Deine Familie liebt dich. Deine Freunde auch. Dein Freund sowieso. Das war alles bevor du mit ihnen Phase 10 gespielt hast.
Phase 10: Das beste und schlimmste Kartenspiel aller Zeiten
Wir sind zwar keine vollkommenen Brettspielhängis. Aber an unserem langen Esszimmertisch sind schon ziemlich viele Nächte verzockt worden. Mal zu zweit, mal in einer Zwölferrunde.
Wir haben mit Getreide und Erz Städte gebaut (Siedler), den französischen Adel dezimiert (Guillotine), Sumpfdotterblumen pantomimisch dargestellt (Activity) und Drogen vertickt (Grass).
Wir haben gehandelt, Pakte geschlossen, Rache geschworen, gelacht, geflucht und gejubelt. Natürlich immer zivilisiert. Oder: So zivilisiert wie es einem nachts um 2.30 Uhr nach ein paar Weißweinen eben noch möglich ist.
Dann kam plötzlich dieses kleine, miese Kartenspiel um die Tischecke gebogen. Mein Mann hat es mit Freunden in seiner Heimatstadt gespielt und zurück in Hamburg sofort gekauft. Kurz zum Ablauf: Zwei bis sechs Spieler müssen die richtigen Kombinationen von 1er bis 12er Karten sammeln, um in die nächste Phase zu gelangen. Wer als erster die 10. Phase abschließt, gewinnt.
Was soll ich sagen: Es bringt massig Spaß – und das Allerschlimmste in einem hervor. Auch nach bestimmt 50 gespielten Runden können wir uns nicht erklären, warum dieses bumseinfache Prinzip solche Emotionen auslöst.
» Du schläfst heute Nacht auf der Couch. «
„Du schläfst heute Nacht auf der Couch.“, „Willst du nicht kurz auf die Toilette gehen und nicht wieder kommen?“, „Kennt jemand einen guten Scheidungsanwalt?“ sind noch die harmloseren Ansagen.
Die Eltern haben auch schon mal mitgespielt. Allerdings nur eine Runde. Womit die Frage geklärt wäre, ob wir erben werden. Mag sein, dass Uno das meistverkaufte Kartenspiel ist. Phase 10 ist das lauteste.
Und jetzt entschuldigt uns. Wir müssen Karten mischen. Und dieses A?ß#“*++ einholen.
