10 Punkte! Guido spricht uns aus der Seele, wenn er über Instagram-Perfektionismus redet

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Hand aufs Herz, wer von euch ist genauso wie wir ein riesengroßer Fan von Guido Maria Kretschmer? Seit wir zum erstem Mal verfolgen konnten, wie der Designer bei Shopping Queen die Looks der Kandidatinnen mit seiner typisch charmanten und direkten Guido-Art bewertet (und das ist jetzt schon ganze 7 Jahre her!) haben wir ihn lieb gewonnen.

Also könnt ihr euch vorstellen, dass wir nicht lange überlegen mussten, als die Einladung von Guido zum Launch seiner ersten Brillenkollektion bei uns im Office eingetrudelt ist. Ja, richtig gehört, nach Fashion, Schmuck und Interior entwirft der Designer jetzt auch gemeinsam mit dem Online-Optiker „Edel-Optics“ stylische Brillen!

Ok, eine Sache gab es da noch zu klären: Die Frage nach dem eigenen Outfit! Nicht, dass der Designer plötzlich Punkte vergibt. 😜 Ein bisschen Ehrfurcht vor Guidos Meinung hatten wir schließlich doch. Aber eben auch große Vorfreude und eeeinige Fragen. Und was sollen wir euch sagen, der Weg nach Berlin hat sich gelohnt!

Im stylischen „Soho House“ trafen wir auf einen gut gelaunten und sichtlich stolzen Guido Maria Kretschmer, umgeben von seinen eigenen Designs.

Klar, waren die auch Thema. Aber durch seine nahbare Art, hatten wir direkt das Gefühl, mit einem langjährigen Freund zu quatschen und kamen fernab vom „Fashion-Talk“ überraschend auf Themen wie den Perfektionismus auf Instagram, Selbstzweifel und die Macht der Mode zu sprechen. Hierzu hat Guido seine eigene, zum Teil auch sehr deutliche Meinung. Und die spricht uns nicht nur zu 100 Prozent aus der Seele – sie ist, wie immer, in typische Guido-Worte gekleidet, die uns zum Nachdenken, aber eben auch zum Schmunzeln gebracht haben. 😍

TC: Lieber Guido, bei „Shopping Queen“ bewertest du das Styling deiner Kandidatinnen. Wie streng bist du mit dir selber – hast du einen No-Go-Trend?

GMK: Ja, es gibt immer wieder Trends, bei denen ich vorher weiß, dass sie mir nicht stehen. Aber gerade bei Farben muss man einfach springen und sich ausprobieren. Vielleicht werde ich unerwartet von einem roten Pullover überzeugt, weil er besonders geschnitten ist und als Sweatshirt anstatt als Polo daherkommt.

Bei Mode muss man sich immer wieder trauen, auch wenn es einem zunächst schwer fällt. Als Erwachsener hat man durch Erfahrungen schon eine ganze Reihe an Do’s und Dont’s gesammelt: Nicht Gelb, keine Culotte, nicht schmal geschnitten, nichts, das die Oberschenkel betont. Besonders Frauen leben mit diesem Makel, der eigentlich gar nicht existiert. Es muss ihnen nur einmal ein Mann gesagt haben, dass sie kräftige Oberschenkel haben und der Gedanke lässt sie nicht mehr los. Auch wenn der Rest an ihnen perfekt ist. Mir geht es da nicht anders. Wenn ich mich auf einem Foto sehe und mir in einem Teil nicht gefalle, ziehe ich das nie wieder an.

Oha, was zum Beispiel? 

Ich wurde einmal in Istanbul vom schlechtem Wetter überrascht. Es war rattenkalt und hat nur geregnet, also musste ich mir ganz schnell eine Jacke kaufen. Ich wollte eine coole Windjacke, habe aber nur einen ganz schlimmen „Onkel hat Bonbons“-Trenchcoat für 330 Euro gefunden.

Als ich dann ein Foto von mir in dem Trenchcoat vor der Hagia Sophia gesehen habe, war klar, dass er nur einmal getragen in Istanbul bleibt. So hätte man mich nicht zurück ins Land gelassen. Seitdem gibt es für mich eine „Trenchcoat-Sperre“.

Vor kurzem sollte ich dann bei einem Shooting einen Trenchcoat aus meiner eigenen Kollektion anziehen. Nein, zunächst habe ich mich geweigert, auch wenn ich ihn selber entworfen habe. Die anderen Männer sollen Trenchcoat tragen, dachte ich, aber nicht ich.

Was soll ich sagen, erstaunlicherweise stand er mir, trotz Sperre. (WIE GUT im der Trench steht, seht ihr im Instagram-Bild ⬅️.) Aber ich habe darauf bestanden, dass er offen bleibt. (lacht)

Das meine ich: Manchmal hat man Angst vor den Möglichkeiten, weil man irgendwann mal eine schlechte Erfahrung gemacht hat, die in einem hängen geblieben ist.

Und das wird noch verstärkt durch unserer Fotowelt, in der wir gerade leben. Die jungen Menschen fangen schon sehr früh an, zu sehen, was ihnen nicht steht. Man hat dadurch einen neuen Blick auf sich selber bekommen. Das ist bei Mode natürlich fatal, weil man sich ganz vieles vergibt. Auch mit Blick auf die Instagram-Welt fällt mir das auf.

