Très Click: Wie sind Sie dort hingekommen, wo Sie heute stehen?
Susanne Franz: „Ich habe ehrlich gesagt nie groß über meinen Werdegang nachgedacht, sondern einfach gemacht. Ich war irgendwie immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich habe immer spontan gehandelt und Entscheidungen aus dem Bauch heraus gefällt, war dabei aber nie verbissen, sondern immer authentisch. Und ich glaube, der Grund, warum ich heute da bin wo ich bin, ist, dass ich eben einfach mache und auch über mich lachen kann. Und ich stehe dazu, dass ich nicht perfekt bin. Diese kritische Selbstwahrnehmung ist wichtig, um erfolgreich zu sein.“
Finden Sie, dass Frauen in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert sind?
„Definitiv ja! Aber ich mag keine Klischees. Denn es ist einfach, zu sagen ‚Frauen sind unterrepräsentiert, weil Männer sie nicht einstellen‘. Da gibt es zwei Seiten. Die eine Seite ist, dass Frauen durch kulturelle und gesellschaftliche Faktoren heute einfach noch nicht dort in der Gesellschaft sind, wo sie sein sollten. Die andere Seite ist, dass Frauen kompromissbereiter werden müssen.“
Müssen Sie sich in Ihrer Position als Marketingleiterin bei einem Automobilkonzern oft mit Vorurteilen auseinandersetzen?
„Nein, zum Glück nicht. Ich muss mich so gut wie nie mit Vorurteilen auseinandersetzen. Ab und zu spürt man, dass Männer einen zunächst etwas distanziert ‚abtasten‘, aber das nehme ich nicht persönlich. Das machen Männer untereinander auch. Frauen reagieren darauf nur etwas empfindlicher. In den ersten zehn Jahren meiner Karriere habe ich immer versucht, meinen Job wie ein Mann zu machen – nämlich in schwarzen oder grauen Hosenanzügen. Aber seit ich angefangen habe, auch im Job Frau zu sein, werde ich von meinen männlichen Kollegen viel ernster genommen. Oft haben wir Frauen auch einfach das Vorurteil, dass Männer diese Vorurteile über uns haben.“
Glauben Sie, dass Sie für Ihren Job besser geeignet sind als ein Mann?
„Ich glaube, wenn ich als Mann die gleichen Eigenschaften hätte wie jetzt – Kreativität, Fingerspitzengefühl und Fachkenntnisse – könnte ich den Job genauso gut machen wie als Frau.“