„Das ist keine PR-Maßnahme, sondern eine Notwendigkeit für unseren Planeten!“ – Stefanie Giesinger und Marcus Butler über nu-in

Marcus Butler und Stefanie Giesinger in ihren eigenen Designs von nu-in

Es gibt Termine, auf die sich eine Redakteurin ganz besonders freut. Weit oben auf der Liste: Interviews mit Stefanie Giesinger! Das 23-jährige Topmodel, das schon längst internationale Erfolge feiert und mit knapp 4 Millionen Followern bei Instagram einen riesigen Einfluss hat, ist immer eine wunderbare Gesprächspartnerin – unfassbar höflich, freundlich und noch dazu erfrischend nahbar. Wir haben uns also ganz besonders auf das Date mit ihr und Boyfriend Marcus Butler gefreut – logisch, Corona-freundlich nur über den Laptop-Bildschirm. 🙌🏼 Anlass des Ganzen? Die neue Brand der beiden! ⚡️Wer sich die Designs von „nu-in“ anschaut, würde niemals erahnen, dass es sich hierbei um sustainable, eco-friendly Fashion handelt – und das meinen wir absolut positiv („nu“ ist übrigens Schwedisch und bedeutet „jetzt“, soll also so viel heißen wie: „Jetzt ist es an der Zeit“). Denn jetzt mal ehrlich, woran denkt man bei „Öko-Mode“ auch heute noch? Richtig, an Mode, die man gerne tragen würde, aber nicht kann, weil sie einfach… nur semi-stylisch aussieht. 😬

nu-in hingegen ist alles andere als „semi-stylisch“ – die Street- und Activewear mit teilweise Unisex-Charakter ist super nice designt, dreht komplett am Zahn der Zeit und ist so vielseitig kombinierbar, dass sie sowohl als cozy Home-Look, als auch als Outfit für die Front Row tauglich ist. 💥Und dennoch: Seit dem Launch der Brand vor einem Monat wurden neben viel positivem Feedback natürlich auch einige Zweifler und Kritiker laut. Erschwingliche Preise und Nachhaltigkeit, geht das überhaupt?

Wir haben mit den beiden gesprochen, um ein wenig tiefer diese Thematik einzudringen und zu erfahren, wie die beiden das verweinen, welche Prozesse in die Entwicklung einer eigenen Marke einfließen – vor allem während einer globalen Pandemie – und außerdem zu erfragen, wie es ist, sowas mit dem eigenen Partner zu stemmen… rollen da nicht Köpfe? 😋 Fragen über Fragen – hier kommen die Antworten!

Steffi und Marcus, dann erzählt doch mal…

Ihr beiden, wie geht es euch gerade mit allem, was in der Welt passiert?!

Steffi: Morgens aufzuwachen und sich abends ins Bett zu legen ist am schlimmsten, mein Kopf ist ständig voller schlechter Nachrichten und ich mache mir so viele Sorgen…

Marcus: Auf der anderen Seite ist 2020 schon jetzt ein geschichtsträchtiges Jahr, das monumentale Veränderungen in die richtige Richtung mit sich bringt. Wir werden uns für immer hieran erinnern! Ist das nicht verrückt?

Absolut, und trotz globaler Pandemie habt ihr es hinbekommen, nu-in zu launchen, herzlichen Glückwunsch! Wie fühlt sich das an?

Steffi: Ahh, es fällt so viel Stress von uns ab, die letzten Monate waren harte Arbeit. Aber wir sind unheimlich stolz und glücklich.

Marcus: Alles passierte so plötzlich – auf einmal war Corona da. Ich glaube, für die meisten Leute vergeht die Zeit gerade ziemlich langsam, aber für uns rennt sie! Uns wird nie langweilig, dafür haben wir einfach zu viel zu tun.

Viele bekannte Persönlichkeiten kreieren momentan ihre eigene Marke – woher kam bei euch der Wunsch, speziell in den Nachhaltigkeitssektor zu gehen?

Steffi: Die Fakten sprechen für sich – die Modeindustrie ist neben der Fleisch- und Ölindustrie mitunter die umweltschädlichste! Wir wollten schon lange gemeinsam eine High-Fashion, Unisex-Marke gründen und je länger wir uns mit den Folgen beschäftigt haben, desto stärker wurde uns das Ausmaß von Umweltschäden durch die Modeindustrie klar.

