Pflanzliche Alternativen boomen – Höchste Zeit also, mit den gängigsten Vorurteilen aufzuräumen

Früher schien die (Vorurteils)Lage eindeutig: Alles, was als ‚Ersatzprodukt‘ gilt, ist Zusatzstoff pur. Begriffe wie Analogkäse und Chemiekeule eroberten, als Synonyme genutzt, verächtlich den alltäglichen Sprachgebrauch. Und ja, vielleicht war an der kritischen Haltung gegenüber der Laborherstellung von fleischähnlichen Lebensmitteln ja auch wirklich mal was dran. Nur sind seither sicherlich 40 Jahre vergangen.

Unsere Einstellung zum Thema Ernährung hat sich zwischenzeitlich massiv geändert … und mit ihr auch die Produktion sogenannter Ersatzprodukte. Immer mehr Menschen hinterfragen ihren Konsum. Auch, wenn es um den Verzehr tierischer Nahrungsmittel geht. Nicht etwa, weil sich unser Geschmack verändert hat, sonder vor allem, weil ethische und umweltbewusste Aspekte immer weiter in den Vordergrund rücken.

Was für Auswirkungen hat unser täglicher Fleischkonsum auf die Umwelt? Wie können wir Massentierhaltung und Ausbeutung mit unserem Gewissen vereinbaren?

Entsprechend stetig steigt die Nachfrage. Vegetarische Wurst- und Käsesorten boomen. Gerade erst gab das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt, der Verbrauch sei im Vergleich zum letzten Jahr um ganze 37 Prozent angestiegen. Die Erklärung dafür leuchtet ein: Wer auf tierische Produkte, aber nicht auf den Geschmack verzichten will, der sucht sich Alternativen. Gewürztes Gemüse – anstelle eines Tieres – maschinell in Form gepresst. Und doch bleibt die Liste der Vorbehalte gegenüber solcher Produkte lang.

Schluss mit den Vorurteilen! Wir wollen Fakten

„Da ist doch nur Chemie drin“, „Die langen Zutatenlisten sagen doch schon alles“, „Gesünder sind die Alternativen doch sowieso nicht“… Um nur mal ein paar der gängigsten Beispiele aufzuführen. Und klar, viele dieser Anmerkungen haben durchaus ihre Berechtigung. Schließlich wollen wir inzwischen immer genauer wissen, was da auf dem Teller landet.

Warum aber hinterfragen wir das eigentlich nur dort so stark, wo es unsere eigenen Gewohnheiten übersteigt? Warum macht uns ein Soja-Patty so sehr zu schaffen, während bei einem Fleischpatty nur wenige den Inhalt in Frage stellen? Wieso vertrauen wir billigen Wurstwaren mehr, als der transparenten Auflistung auf Veggie-Aufschnitt?

Ja, hier sind pflanzliche Alternativen zu sehen ⬇️

Spätestens jetzt ist es wohl an der Zeit, endlich mit veralteten Vorurteilen aufzuräumen. Und weil wir dafür natürlich eine fundierte Expertenmeinung zu Rate ziehen wollen, haben wir uns Michelle Haack mit ins Boot geholt. Sie selbst lebt seit vier Jahren vegetarisch, teilt als angehende Ernährungsberaterin gesunde Rezepte auf ihrem Blog und schwört auf frisches Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte. Auch sie ist also weit entfernt von einem täglichen Ersatzprodukte-Konsum. Und dennoch stellen wir genau ihr die wohl dringlichste Frage: Was ist dran am gängigen Klischee, vegetarisch/vegane Alternativen würden nur aus Chemie bestehen…?

„Ich finde die Aussage wirklich schwierig, da auf diesem Weg viel zu sehr verallgemeinert wird. Das ist in meinen Augen nicht richtig. Es gibt nämlich genug tolle Firmen, die wirklich gesunde Alternativen auf den Markt gebracht haben. Wobei der Inhalt dort nicht aus „Chemie“ besteht, sondern zu 100 % aus Hülsenfrüchten, Gemüse oder Obst. Also ist mein Rat dazu: Schau dir am besten die Zutatenliste an. Achte auf versteckte Zuckerarten. Schau, welche Lebensmittel als Erstes genannt sind – denn davon ist dann auch am meisten drin enthalten.“

Auf den Inhalt kommt es an

Schauen wir uns genau diese Inhaltsangaben also mal genauer an, fallen vor allem folgende Zutaten häufig ins Auge: Soja, Erbse, Lupine, Kokos oder Mandel. Verschiedene Gemüsesorten und Nüsse also, die in vielen Fällen aus zertifizierter Bio-Landwirtschaft stammen und von Natur aus sehr protein- und ballaststoffreich sind. So weit, so gesund. Und auch die Färbung sowie der Geschmack passieren heutzutage so natürlich wie möglich. Meist bilden rote Beete, Karotten, Gewürze, Raucharomen oder Kartoffelstärke die Grundlage für Aussehen und Konsistenz der Produkte.

