ENDLICH: Wende im Sexualstrafrecht!

Was ist an einem „Nein“ so schwer zu verstehen? Wir sind fassungslos über die deutsche Justizabsurdität, wie sie sich erst kürzlich im Fall von Gina-Lisa zeigte. Der Fall steht stellvertretend für alle Frauen, wie schwer es ist, eine Vergewaltigung anzuzeigen und für seine Rechte einzustehen: Das ehemalige GNTM-Model beschuldigte zwei Männer, die ein Sexvideo von ihr gedreht haben, sie mit K.o.-Tropfen betäubt und vergewaltigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft akzeptierte die Klage nicht und beschuldigt Gina-Lisa sogar wegen einer angeblichen Falschaussage. Und das, obwohl Gina-Lisa in dem besagten Video, das Gegenstand des Prozesses ist, mehrfach und laut hörbar „Hör auf“ sagt.

Jetzt gibt es endlich  eine Neuerung im Sexualstrafrechtt, die die Wendung in solchen Fällen bringen könnte:

Union und SPD haben sich über die Reform des Sexualstrafrechts verständigt und wollen jetzt endlich den Vergewaltigungsparagraphen verschärfen. Jetzt soll einem „Nein“ endlich die angemessene Bedeutung zugestanden werden. Der Grundsatz „NEIN HEIßT NEIN“ wird jetzt fest im Strafrecht verankert.

Nach dem bisherigen Gesetz galt, dass eine Gewaltanwendung oder Nötigung des Opfers vorliegen muss, damit dies juristisch als eine Vergewaltigung anerkannt wurde. Nach dieser Reform muss nun nicht mehr nachgewiesen werden, dass sich das Opfer gewehrt hat oder Gewalt angedroht wurde; ein verbales „Nein“ reicht aus, als Kennzeichen, dass sich über den Willen des Opfers hinweggesetzt wurde. Der Straftatbestand liegt künftig auch dann vor, wenn das Opfer durch Worte oder Gesten zum Ausdruck bringt, dass es mit den sexuellen Handlungen nicht einverstanden ist. Wird ein „Nein“ ignoriert, liegt dem neuen Entwurf zufolge eine Vergewaltigung vor.

Diese Reform war schon seit langem absolut notwendig, denn Wehr- und Bewegungslosigkeit während einer Vergewaltigung sind körperliche Reaktionen, die Opfer gar nicht kontrollieren können! Wie uns Therapeutin Iris Hannig von der Opferhilfe-Hamburg erzählt hat, verfällt ein Großteil der Betroffenen von Vergewaltigungen in eine Angststarre. Wenn weder Flucht noch Kampf eine realistische Option zum Überleben sind, reagieren Menschen (wie auch Tiere, die sich tot stellen, wenn sie angegriffen werden) mit Immobilität. Besagte Wehrlosigkeit Frauen zum Vorwurf zu machen ist gleichermaßen unfassbar und absurd!

Diese Änderung setzt ein deutliches Zeichen gegen sexuelle Übergriffe.

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