Warum ich nicht mehr shoppen gehe – und glücklicher mit meinem Kleiderschrank bin than EVER

„Wir müssen endlich etwas tun“. Für die Umwelt, unsere Zukunft – letztendlich für uns selbst. Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Und selbst GESAGT. Nur um immer wieder doch nichts zu ändern… aus Faulheit, Bequemlichkeit. „Dieses Jahr wird alles anders“. Jedes Jahr aufs Neue. Nur dieses Mal wirklich! Also wirklich jetzt! Ich will mich nicht mehr mit leeren Worten schmücken. Ich will mich herausfordern. Was ganz bestimmt unbequem wird. Ein Jahr, viele Möglichkeiten. 12 Monate, 12 Challenges an mich selbst. Mit der alles entscheidenden Frage: Wie umweltbewusst kann ich wirklich leben? Wie viele Taten können auf Worte folgen? Ich finde es heraus. Für mich, für euch. Jeden Monat mit einer neuen #MyEcoChallenge. Weil ich’s (versuchen) kann!

Der Frühling ist da, mit duftenden Blüten und ersten, langen Sonnenstunden. Und vor allem mit Mänteln, die wir immer öfter zu Hause lassen können. Es wird warm und lockt auf einmal alle wieder auf die Straßen, in die Cafés und Parks und Restaurants …

Genau der richtige Zeitpunkt also, um den Kleiderschrank aufzupeppen, auf Frühling umzustellen, die leichten Flatterteilchen herauszukramen. Nur das „Kleiderschrankaufpeppen“ in diesem Jahr für mich keine große Shoppingtour bedeuten wird. Alles neu macht der… März. Denn in diesem Monat will ich auf Mode verzichten, die schnelllebig ist und mitunter nicht mal eine Saison in meinem Kleiderschrank verweilt. Mode, die unter schlechten Arbeitsbedingungen produziert wird und zur Wegwerfware verkommt. Weil unser Konsum so rasant geworden ist, dass wir nicht nur unserem Geldbeutel damit schaden, sondern vor allem auch den Arbeiterinnen am anderen Ende der Produktionskette – und unserer Umwelt.

Einen Monat lang nicht shoppen gehen – das klingt nicht viel. Das hört sich sogar ziemlich machbar an (Jackpot!). Passiert ja sogar ohne Challenge ab und zu, ganz aus Versehen. Aber gerade jetzt will ich mich doch eigentlich auf den Sommer vorbereiten, will meine Vorfreude mit luftigen Outfits untermalen, die mir von Werbeplakaten so zauberhaft entgegenstrahlen.

Und dann stehen auch noch mein Urlaub und mein Geburtstag an. Und sowieso: der Früh-hü-ling! Alles Gründe und Ausreden – um mal wieder richtig schön shoppen zu gehen. Bisher jedenfalls. Fast wie eine Art Belohnung, etwas, dass man halt tut, wenn man Zeit hat – oder beiseite gelegtes Geld. Ein Zeichen der Gemeinsamkeit, des Dazugehörens, ein Stück Stoff, das glücklich machen soll.

Ist Shoppen zum Statussymbol des Alltags geworden?

So haben wir das eben gelernt. So scheint es eben normal zu sein. Neues zu kaufen wertet uns vermeintlich auf. Und weil alles so günstig ist, wird auch niemand ausgeschlossen. Jeder kann jeden Trend mitnehmen, in diesem endlosen Kauf-dich-„glücklich“-Game. Doch genau hier kommt das große ABER. Denn wen macht das alles tatsächlich wirklich glücklich?

» Die Trends kommen schneller, gehen schneller, jedes Endorphin-High flaut bereits nach Minuten wieder ab. «

Wir konsumieren viel zu viel, viel zu maßlos und über die Notwendigkeit hinaus… das bestätigt auch eine repräsentative Studie von Greenpeace: 5 neue Kleidungsstücke kaufen allein die Deutschen im Durchschnitt –monatlich! Das sind 60 Neuanschaffungen im Jahr und damit fast doppelt so viele wie noch vor 15 Jahren. Getragen wird jedes einzelne Teil aber nur noch halb so lange. 18 % der gekauften Teile werden sogar nur zweimal getragen – und dann wieder aussortiert.

Die Trends kommen schneller, gehen schneller, das Endorphin-High nach einem gelungenen Shoppingtrip flaut bereits nach Minuten wieder ab.

