Ich könnte euch alleine jetzt ganz spontan etliche Dates aufzählen, bei denen ich nicht ganz ich selbst war. Hier mal eine kleine Lüge bei dem Musik-Pro, wenn es um meinen so gar nicht ausgefallenen „Ich höre eigentlich alles querbeet“-Musikgeschmack ging. Hier mal ein Look, den ich – hätte ein anderer Typ vor mir gesessen – so wahrscheinlich nie angezogen hätte. Da mal eine Miri, die eigentlich nur krass am Performen war, anstatt einfach ihre manchmal doch leicht verpeilte Art raushängen zu lassen. Aber klar, ein bisschen Selbstoptimierung betreibt wahrscheinlich jede:r beim ersten Date. Man will eben einen guten Eindruck hinterlassen. Also versucht man, seine kleinen – oft ja selbst so definierten – „Makel“ und „Fehlerchen“ eben noch ein bisschen zu verstecken. Was strenggenommen ja total bescheuert ist. Immerhin kann man das Spielchen nicht ewig weiterspielen. Denn spätestens, wenn aus der Sache vielleicht sogar eine Beziehung wird, erfährt der/die Andere ja sowieso, wie man wirklich ist. Dann kann man Glück haben und es ist egal… oder es führt halt früher oder später zu Problemen.
Warum also setzen wir nicht sofort auf mehr Authentizität und sind einfach wir selbst? Das scheinen sich mittlerweile auch immer mehr Leute beim Dating zu denken, die auf den Selbstoptimierungs-Wahn scheißen und einfach zu sich selbst stehen. Und dieses Phänomen hat sogar bereits einen Namen: „Goblin-timacy“ (eine Verknüpfung von Goblin und „intimacy“ (auf Deutsch: Intimität).