Ich kann’s ja nicht leugnen: So eine leicht einschüchternde Wirkung haben Bullen auf mich schon. Egal, wie nüchtern ich bin (aka immer, wenn ich fahre!), wie konzentriert ich auf die Straße blicke, wie lupenrein sauber ich bin – sobald ein Polizeiauto an mir vorbei fährt, habe ich das Gefühl, gleich eingeknastet zu werden. Jetzt hinschauen und freundlich lächeln, oder denken die dann erst recht, dass ich ’ne Meise hab? Oder einfach dran vorbeistarren? Völlig bescheuert, schließlich sind das ja auch nur Menschen wie du und ich, die am Abend ihre Uniform ablegen und am Morgen genau so auf dem Pott hocken.
Aber davon abgesehen – jeder weiß, wie hart die Polizei angesichts der Rassismus-Debatte gerade (zurecht!) hart in die Mangel genommen wird. Mich juckt es also schon ein Weilchen in den Fingern, einfach mal einen zu fragen, ob er eigentlich was gegen Schwarze hat. Und das hab ich jetzt auch gemacht – für unser Kreuzverhör. Heute sind die Rollen im Rahmen des trèsCLICK-Kreuzverhörs mal getauscht. Die Befragung führe jetzt ich. Und dafür habe ich mir Bastian (Name geändert) aus Frankfurt geschnappt. Er ist Ende 20 und seit einigen Jahren Polizist. Geil, endlich mal ungeniert raushauen. Los geht’s.
1. Warum wird man Polizist, wenn der Beruf doch so verrufen ist?
Bastian: Damals war das noch nicht so krass. Außer natürlich die Antifa, der schwarze Block, Ultras, Nazis und Neonazis, die haben die Polizei schon immer gehasst. Durch viele Vorkommnisse ist die Polizei immer mehr ins schlechte Licht gerutscht. Das meiste hat sich die Behörde selbst zuzuschreiben, aber vieles kommt auch aus der Bevölkerung. Wir sind nicht in den USA! Wir wollen hier helfen und Grundrechte schützen. Wenn du eines verletzt, dürfen wir deins ebenfalls verletzen, um unsere Maßnahmen durchziehen zu können. Erst, wenn das verstanden wird, sieht die Bevölkerung nicht mehr den bösen Bullen, der den armen Kerl zu Boden drückt, sondern die Polizei, die einen Straftäter festnehmen will, der sich wehrt.
2. Fühlst du dich geil, wenn du die Uniform trägst?
Beim allerersten Mal vielleicht, sonst aber nicht. Man spürt zwar die Blicke, aber das kann alle möglichen Gründe haben. In erster Linie empfinde ich die Uniform als praktisch, nicht gutaussehend.
3. Und die Waffe, welches Gefühl gibt dir die?
Als ich das erste Mal die geladene Waffe in der Hand hielt, hatte ich großen Respekt und auch ein bisschen Angst davor. Der Respekt ist heute zwar noch da, ich denke im Dienst aber nicht mehr wirklich daran, dass ich sie bei mir trage. Ich hatte im Dienst öfter die Hand an der Waffe und war bereit, sie zu ziehen, aber es kam nie dazu. Ich hoffe, das bleibt so.