brachte es Luisa Neubauer gegenüber dem ZDF bereits perfekt (für uns) auf den Punkt. Und doch ist der aktuelle Zeitpunkt, der uns die Auswirkungen so hautnah spüren lässt, am Ende vielleicht doch genau der richtige, um sensibel zu werden. Für uns als Gesellschaft, unsere Mitmenschen, das Miteinander, mehr Solidarität … und eine Zukunft, in der wir anschließend gerne leben würden. 🙏

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