Marcus: Wenn man sich in das Thema einarbeitet, muss man sich eher fragen, wie man heutzutage noch eine nicht-nachhaltige Marke launchen kann. Für Konzernriesen, die mit ganz anderen Strukturen arbeiten, ist es natürlich schwer, von jetzt auf gleich alles umzustellen. Wir als Newcomer würden uns aber schuldig fühlen, wenn wir hierauf keinen Wert gelegt hätten.

Welche großen Probleme sind im Entstehungsprozess aufgekommen, mit denen ihr nicht gerechnet hattet?

Marcus: Corona war wirklich das größte! Wir hatten gerade unser Fotostudio aufgebaut, direkt neben unserer Fabrik und unserem Lager in Portugal – wir wollten alles beieinander haben, um die CO2-Emission niedriger zu halten –, als es uns traf. Ziemlich genau eine Woche bevor wir mit unseren Website-Shoots anfangen wollten, fiel alles ins Wasser.

Steffi: Wir reagierten schnell und improvisierten, indem wir die Looks an die verschiedenen Models verschickten, die sich darin zuhause dann selbst fotografierten. Wir selbst haben’s genau so gemacht. Am Ende hat alles geklappt!

» Das hier ist keine PR-Maßnahme, sondern eine langfristige Mission, eine Notwendigkeit für unseren Planeten. «
Stefanie Giesinger

Was können sich andere Brands von nu-in abschauen? Was macht euch so besonders?

Steffi: Ich denke, definitiv unsere Preise im Kombination mit der Nachhaltigkeit! Mode aus diesem Bereich ist meistens entweder langweilig oder völlig überteuert, deshalb beschäftigen sich auch so wenige Menschen damit. Wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass es weder noch sein muss. Darauf sind wir sehr stolz! Wir wären total happy, wenn andere Brands sich daran orientieren würden – denn das hier ist keine PR-Maßnahme, sondern eine langfristige Mission, eine Notwendigkeit für unseren Planeten.

Marcus: Genau, hoffentlich stecken wir andere Marken damit an, doch schneller auf Nachhaltigkeit zu setzen, als sie es vielleicht jetzt gerade planen. Selbst wenn sie sich nur vornehmen würden, in 5 Jahren umweltfreundlicher zu sein, hätte das schon einen großen Einfluss.

Thema Preispolitik! Viele äußern, dass es kaum möglich sei, für so einen geringen Preis auch wirklich nachhaltige Materialien, eine gute Produktion und faire Löhne für die FabrikarbeiterInnen zu garantieren. Auch bei nu-in wurden einige kritische Stimmen laut. Wie bewertet ihr das?

Marcus: Wir wollen so transparent wie möglich sein. Das beinhaltet zum Beispiel, dass wir auch die Löhne der FabrikarbeiterInnen komplett offenlegen werden. Wir sind in der glücklichen Position, ein Team um uns zu haben, dass in diesem Sektor sehr gut aufgestellt ist und uns die Expertise mit an die Hand gibt. Wir achten schon beim Einkauf der Stoffe darauf, dass sie umweltfreundlich produziert sind und dennoch bezahlbar, außerdem arbeiten unsere Angestellten in Portugal in Fabriken, die ihnen weitaus mehr bezahlen als den durchschnittlichen Lohn.

Steffi: Wir waren persönlich vor Ort, es war uns unheimlich wichtig, uns ein eigenes Bild davon zu machen und sicherzustellen, dass dort gute Umstände herrschen. So viel Kleidung wird unter schrecklichen Bedingungen von Kindern produziert, das ist fast wie in einem Horrorfilm. Wir versichern, dass es bei uns nicht so läuft. Außerdem sind unsere Fabriken recht traditionell, die Leute dort wissen also, wie man effizient arbeitet, so kommt auch unser niedriger Preis zustande.

Gibt es Dinge, bei denen ihr euch eingestehen müsst, dass sie noch Verbesserung benötigen? Musstet ihr irgendwo Kompromisse eingehen?