Und das alles auf Kosten der Arbeiter und der Umwelt. Am Ende dieser Produktionsmaschinerie stehen Menschen, die für immer weniger Lohn und unter schlechten Sicherheitsbedingungen immer günstigere Klamotten herstellen müssen (mehr dazu hier). Wie es diesen Menschen dabei geht, wissen nur die wenigsten von uns. Dass dabei Chemikalien und Müll in die Gewässer und die Natur gelangen, ebenso wenig. Aber genau diese Zutaten braucht man für die Menge an Kleidung, die wir wie selbstverständlich in den Läden auffinden wollen: Gedüngte Baumwolle, damit diese schneller wächst, die Nutzung synthetischer Stoffe, von denen sich bei jedem Waschgang Fasern lösen, die als Mikroplastikmüll ins Grundwasser laufen (mehr dazu hier). Allein 35 % der Mikroplastikbestände im Meer sind auf unsere Kleidung zurückzuführen. Bis zu 750.000 Fasern lösen sich bei jeder Wäsche. Alles Tatsachen, die mich schlucken lassen. Und die nach Veränderung schreien.

» Meine Faustregel lautet: Reduse, Reuse, Recycle, Repurpose «

Mir geht es also vor allem darum, in Zukunft bewusster zu konsumieren. Aus dem „weniger shoppen“ eine Selbstverständlichkeit werden zu lassen. Nicht nur für einen Monat.

Aber was sind realistische Alternativen?

Wie kommen wir raus aus diesem endlosen Kaufrausch? Wie unterstützen wir nachhaltigeren und umweltbewussteren Konsum? Ich habe den Weg gewählt, der für viele vielleicht radikal klingen mag. Ich habe einfach aufgehört, schnell und kurzlebig produzierte Mode zu kaufen. Nicht nur für meine Challenge. Denn was in diesem Monat mehr denn je bewusst geworden ist? Die Alternativen sind DA – und sie sind vielfältig.

Die Faustregel, die mich als Unterstützung bei all meinen Kaufentscheidungen begleitet, lautet dabei: Reduse, Reuse, Recycle, Repurpose. Reduzieren, wiederverwenden, aufwerten, einen neuen Sinn geben. Und zwar in genau dieser Reihenfolge. Was kann ich alles aus meinem eigenen Kleiderschrank verwerten, reparieren und aufpeppen? Ist dieses Prinzip ausgeschöpft, greife ich auf Mode zurück, die seit Jahren im Umlauf ist (denn es gibt bereits so viele wunderbare Kleidungsstücke auf der Welt): von Flohmärkten, aus Second Hand Shops, auf Tauschpartys oder – mein Favorite – aus den Kleiderschränken meiner Freunde. 😁 Und wenn doch mal etwas Neues her muss? Dann nachhaltig produziert aus Fair-Fashion-Läden. „Fair Fashion“ bedeutet, dass auf die Arbeitsbedingungen in der Herstellung geachtet wird, dass umweltfreundliche Materialien ohne Mikroplastik verwendet werden und dass die Schnitte zeitlos und gut verarbeitet sind.

Fair produziert heißt längst nicht (mehr) langweilig und stillos

Diesen Monat habe ich also dafür genutzt, mich umzuschauen und die entdeckten Alternativen auszutesten. Ich habe Klamotten mit Freunden getauscht, habe Flohmärkte besucht und Fair-Fashion-Stores entdeckt. Mit einem klischeebehafteten „Öko-Look“ hat das alles nichts mehr zu tun. Auch nicht mit unbezahlbar. Klar sind die einzelnen Stücke teurer. Sie halten aber auch oft länger und die Anschaffungen werden seltener. Für mich ist das ein guter Kompromiss – um auch mal 70€ für ein Kleid, 35 €  für ein Shirt und 45 € für den Longsleeve-Body auszugeben (I mean…). Und den Rest? Nähe ich mir ab jetzt einfach selber wieder zurecht. Zum Geburtstag habe ich eine Nähmaschine bekommen. Vor allem erstmal dafür, um kaputte Säume selbst reparieren zu können und ich muss sagen – das funktioniert schon mal. 😜 Und es macht Spaß. Was zur Folge hat, dass ich in diesem Monat oft aufgekratzt bin, euphorisch und zuversichtlich. So vieles klappt, so vieles lässt sich (gerade in der Großstadt) einfacher umsetzen als gedacht. Ich entdecke neue Läden und finde neue Hobbys . Alles ist so federleicht. Bis… Tja, bis dann diese eine Sache mit der Strumpfhose passiert …

Wie überwinde ich alte Gewohnheiten endgültig?!

