Periodenurlaub in Deutschland – unumgänglich und bitte seit gestern!

Ich wusste, Spanien macht so einiges richtig, als ich mit 12 Jahren im Hotelurlaub auf Malle den Talentwettbewerb im Kidsclub gewonnen habe. Und jetzt habe ich die endgültige Bestätigung: Einen Tag im Monat dürfen sich von Periodenschmerzen betroffene Frauen in einigen spanischen Städten einen Tag Urlaub nehmen! Warum habe ich trotzdem das Gefühl, dass solche Entscheidungen so eeeeewig schleichend und lahm sind?…

Schon zu Schul- und Unizeiten sind die Zahlen der Fehltage meiner Freundinnen und mir regelmäßig gestiegen, einfach, weil einmal im Monat der Körper verrückt gespielt hat. Bei mir ist das sehr unterschiedlich, je nachdem wie viel Stress ich habe und wie ich mich ernährt habe. Teilweise kann ich mich nur krabbelnd fortbewegen, muss mich die erste Stunde nur übergeben oder habe Hitze- und Schüttelfrostattacken. Damit arbeiten gehen? Ist einfach nicht möglich, es geht einfach nicht. Teilweise wäre es einfach fahrlässig und gefährlich gewesen, in der Großstadt mit solchen Symptomen in die Bahn zu steigen und los zur Work zu fahren. Also musste ich mich, wenn möglich, krank melden, oder eben spontan einen Urlaubstag auf den Kopf hauen.

Ist das fair? Finde ich irgendwie nicht… Ich habe meine Tage ja nicht, weil ich es super lustig oder toll finde, oder entscheide mich aktiv dafür, dass es mir schlecht geht. Mein Körper sagt manchmal am ersten Tag der Periode ganz einfach: Sorry, heute geht nichts. Heute musst du liegen und weinen und deine Energie dafür nehmen. Und das akzeptiere ich dann auch.

Dabei habe ich es auch noch ganz okay getroffen, würde ich sagen, im Vergleich zu sehr vielen anderen Frauen. Und wenn unser Körper uns nun mal einen Tag in die Knie zwingt, sprechen wir nicht mehr über „wollen“, oder „irgendwie geht es doch immer“. Das halte ich für absolut toxische und unreflektierte Umgangsweisen mit unseren Körpern, ohne die es uns gar nicht geben würde.

Also ja, ich würde mich freuen, wenn ich einen Tag im Monat entscheiden könnte, ob ich es körperlich zur Arbeit schaffe, oder ob ich zu kaputt bin, oder Angst um meine Gesundheit habe. Nur weil es so etwas bisher noch nicht gibt, heißt das nicht, dass es unsinnig wäre. Ich glaube einfach, dass es in vielen oberen Vorständen in Firmen kein Thema ist, weil immer noch wesentlich mehr Männer dort sitzen als Frauen. Habt ihr mal versucht, Männern eure Periodenschmerzen zu erklären? Sie können es nicht nachempfinden, was ja auch logisch ist. Das bedeutet aber nicht, dass wir lügen oder übertreiben – das lasse ich mir sowieso lange schon nicht mehr sagen.

I mean – knapp die Hälfte der Weltbevölkerung bekommt die Periode irgendwann im Leben und es wird immer noch nicht offen darüber geredet, weil es vielen Männern unangenehm ist und sie uns das dann spiegeln. Ihr habt auch Mamas, Frauen, Töchter – die haben das tatsächlich auch… JA! Da brat‘ mir doch einer ’nen Storch, das sind mal verrückte Zeiten, in denen wir leben, oder? Das Ganze bleibt ja auch viele, viele Jahre. Wir müssen echt lange damit leben und umgehen, liebe Frauen. Und anstatt dann während der Periode Entlastung zu verspüren, wie wenn man „krank“ wäre, muss man sich einfach doppelt anstrengen und belasten. ✨

Du hast deine Einschätzung und ich habe meine. Nun habe ICH ja die Beschwerden und spreche aktiv darüber. Ich denke nicht, dass jemand, der noch nie seine Tage hatte, BESSER als ich beurteilen kann, ob es mir „schlecht genug“ geht. Hier gibt es definitiv noch einige Lücken in Unternehmen genauso wie in einer klaren Gesetzgebung.

Diese Gesetzgebung ist in Deutschland natürlich leider noch weit entfernt – und das, obwohl wir ja schon immer einmal im Monat bluten. Das ist ja nicht erst seit letztem Jahr. 💔

Was halten wir also davon? Um zur Endstigmatisierung der Periodenschmerzen beizutragen, sollten sich die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben da mehr verringern. Die Periode gehört nicht zum Sexleben, sondern zum allgemeinen, körperlichen Zustand. Und der ist ja nun mal auch wichtig für die Arbeit, genau so wie Grippe, Lebensmittelvergiftung oder Migräne. Warum wird genau bei diesem Thema, was mit Vaginen zu tun hat, eine Ausnahme gemacht und es wegignoriert? Wir haben halt trotzdem monatliche Menstruationsbeschwerden, ob wir nun alle darüber sprechen oder nicht.

Den Unterschied macht hier das menschliche Verständnis für die Situation der jeweils anderen. In diesem Fall für die Periode.

Also Deutschland, wie wär’s? Mal nicht die letzten sein, die sich für etwas „Neues“ öffnen.

Credits: Giphy, Pexels

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