Marcus: Das mussten wir auf jeden Fall, und wir wollen auch klar kommunizieren, dass bisher noch nicht alles ideal lief. Beispielsweise waren wir nicht transparent mit unseren Garnituren: wo die Knöpfe herkommen, die Fäden, woraus die Verpackung oder die Etiketten bestehen. Zum Zeitpunkt unseres Launchs hatten wir nicht die Kapazitäten, um alles darüber offenzulegen. Das ist dennoch keine Entschuldigung und wir werden das nachholen und künftig noch mehr Informationen zu allen Details bereitstellen. Wir sind nicht perfekt, aber wir geben uns große Mühe, stets besser zu werden. Also, an alle KundInnen: Wenn euch irgendetwas auffällt, das Verbesserungsbedarf hat, gebt uns konstruktives Feedback, wir nehmen es sehr gerne an!

» In unserer Gesellschaft herrscht dieses Schwarz-Weiß-Denken, entweder ist man extremer Aktivist, oder man tut überhaupt nichts. Wenn doch aber jeder etwas tun würde, wäre das in der Summe ein riesiger Fortschritt! «
Stefanie Giesinger

Steffi, du bist, wie Marcus auch, seit einigen Jahren in der Fashion Industry zuhause. Wie schaffst du den Spagat zwischen deren Schnelligkeit, Konsumismus und dem Wunsch, nachhaltiger zu leben?

Steffi: 2019 war für mich ein Wendepunkt. Ich fing an, mir über alles Gedanken zu machen, auch über Kunden, mit denen ich arbeitete und wofür sie stehen. Von da an begann meine persönliche „Reise“. Ich stellte mit dir Frage, was ich tun könnte, also entschieden wir uns für den Weg nachhaltiger Mode. Ich würde andere Unternehmen gerne motivieren, transparenter zu werden, aber am Ende des Tages wird die Modeindustrie vermutlich immer große Auswirkungen auf unseren Planeten haben – wir sollten dennoch, oder gerade deshalb, versuchen, diese immerhin zu minimieren.

Marcus: Balance is key. Das trifft auf unser ganzes Leben zu. Es wäre nicht realistisch, zu sagen, dass wir in jedem Bereich alles richtig machen.

Steffi: In unserer Gesellschaft herrscht dieses Schwarz-Weiß-Denken, entweder ist man extremer Aktivist, oder man tut überhaupt nicht. Wenn doch aber jeder etwas tun würde, wäre das in der Summe ein riesiger Fortschritt!

Worauf seid ihr bei nu-in besonders stolz?

Steffi: (Überlegt kurz) Hm, ich glaube, wir verkünden das jetzt einfach: Es wird eine bald Curve-Kollektion geben, und darauf bin ich super stolz! Wir möchten Diversität leben und freuen uns darauf, alle miteinzubeziehen. ( – Big thumbs up von uns! 😍)

Marcus: Ich bin einfach stolz darauf, wie toll unser 35-köpfiges Team diese globale Krise meistert und wir uns davon nicht unterkriegen lassen. Eigentlich würden wir alle gemeinsam in einem Office sitzen, jetzt sind wir in mehreren Ländern verteilt und es funktioniert trotzdem. Außerdem können wir auch weiterhin all unseren Angestellten einen sicheren Arbeitsplatz bieten und müssen keine Stellen streichen oder Abstriche in der Produktion machen.

Welche Pläne habt ihr für die Zeit nach Corona? 

Marcus: Einige! Zum Beispiel planen wir, auch offline verkaufen zu können. nu-in-Geschäfte wird es erstmal nicht geben, aber wir sind mit einigen Einzelhandels-Partnern im Gespräch.

Steffi: Ich freue mich am meisten auf kreative Kampagnen-Shootings. Durch Corona wurden wir so eingeschränkt, bald möchte ich mich aber so richtig ausleben und werde da ganz viel Herzblut reinstecken.

Wie schafft ihr es, euren Alltag generell grüner zu gestalten und ein umweltfreundlicheres Leben zu führen?

Steffi: Überall! Wir versuchen, nicht recyceltes oder nicht recycelbares Plastik komplett zu vermeiden, was aktuell leider noch super schwierig ist. Und generell achten wir sehr auf Recycling – ich habe das Gefühl, vielen Leuten ist Mülltrennung einfach egal und sie stopfen alles in eine Tonne.

