Jenke von Wilmsdorff verbrennt Kleidung und wir fragen uns: Muss das wirklich sein?

Da steht er also, Jenke von Wilmsdorff, mitten in der Kölner Innenstadt… und verbrennt Kleidungsstücke vor den Augen shoppender Passant*innen. Bitte, was?! – Exactly! Genau so lässt sich auch unsere erste Reaktion darauf zusammenfassen. Denn welches wilde Experiment sollte es bitte rechtfertigen, brauchbare Kleidung einfach in Rauch aufgehen zu lassen?

Schnell wird klar: Der Gedanke an ein Experiment ist – wie so oft bei von Wilmsdorff – gar nicht mal so weit hergeholt. Denn tatsächlich findet auch diese Aktion des Fernsehjournalists im Rahmen seiner eigenen Reportage-Serie statt. Im Spätsommer soll die Folge „Jenke. Das Shopping-Experiment. Macht Kaufen wirklich glücklich?“ auf ProSieben ausgespielt werden.

Abgedreht wurde sie aber anscheinend schon jetzt. Was das beachtliche Feuer erklären würde, das von Wilmsdorff Anfang der Woche auf dem belebten Rudolfplatz entfacht. Etliche Spaziergänger*innen mustern ihn erstaunt, während er nacheinander Hosen, Shirts und Pullover in die Flammen wirft.

Ein eindrückliches Zeichen, schon klar. Aber muss Aufmerksamkeit wirklich so zerstörerisch sein? Gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärt der Reporter: „Das ist eine Straßenaktion, die wir hier in der Innenstadt von Köln geplant haben, um Aufsehen zu erregen. Kleidung wird mittlerweile in Teilen Europas als Heizkleidung benutzt.“ Weil sich zahlreiche Menschen anderes Heizmaterial schlicht nicht leisten können – und Kleidung zum billigen Wegwerfprodukt geworden ist.

In diesem Punkt hat der Experimente-Junkie also auf jeden Fall recht: Wenn ein Produkt so wenig ‚wert‘ ist, dass es leichter verbrannt wird, als seinen eigentlichen Zweck zu erfüllen, dann kann etwas mit diesem System nicht stimmen.

Wir kaufen zu viel und tragen zu wenig. Durchschnittlich shoppt jede Person in Deutschland 60 Kleidungsstücke pro Jahr. 490 Millionen Artikel schicken wir Deutschen zusätzlich jährlich wieder zurück. Ganze 60 Millionen davon werden nicht wieder neu verkauft – sondern schlichtweg entsorgt. Während wir uns also den ‚Luxus‘ des ewig-günstigen Dauer-Konsums gönnen, leiden am anderen Ende der Lieferkette – nämlich in der Herstellung und Verarbeitung – die Menschen unter systematischer Ausbeutung und Unterdrückung.

Jenke von Wilmsdorff polarisiert

Ein Shopping-Experiment ist also definitiv sinnvoll, um Aufmerksamkeit zu generieren. Gerade in einem bekannten ProSieben-Format. Aber heiligt der Zweck wirklich alle Mittel?! Nachvollziehbar ist dieses aufsehenerregende Lagerfeuer deshalb noch lange nicht. Finden auch einige User*innen auf Instagram. Luigiinoffi spricht unter dem Beitrag von Watson.de beispielsweise von „Ressourcenverschwendung und privilegierte[r] Kunst“. Andere wiederum hoffen auf den „positiven Kollateraleffekt“, den eine solche Aktion erzeugen könnte – der zu weitaus mehr Ressourcenschonung in der Zukunft führt.

Doch auch wenn es der Anschauung dient und sicherlich einige Menschen zum Nachdenken anregen wird: Dort wurden schlichtweg tragbare Kleidungsstücke unwiderruflich verbrannt, die sicherlich noch einen Nutzen gehabt hätten. Die aber vor allem hergestellt wurden, Material verbraucht haben und keinem Kreislauf mehr zugeführt werden können.

Gleiches mit Gleichem bekämpfen? Muss nicht sein

Wäre ein symbolisches Upcycling nicht ähnlich effektiv gewesen? Hätte man die umstehenden Passant*innen vielleicht ganz bewusst entscheiden lassen können, was mit den Produkten passiert? Deutlich wird der entscheidende Punkt so oder so: Wir „verheizen“ unsere Kleidung, in dem wir sie nach einer Saison bereits wieder aussortieren, Millionen von Retouren zurückschicken oder schon beim Kauf auf Wegwerfware setzen.

Kleidung muss wieder an Wert gewinnen. Regierungen müssen Lieferketten strenger kontrollieren, Unternehmen ihre Verkaufsstrategien ändern. Und wir? Wir können ganz individuell unseren Konsum überdenken. Denn, Spoiler Alert: Viel Zeug macht nicht automatisch glücklicher. Jedenfalls nicht länger als die paar Minuten nach dem Kauf. Für diese Erkenntnis braucht es kein Fashion-Experiment von Jenke. Sondern meist vor allem einen ehrlichen, reflektierten Blick in uns selbst hinein.

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