Oft sind es aber vor allem die Zutaten gegen Ende der Liste, die Ablehnung und Skepsis hervorrufen. Und tatsächlich versteckt sich dort häufig der ungesündeste Geschmacksverstärker: nämlich Zucker! Getarnt hinter den unterschiedlichsten Bezeichnungen: „Zucker hat sehr viele Namen in der Lebensmittelindustrie. Somit können auch Produkte als „gesund“ verkauft werden, die eigentlich gar nicht gesund sind. Zum Beispiel gibt es für Zuckeraustauschstoffen viele verschiedene Namen wie: Dextrose, Maltose, Glukosesirup etc..“

Doch auch der Zucker macht ein Lebensmittel noch nicht automatisch ungesund. Wie immer kommt es auf die Menge und den Grad der Verarbeitung an. In diesem Fall also wieder: auf die Position innerhalb der Zutatenliste. Denn nein, längst nicht alle pflanzlichen Alternativen werden mit Zucker verstärkt. Und längst nicht alle tierischen Produkte kommen ohne Süßungsmittel aus:

„Auch bei abgepackten Wurstwaren ist oftmals vieles  – auch Zucker –  zugesetzt worden. Außerdem nimmt der Körper bei tierischer Nahrung zusätzlich unerwünschte Stoffe auf, die nicht gut für das Herz-Kreislauf System sind und die Krankheiten hervorrufen können. Bei der heutigen Fertig- und Massenproduktion von Fleisch ist ein maßvoller Konsum und eine genaue Überprüfung der zugesetzten Stoffe oft leider gar nicht mehr möglich.“

‚Gesund“ und ‚ungesund‘ lassen sich also, unserem Schubladendenken zum Trotz, nur schwer auf eine Seite reduzieren. Fest steht aber: Bei Veggie-Alternativen ist die Herkunft der Inhaltsstoffe deutlich transparenter ablesbar. Wir können vor dem Kauf also selbst entscheiden, ob die Nährwerte stimmen und ein jeweiliger Verzehr mit unserer Ernährungsphilosophie vereinbar ist. Bei tierischen Produkten wandern die ungesunden Zusätze oftmals bereits ins lebende Tier. So werden inzwischen häufig Medikamente und Ergänzungsmittel zugeführt, die Tiere bekommen genmanipuliertes Soja zu fressen und sind dauerhaft Stresshormonen ausgesetzt.

Auch hier sollte vor dem Verzehr also abgebogen werden: „Wenn das Tier gut gehalten wurde, man das Fleisch beim Metzger des Vertrauens kauft und reines „Fleisch“ in Form von beispielsweise Steak isst, dann sind sicherlich Mineralien und Vitamine enthalten, die dem Körper in Maßen gut tun können. Weiterverarbeitete Lebensmittel wie Wurstwaren oder Aufschnitte gilt es dagegen zu vermeiden oder zu reduzieren. Und auch günstiges Fleisch, aus Massentierhaltung etwa, würde ich nicht empfehlen zu unterstützen. Da die Bedingungen, unter denen das Tier gehalten wurde, nicht mit der Qualität im Verhältnis stehen kann.“

Gesund vs. ungesund? Keine leichte Frage!

Zusatzstoffe lassen sich also tatsächlich noch immer in (zu) vielen Lebensmitteln aufspüren. Und auch durch den Herstellungsprozess gehen noch immer viel zu viele der wertvollen Nährstoffe verloren. Wer allerdings in Maßen konsumiert und vor dem Kauf auf den Inhalt achtet, der wird zahlreiche pflanzliche Alternativen finden, die nicht nur gut schmecken – sondern auch gesund gefüllt sind. Und zwar mit dem, was der Körper für die Grundversorgung so benötigt. Booyah! 🎉

Inmitten all der Diskussionen gilt aber wohl vor allem das, was Michelle Haack abschließend zu sagen hat: „Ich finde es schwierig, einzuteilen, was gesund ist und was nicht. Wenn man mich aber nach meiner Meinung fragt, dann sage ich; Für mich ist gesund, was frisch und selbstständig aus Obst und Gemüse zubereitet wird. Natürliche Nahrungsmittel zu essen, die auf Bäumen wachsen oder an Sträuchern hängen – damit machen wir nie etwas verkehrt.“

Booyah, die Zweite! Genau darauf können wir uns doch sicherlich alle ganz einvernehmlich einigen. Wir wär’s im Anschluss daran also direkt mal mit ein paar selbstgemachten Black-Bean-Patties zum Mittagessen? 😏

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