Marcus: Den größten Anteil macht vermutlich unsere Ernährung aus. Wir entschieden vor einiger Zeit, vegan zu leben.

Steffi: Genau, dieses Commitment ist vermutlich das größte, das man als Einzelperson eingehen kann. Die Tierindustrie ist eine der schlimmsten überhaupt, sowohl als Umweltgründen, als auch ethisch und moralisch.

Wie schön, dass ihr das gemeinsam durchzieht. Generell – wie ist es, mit seinem Partner an so einem großen Projekt zusammenzuarbeiten? Das muss man sich ja auch erstmal trauen! 

Marcus: Total schön. Mit vielen dieser Themen beschäftige ich mich sowieso täglich. Wir kommen da total gut zusammen. Ich übernehme mehr strategische Tätigkeiten, Steffi kreative. So läuft das Hand in Hand, und große Entscheidungen treffen wir sowieso immer zusammen.

Steffi: Dennoch ist es schwer, weil wir quasi nie aufhören zu arbeiten. Manchmal liegen wir nachts noch wach und überlegen uns: Wie sieht dieses Top aus? Können wir hier noch was verändern? Wir sind gedanklich immer bei der Sache. Davon abgesehen ist es wunderbar, weil wir uns gegenseitig am allerbesten, fast blind, kennen. Wir vertrauen uns.

Welche Teile aus eurer Kollektion seht ihr am jeweils anderen am liebsten? 

Marcus: An ihr sieht alles gut aus, sie ist ein Model! 😄 Ich liebe die Carpenter-Jeans an ihr. Sie ist eigentlich aus der Männer-Kollektion, im Skater-Style, sieht aber mega cool an ihr aus.

Steffi: Tatsächlich gibt’s auch aus meiner Kollektion ein Teil, das Männer perfekt tragen können und das ich an Marcus mag: das Cargo Jersey! Ein oversized Hemd mit Knöpfen, das 100% recycelt ist. Love it.

Und wenn ihr Celebrities eurer Wahl mit nu-in ausstatten dürftet, welche wären das? 😏

Steffi: Uh, einfache Frage: Dua Lipa! Bella Hadid!

Marcus: A$AP Rocky, Kanye West! Jaden Smith wäre auch toll, er liebt den Planeten. Du siehst, ich ziele hoch, haha!

Steffi: Wir fangen schon mal an zu sparen. 😂

Wir freuen uns, ha! Zum Abschluss: Was ist die größte Lektion, die ihr aus diesem ganzen Prozess mitgenommen habt? 

Steffi: Ich habe die Wichtigkeit von Daten, Zahlen und Statistiken erkannt! Und wie wichtig es ist, sich wirklich einen guten Überblick über solche Dinge zu machen. Wir wollten ja etwas produzieren, für das auch der Bedarf besteht, also muss ich den Markt kennen. Das war in dem Ausmaß neu für mich.

Marcus: Ich finde es toll, welch neue Wege sich durch die Coronakrise bei uns, in unserem Team und überall auf der Welt erschlossen haben. Wir haben erkannt, dass wir nicht zwangsläufig im gleichen Office sitzen müssen, um effektiv zu arbeiten. Möglicherweise weichen wir auch dauerhaft etwas mehr vom klassischen „Nine to Five“-Berufsmodell ab, können uns wichtige Fahr- und Reisezeit sparen, etc. Dadurch finden wir vielleicht auch wieder zu einer besseren Work-Life-Balance zurück, haben mehr Zeit für uns und unsere Liebsten. Wertvoll!
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Was für ein schönes Schlusswort. Am Ende dieses Gesprächs lässt sich nur sagen: Schön, dass ihr so ehrlich und transparent seid – schön, dass ihr euch nicht hinstellt und sagt, dass ihr fehlerfrei seid. Und ganz besonders schön, dass Menschen mit riesiger Reichweite wie ihr euch dafür einsetzt, dass wir weitere Schritte in die richtige Richtung gehen. 👏🏻 Wir scrollen dann mal euren Onlineshop durch… 😌

So sehen unsere Termine via Zoom übrigens gerade aus:

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