Ja, Online-Shopping kann zur Sucht werden – und das muss anerkannt werden, sagen Experten

Klar, irgendwie haben wir das doch alle schon mal so oder so ähnlich durchlebt. Irgendetwas gerät aus den Fugen – und wir kompensieren das Chaos, indem wir shoppen gehen. Frustshoppen nennt sich das, so ganz lapidar. Ob bei Liebeskummer, zur Belohnung oder aus Selbstzweifeln heraus. Shoppen ist quasi zum Volkssport geworden.

Dass dieser unkontrollierte Konsum nicht ‚gesund‘ sein kann, steht fest. Immerhin steht jeder Kauf dabei nur stellvertretend für ein ungelöstes Problem. Doch wie ungesund es tatsächlich sein kann, das schätzen Experten gerade erst so richtig ein. Die DailyMail greift dabei eine Forschung auf, die im Fachmagazin „Comprehensive Psychiatry“ publiziert wurde. Darin heißt es ganz eindeutig: „Eine Online-Shopping-Sucht existiert – und sie sollte aus diesem Grund auch als tatsächliche psychische Erkrankung eingestuft werden.“

Eine solche Kategorisierung ist keine Selbstverständlichkeit. Oftmals werden Abhängigkeiten, die noch wenig erforscht sind, viel eher mit einem Augenverdrehen als Befindlichkeit abgetan. So als könnte man damit einfach wieder aufhören, wenn man nur stark genug ist. Doch auch eine Kaufsucht geht viel tiefer als das. Es ist eine ernstzunehmende Erkrankung – so viel steht bereits seit mehreren Jahrzehnten fest. Bestimmte Symptome und Merkmale konnten bereits lokalisiert und eingegrenzt werden. Ebenso wie die negativen Auswirkungen auf unsere Psyche.

Online-Shopping hebt die Kaufsucht auf ein neues Level

Das Problem, das Experten aktuell allerdings sehen? Ist ein noch viel weitreichenderes: Durch die ständige Shopping-Verfügbarkeit im Internet verstärkt sich nämlich das Problem. Die sogenannte „Buying-Shopping-Disorder“ (BSD) hat inzwischen eine neue Bedeutungskraft angenommen… und könnte bereits jeden zwanzigsten Menschen weltweit betreffen.

„Dieser Zustand ist viel zu lange nicht anerkannt worden“, beklagt Dr. Astrid Müller, forschende Psychotherapeutin der Hannover Medical School. Das Expertenteam rund um die Ärztin ist sich sicher: Durch den Faktor Internet kann die Sucht sehr schnell eine unkontrollierbare Dimension annehmen. Käufe können 24 Stunden lang an 7 Tagen in der Woche getätigt werden. Sie werden zugänglicher, anonymer und erschwinglicher gemacht. Niemand muss sich mehr den Verkäufern stellen. Oder die Tüten selbständig nach Hause tragen.

Ein großes Problem für Süchtige oder Suchtgefährdete. Denn die Abhängigkeit geht mit einer hohen Depressionsrate einher und erhöht die Anfälligkeit für Angststörungen.

Zudem leiden häufig die sozialen Kontakte der Betroffenen darunter. Sie verlieren ihre Partner, Freunde, Stück für Stück die Selbstkontrolle – und häufen nebenbei meist Berge von Schulden an.

Eine psychische Erkrankung muss behandelt werden

Keine Erkrankung also, aus der man selbstständig wieder herausfinden würde. Gerade deshalb ist es den Experten auch so wichtig, „BSD“ offiziell anzuerkennen. Denn nur so kann weiterhin nach den Ursachen und Therapiemöglichkeiten geforscht werden. Und nur so kann Betroffenen adäquat geholfen werden: „Ganze 5 % der Bevölkerung sind betroffen. Und die psychischen Auswirkungen sind ernst. Sie sollten nicht unterschätzt werden.“ Ab und zu online seinen Frust abzulassen ist also nicht das Problem. Positiv mit dem Begriff „Shopaholic“ um sich zu werfen dagegen schon eher. Shopping kann zur Sucht werden. Zu einer unbekannten, der man sich nahezu nicht mehr nach außen hin stellen muss. Wer also betroffen ist und das erkennt – dem sollte auch geholfen werden können. Und genau dafür setzt sich die Expertengruppe ein. 👏

Kaufen macht nicht glücklich. Oder nur sehr kurzfristig. Und sollte daher niemals als Katalysator für psychische Schwierigkeiten angesehen werden. Auch wenn sich „Frustshoppen“ auf den ersten Blick so furchtbar naheliegend anhört.

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