» Natürlich läuft ein mega Bild im Bikini und mit Drink in der Hand besser als mit Moon-Boots in der S-Bahn. «
Guido Maria Kretschmer

Wie kritisch siehst du das Parallel-Universum Instagram?

Die jungen Mädels sind nicht mehr mutig und werden sehr schnell reduziert. Sie haben Probleme mit der Akzeptanz ihrer Körperform, mit der Definition von Perfektion – und das ist das Ziel von unheimlich vielen. Das gilt besonders für die vermeintlich perfekten Mädchen, die sich im Urlaub zeigen und fotografieren, die, die so viele Likes bekommen. Natürlich läuft ein mega Bild im Bikini und mit Drink in der Hand besser als mit Moon-Boots in der S-Bahn. Aber da passiert was, bei den kleinen, runden Mädchen, die mit kräftigen Oberschenkeln. Die machen von sich keine Fotos, wie sie gerade in der Badewanne sitzen. Dadurch wird der Fokus auf Perfektion gelegt. Es gibt fast kein Bild mehr, das nicht mit Filtern bearbeitet ist. Das erhöht bei vielen die Gefahr, dass sie sich eben nicht akzeptieren, dass sie sich zu dick fühlen, dass sie in Essstörungen geraten und dass sie von OPs träumen.

» Und ich dachte nur, "Du musst erstmal leben, bevor du denkst, du müsstest dir die Brüste machen. «
GMK

Ich habe vor kurzem ein Mädchen getroffen das zu mir meinte, sie lasse sich auf jeden Fall die Brüste machen, sobald sie das Geld dafür zusammen hat. Und ich dachte nur, „Du musst erstmal leben, bevor du denkst, du müsstest dir die Brüste machen. Die müssen erstmal zum Einsatz kommen, die haben ja noch gar nicht richtig das Leben gesehen. Gib denen doch erstmal die Chance, dass sie sich noch entwickeln.“

Versuchst du die Kandidatinnen bei „Shopping Queen“ auch zu bestärken?

Ja, jeden Tag! Und das versuche ich auch meinen Models mitzugeben. Da habe ich Mädchen, die sehen ganz lange ganz jung und mädchenhaft aus. Und auf einmal haben sie einen Freund und es ändert sich alles. Dann werden sie auf einmal weiblich, weil sie etwas Anderes erleben. Sie werden zur Frau. Wenn sie mit ihren Ängsten zu mir kommen, und sagen, „Guido, ich bin jetzt ein bisschen mehr geworden“, buche ich sie und antworte immer, dass sie das akzeptieren müssen. Ich glaube einfach, dass Körper sich verändern. Und dann ist es wichtig, zu wissen, wer man ist.

» Ihr könnt alles sein. Auch wenn es nicht so ist, seid es trotzdem. «
Guido Maria Kretschmer

Und dann weiß man auch, welcher Trend einem steht und welcher eben nicht?

Wenn man weiß, wer man ist, kann man auch die Hülle gut verpacken. Ich sage immer, Mode ist die Haut der Seele. Das ist es, was ich den Menschen gerne mitgeben würde: Nutzt die Freiheit, die Mode euch gibt! Spielt mit den Möglichkeiten. Ihr könnt alles sein. Auch wenn es nicht so ist, seid es trotzdem. Spielt es. Probiert es aus. Du kannst nur die Blicke der anderen als Geschenk bekommen und vielleicht die Begeisterung für dich selbst.Wenn man sich selber gut findet, ist das doch toll.

Wir testen schon einmal unser Lieblings-Modell: die Alisha.

Nun sind wir gerade umgeben von deinen tollen Brillen-Designs. Inwieweit spielt eine gute Brille bei der modischen Entfaltung eine Rolle?

Zumindest muss man sagen, dass eine Brille einem das Gefühl von Sicherheit geben kann oder eine Art von Distanz schaffen. Man kann sich hinter ihr verstecken, wenn man einen Raum betritt. Man ist durch die Brille nicht gleich sichtbar, weil man die Augen verbirgt und die sind ja auch oft der Spiegel der Seele.

Ich weiß noch wie heute, als Karl Lagefeld bei einem Abendessen neben mir saß und mir seine Hand aufs Bein legt, seine Brille abnahm und ich ihm in die Augen schaute. Da würde ich sagen, habe ich ihn erst so richtig kennengelernt, obwohl ich ihn vorher schon getroffen hatte.

Jemand, der Indoor eine Sonnenbrille trägt, der weiß sehr wohl, warum er das tut und warum man dadurch auch manchmal cooler oder lässiger aussieht. Und man muss eben auch sagen, dass Brillen-Looks adeln. Sie sind das I-Tüpfelchen auf einem richtig coolen Style.

Also kann auch eine Brille den richtigen Selbstbewusstseins-Boost geben?

Sagen wir mal, so lange der Kopf oben rausguckt … Ich meine, wenn es vorher nicht hell brennt, wird es auch mit der Brille nicht hell brennen. (lacht)

Vielen Dank  für die Einladung und die schönen Worte, lieber Guido!

Guido Maria Kretschmer und trèsCLICK-Mitarbeiterin Luca

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