Nike wird für seine neue Schaufensterpuppe kritisiert – bis eine Bloggerin einschreitet

Es könnte alles so einfach sein. Eigentlich. Denn obwohl noch ein weiter Weg vor uns liegt, mit vielen Steinen, schaffen wir es doch immer mehr, die verschiedensten Menschen mit ihren verschiedenen Körpern immer häufiger zu repräsentieren. Längst noch nicht ausgeglichen genug (ganz klar!!), aber eben doch Schritt für Schritt in eine richtige Richtung.

Ein gutes Beispiel ist dafür gerade Nike. Denn der Sportbekleidungshersteller platzierte in seinem Flagshipstore in London unaufgeregt eine Plus-Size-Schaufensterpuppe zwischen all den anderen Mannequins. Ohne diesen Schritt dabei als „außergewöhnlich“ hervorzuheben, ihn medienwirksam auszuschlachten oder sich als Bodypositive-Vorreiter positionieren zu wollen. Sondern einfach deshalb, weil die Nachfrage da ist und es doch wohl normal sein sollte, Menschen mit verschiedenen Körpermaßen, die Sport machen, auch mit der richtigen Bekleidung auszustatten. Doch auch hier gilt eben wieder: auch nur EIGENTLICH.

Selbst über Schaufensterpuppen kann man sich offenbar aufregen

Denn während wir diesen wichtigen Schritt der sichtbaren Diversität noch immer feiern, lassen andere bereits wieder ihren diskriminierenden Senf dazu ab. Genau darauf bezieht sich jetzt auch Bloggerin und Influencerin Callie Thorpe. Auch sie selbst hat aufgrund ihres Gewichts regelmäßig mit dem Stigma zu kämpfen, Sport und Active Wear „seien nichts für Frauen wie sie“. Doch genau diese kontroverse Haltung will sie nicht mehr auf sich sitzen lassen.

Erst recht nicht, nachdem eine Journalistin des Telegraphs die Schaufensterpuppe von Nike als „immens, gewaltig, gigantisch“ bezeichnete. Und damit nicht genug. In ihrem Meinungsstück schreibt sie weiter: „[Die Puppe] hievt vor Fett. Sie ist in jeder Hinsicht fettleibig und bereitet sich garantiert nicht auf einen Lauf in ihrer glänzenden Nike-Kleidung vor. Niemals kann sie rennen. Sie ist vermutlich eher prä-diabetisch und auf dem besten Weg zu einer Hüftprothese.“

Uff. Da bleibt nicht nur der Bloggerin mal eben kurz die Luft weg. Gefolgt von einem erbosten Stirnrunzeln unsererseits. Denn warte mal, Moment, ganz kurz zum Verständnis: Dicke Frauen leiden gewichtsbedingt also automatisch unter Krankheiten und sollen deshalb auch auf jeden Fall etwas daran ändern – aber bitte nicht in schöner Sportkleidung von Nike?! Weil die für schlanke, durchtrainierte Frauen vorgesehen ist?! Bitte WAS?

Callie Thorpe hat genug von dieser Scheinheiligkeit. Und vom ewig-mitschwingenden Fatshaming. Denn diese destruktive Argumentation sorgt nur dafür, dass sich übergewichtige Menschen wieder mehr aus der Gesellschaft verdrängen lassen und noch weniger sichtbar sind…

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it’s so disheartening working in an industry where you think great strides are being made, only to be starkly reminded that fatphobia is rampant and no matter what we do we will never be respected Just last week we saw something incredible happen. @nike put a plus size mannequin in Nike Town. A representation of a body we never see in the fitness industry. It was powerful But yet again another think piece comes out. Another dehumanising, awful set of words to remind us fat people that we are despised by society. Tanya Gold the writer of the piece in the Telegraph describes the mannequin as “An immense, gargantuan, vast. She heaves with fat. She is, in every measure, obese, and she is not readying herself for a run in her shiny Nike gear. She cannot run. She is, more likely, pre-diabetic and on her way to a hip replacement.” I usually would write a response to this with a point to prove. something defending my point of view and those of my peers saying how outdated and disgusting these views are but quite honestly what’s the point? I’m that heaving with fat woman she is talking about. It’s ludicrous that fat people are mocked, bullied and told to get to the gym and lose weight yet we are also told, we don’t deserve the access to active wear. Do you see how ridiculous that is? Which goes to show It’s got nothing to do with health concern and everything to do with prejudice Prejudice and discrimination isn’t just harassment, or discriminatory behaviour. It’s living every day life watching as people stare at you whilst you eat. Move away from you when they think you will sit next to them, listening to countless jokes being made about your body shape on TV any film. It’s doctors not offering you care because of your weight or not getting jobs because of the size dress you wear. It’s no wonder people are turning to extreme weight loss measures like surgery because it feels like the only way out. If you are following this page and you aren’t plus size please use your platform to stand up against this especially and even more so for plus size people of colour. Hashtagging #bodypositivity isn’t enough. Please Speak out

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Ihrer Wut lässt sie in einer Instagram-Caption freien Lauf:

„Es ist lächerlich, dass dicke Menschen verspottet, gemobbt und dazu angewiesen werden, ins Fitnessstudio zu gehen, um Gewicht zu verlieren. Während ihnen gleichzeitig auf der anderen Seite gesagt wird, dass sie keine sportliche Bekleidung für ihre Körper verdient haben. Merkt ihr, wie dämlich das ist? Dieser Fall zeigt mal wieder, dass es hierbei rein gar nicht um gesundheitliche Bedenken geht, sondern wie immer nur um festgefahrene Vorurteile. Vorurteile und Diskriminierungen, die sich längst nicht nur in solchen Aussagen zeigen. Sie existieren überall, im alltäglichen Leben. Wenn Leute dich zum Beispiel anstarren, während du isst. Wenn sie ausweichen oder sich umsetzen, weil sie glauben, du würdest dich neben sie setzen. Oder wenn im Fernsehen unzählige Witze ausschließlich über deine Körperform gemacht werden. Und ja, selbst wenn Ärzte dir wegen deines Gewichts keine adäquate Behandlung anbieten oder wenn du aufgrund deiner Kleidergröße keinen Job bekommst.“ 

Vorurteile verstecken sich überall. Und die Bloggerin macht darauf mehr als eindeutig aufmerksam. Gemeinsam müssen wir deshalb daran arbeiten, genau die langfristig abzubauen. Das fängt mit einer Nike-Schaufensterpuppe an und hört bei unserem eigenen alltäglichen Verhalten auf. Alle Menschen haben ein Recht dazu, gleichwertig sichtbar und Teil dieser Gesellschaft zu sein. Ohne dass dabei die Augenbrauen hochgezogen werden, weil sie nicht in das genormt Bild der Werbung passen. Denn mehr ist es doch eigentlich nicht. Die Realität sieht schließlich schon immer so viel diverser aus. Warum also nicht genau diese Realität auch endlich repräsentieren? Mit all ihren vielfältigen und wunderschönen Facetten? Ganz ohne Aufschrei, Applaus oder scheinheilige Anamnesen. Einfach so, weil es eben normal ist sein sollte.

Callies Statement ist genau deshalb auch nichts mehr hinzuzufügen 💪

Credits: Instagram/calliethorpe, PRSamples/Nike

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