Jeden Tag das selbe Spiel. Der Weg zur Arbeit zieht sich wie Kaugummi. Die Bahn bleibt viel zu lange an der Haltestelle stehen, die Straßen sind überfüllt von gehetzten Menschen… und die Strecke scheint sich wegen eines ganz bestimmten Phänomens oft sogar noch zu verdoppeln. Ich laufe nämlich Schlangenlinien durch die Stadt. Warum? Weil ich schnell sein will, Kontakt vermeiden möchte und deshalb allem und jedem auf der Straße im Zickzack auszuweichen versuche.
Aber liegt das wirklich nur an meiner großstadtbedingten Ungeduld? Oder steckt doch mehr hinter meinen ständigen Ausweichmanövern…? Die britische Historikerin Charlotte Riley ist sich jedenfalls sicher: Gerade Frauen tendieren dazu, Platz zu machen und den Weg freizugeben – vor allem dann, wenn Männer ihnen auf der Straße entgegenkommen.
Sofort rattert es in meinem Gehirn. Wie oft sind es tatsächlich Männer, die sich selbstbewusst und geradewegs auf mich zubewegen? Wie oft bin tatsächlich ich diejenige, die automatisch ausweicht? Und legen Frauen generell ein anderes Verhalten an den Tag, schenken sich vielleicht sogar mehr Beachtung?