Was all diese Regierungschefinnen offenbar von Beginn an gemeinsam haben, ist eine schnelle und systematische Umsetzung verschiedener Maßnahmen. Sie zeigen sich weniger ignorant der Krise gegenüber und regieren lieber mit der nötigen Vorsicht, als bedauernden Nachsicht. So glänzt Taiwan, mit Tsai Ing-wen an der Spitze, etwa durch eine besonders frühzeitige Reaktion. Bereits im Januar, zeitgleich mit dem ersten Aufkommen, wurden dort Kommandozentralen zur Aufzeichnung der Ansteckungen eingerichtet. Außerdem vervielfachte das Land postwendend die Produktion von Schutzausrüstung. So schaffte es die Präsidentin (mit 124 effektiven Sofort-Maßnahmen) bislang am erfolgreichsten, die Pandemie in ihrem Land einzugrenzen. Was ihr inzwischen sogar die Möglichkeit gibt, Europa und die USA unterstützend mit Schutzkleidung zu versorgen.
Frauen handeln – auch ohne viele Worte
Aber auch Neuseeland (unter Jacinda Ardern) und Island (Katrín Jakobsdóttir) reagieren zeitnah und konsequent auf die Ausbreitung von Covid-19. Bereits nach den ersten 6 bekannten Fällen verhängte Ardern die ersten Ausgangsbeschränkungen. Auch Einreisen wurden von diesem Zeitpunkt an sofort gestoppt.
Island geht derweil sogar noch zielführender vor. Dort setzt Regierungschefin Jakobsdóttir vor allem auf ausreichend viele Testmöglichkeiten. So soll der kompletten Bevölkerung die kostenlose Testung auf das Coronavirus ermöglicht werden. Ein aufwendiger Weg, der die Insel aktuell nicht nur zur weltgrößten Fallstudie werden lässt, sondern auch die Rückverfolgung der einzelnen Infektionen tatsächlich realisierbar macht. So können infizierte Menschen und ihre Kontaktpersonen einzeln isoliert werden – ohne dass großflächige Ausgangsbeschränkungen nötig sind.
Doch nicht nur die jeweiligen Maßnahmen der Regierungschefinnen sorgen dafür, dass ihre Länder die Krise bislang vergleichsweise gut zu überstehen scheinen. Klar, nur sie können die Ausbreitung des Virus überhaupt verlangsamen. Doch auch die Stimmung in der Bevölkerung darf derweil nicht außer Acht gelassen werden …
Wenn sie zu Worten greifen, dann zu den richtigen
Nur wenn die Forderungen der Politik nämlich überhaupt angenommen werden, können sie auch Ergebnisse erzielen. Entsprechend richten sich zahlreiche Führungspersonen momentan deutlich häufiger an ihr Volk, als jemals zuvor. So auch Angela Merkel, die sehr schnell – ohne Beschönigung oder Abschwächung – ehrliche Worte fand: „Es ist ernst. Also müssen wir es auch ernst nehmen.“ Anstatt, wie in anderen Ländern, die Gefahr zu leugnen oder das Ausmaß zu verdrängen, kann so im besten Fall noch vor der Katastrophe gehandelt werden.
Aber auch andere Regierungschefinnen, wie etwa Erna Solberg, greifen zu besonderen Mitteln, um ein Gefühl von Zusammenhalt und Fürsorge zu schaffen. Um auch den jüngsten Bürger*innen ihre Angst zu nehmen, organisierte die norwegische Premierministerin kurzerhand eine Pressekonferenz – ausschließlich für Kinder. Diese wurde im ganzen Land ausgestrahlt und sollte dabei helfen, auch deren Sorgen und Fragen Raum zu geben.
Kommunikation, Empathie & Durchhaltevermögen
Und genau das ist es vielleicht, was in dieser weltweiten Krise neben den offensichtlichen Maßnahmen letztlich am meisten zum Tragen kommt. Regierungen, die ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Die unsere Bedenken nicht beiseite wischen, sondern alle Aspekte ernst zu nehmen versuchen. So wie Jacinda Ardern. Die neuseeländische Premierministerin geht aufgrund der wirtschaftlichen Notlage einen besonderen Schritt – und will für sechs Monate auf einen Teil ihres eigenen Gehalts verzichten. „Wenn es jemals eine Zeit gegeben hat, die Lücke zwischen verschiedenen Gruppen zu schließen, dann jetzt“, wird sie dazu vom „Spiegel“ zitiert.
Nicht nur niedrige Zahlen an Corona-Infizierten sprechen also für sich. Auch die Stimmung in der Bevölkerung spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Krise. Und die scheint unter der Führung von Frauen tatsächlich etwas zuversichtlicher und gemeinschaftlicher zu sein. Weil wir schneller vermittelt bekommen, dass wir das gemeinsam durchstehen. Dass wir verstanden und angehört werden. Und genau das macht sie wohl aus, die Führungsqualitäten, die wir uns nicht nur im Ausnahmezustand vermehrt wünschen würden.