Zum Muttersein gehört es nicht nur, ganz viele „Wieso, weshalb, warum?“-Fragen der Kleinen zu beantworten. Es gehört auch dazu, sich selbst Fragen zu stellen. Und da gibt es eine, die wir uns alle regelmäßig stellen (sollten)…
„Wow, du bist aber entspannt, dass du den Kleinen da alleine raufklettern lässt“, sagt eine Mutter, die ich nicht kenne, auf dem Spielplatz zu mir. Mit einer Mischung aus Schock und Bewunderung. Und ich? Werde aus meinem Tagtraum gerissen und antworte: „Ich bin nicht entspannt, ich bin einfach nur viel zu müde, um hinterherzugehen …!“
Und zack, schon fühle ich mich super schlecht. Obwohl ich mir vorher so sicher war, dass ich alles irgendwie im Griff habe – so, wie man einen Zweijährigen, der sich teilweise wie ein Oktopus on Ecstasy aufführt, eben im Griff haben kann. Im Gepäck des schlechten Gewissens? Die Frage: Bin ich eine gute Mutter?
Zwei Jahre vorgespult: Zweiter Weihnachtstag, Malo mittlerweile fast 4, klettert heimlich auf unseren Küchenschrank, während ich morgens Kaffee und Kakao richte, sieht, dass ich ihn sehe, erschreckt sich, rutscht aus und knallt volle Kanne auf den Kopf. Danach übergeben. Ticket ins Krankenhaus. Verdacht auf Gehirnerschütterung. Ich im Taxi mit dem kleinen Elend, dem großen schlechten Gewissen und wieder der Frage: Bin ich eine gute Mutter?
Letzte Woche, 14:30 Uhr, ich komme in der Kita an, sehe, dass die Kinder gerade erst von ihrem Ausflug zurückkommen. Oh, oh. Ein Ausflug? Heute? Ist heute nicht Donnerstag? Oh, nein, es ist Freitag! Alle Kids tragen einen Rucksack – nur Malo nicht. Alle hatten Sportklamotten, einen leckeren Snack und ihre Trinkflasche dabei – nur Malo nicht. Tränen steigen mir in die Augen. Ich habe den Sportkurs am Freitag vergessen. Ich habe Malo vergessen. Nicht vergessen: Das große schlechte Gewissen und schon wieder die Frage: Bin ich eine gute Mutter?