Denn natürlich gibt es auch in diesem Monat Momente, in denen einfach… einfach einfacher wäre. Wenn auf einmal die neuesten Trends in der Insta-Timeline aufpoppen oder der Urlaub sich doch seeeeehr für eine Shopping-Tour anbieten würde. Oder eben, wenn auf einmal gleich alle Strumpfhosen gleichzeitig von Löchern durchzogen sind…

Es kann schwerfallen, sich von Gewohnheiten langfristig zu verabschieden. Und tatsächlich habe ich bisher noch kein alternatives Label gefunden, bei dem mir Strumpfhosen wirklich so richtig gut gefallen (schließlich müssen die dünn sein, mattschwarz und trotzdem formgebend).

Aber manchmal darf man mit sich selbst vielleicht auch einfach nicht zu hart sein. Ich gehe immer noch liebend gerne Schaufensterbummeln. Es wird auch weiterhin Trends geben, denen ich nicht widerstehen kann. Im besten Fall hole ich mir die Inspirationen – und setze sie anschließend nachhaltig um. Und ansonsten? Kaufe ich auch mal ein Teil, an dem ich nicht vorbeikomme. Denn glücklicherweise scheint auch die Fashion-Branche so langsam im Wandel zu sein. Große Häuser bringen Concious-Kollektionen auf den Markt, recyceln Teile ihrer Ressourcen, bei den Konsumenten findet ein Umdenken statt.

Und genau darum geht es. Wir müssen diese Wertschätzung wiederfinden, die wir irgendwo auf dem Weg verloren zu haben scheinen. Eine Wertschätzung für Produkte, die es bisher gewohnt waren, höchstens einige Monate lang Aufmerksamkeit zu bekommen. Beim Sortieren meines Schrankes habe ich beispielsweise Teile wiedergefunden, die ich fast schon vergessen hatte – die mir aber heute noch die selben Komplimente einbringen wie vor Jahren auch. Ich probiere wieder mehr aus, kombiniere wild herum und überlege bei Stücken, die ich früher aussortiert hätte, wie ich sie mit wenig Aufwand zu neuen Lieblingen werden lassen kann.

Wie das geht? SO oder so ähnlich zum Beispiel…

(All diesen Kleidungsstücken wurde eine neue Aufgabe gegeben – oder sie haben eine zweite Chance bekommen)

Dieser Prozess tut gut. So oft stand ich in letzter Zeit vor dem Spiegel – und habe mich furchtbar leicht gefühlt. Weil ein kleinerer Kleiderschrank tatsächlich bedeutet, dass ich auf einmal mehr zum Anziehen habe. Mehr Teile, die ich liebe. Mehr naheliegende Kombinationsmöglichkeiten. Ich brauche keinen zehnten Blazer mehr. Und muss auch nicht mehr JEDEN Trend mitmachen (ein Satz, der bei meinen Freunden sicherlich für weit aufgerissene Augen sorgen wird).

Denn wenn ich ab jetzt etwas kaufe, dann nur noch, weil ich es WIRKLICH liebe. Das habe ich mir fest vorgenommen. Und für den Fall, dass sich dann doch mal wieder synthetische Stoffe in meinem Kleiderschrank wiederfinden? Habe ich mir inzwischen einen Wäschesack zugelegt (whoop whoop 😅). Klingt lame, fühlt sich seeeehr erwachsen an… sorgt aber ohne viel Aufwand dafür, dass die Mikroplastikpartikel der Klamotten nicht mehr in Flüssen oder dem Meer landen – sondern in meinem Mülleimer. Tja, es kann manchmal doch tatsächlich so einfach sein. Während des Waschgangs sorgt der Beutel aus engmaschigem Material dafür, dass die kleinen Fasern nicht mit dem Abwasser abtransportiert werden, anschließend kann ich ihn selbst entleeren. Vorbei sind damit (hoffentlich) die Zeiten der unbewussten Umweltverschmutzung. Und diese kleine Investition tut tatsächlich nicht mal weh. Im Gegenteil: Auch dieser Schritt ist ein wunderbar wichtiger, richtiger in eine gemeinsame, umweltbewusste Richtung. 🤗 Who’s with me? 🙋

Es sind eben (auch) die kleinen Dinge, die viel bewirken können…

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