DIY-Putzmittel, echt jetzt?! Wie ich mit 5 natürlichen Zutaten meinen Haushalt geschmissen habe

„Wir müssen endlich etwas tun“. Für die Umwelt, unsere Zukunft – letztendlich für uns selbst. Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Und selbst GESAGT. Nur um immer wieder doch nichts zu ändern… aus Faulheit, Bequemlichkeit. „Dieses Jahr wird alles anders“. Jedes Jahr aufs Neue. Nur dieses Mal wirklich! Also wirklich jetzt! Ich will mich nicht mehr mit leeren Worten schmücken. Ich will mich herausfordern. Was ganz bestimmt unbequem wird. Ein Jahr, viele Möglichkeiten. 12 Monate, 12 Challenges an mich selbst. Mit der alles entscheidenden Frage: Wie umweltbewusst kann ich wirklich leben? Wie viele Taten können auf Worte folgen? Ich finde es heraus. Für mich, für euch. Jeden Monat mit einer neuen #MyEcoChallenge. Weil ich’s (versuchen) kann!

Meine Stirn liegt in Falten, beide Augen sind verengt, die Zunge schiebt sich immer wieder zwischen den Mundwinkeln hervor. Ich muss mich schließlich konzentrieren! Auf das Gebräu da, direkt vor meiner Nase. Zwei Löffelchen hiervon, ein Schuss daraus und, nicht vergessen: genügend Wasser dazu…

Was zunächst vielleicht nach Kuchenbacken klingen mag, erinnert in der Realität eher an eine Hexenküche. Oder an das Chemielabor aus der Schulzeit. Der staubig weiße Inhalt steht quellend vor mir auf dem Tisch. Mit Hexerei hat das ganze Prozedere aber nur wenig zu tun. Stattdessen messe ich akribisch ab und rühre vorsichtig um. Wie man das halt so macht, wenn man zum ersten Mal einen eigenen Toilettenreiniger herstellen will.

Nicht wirklich ein Produkt, das erwähnenswert klingt oder gar aufregend. Den Stempel „DIY“ verdient es heute aber trotzdem. Und der macht doch wahrlich direkt alles ein wenig besser, oder etwa nicht?! 😏Denn in diesem Monat will ich auch in dem weniger lifestyle-verdächtigen Bereich selbst aktiv werden.

Putzmittel, Glasreiniger, Waschmittel, alles. Wie fühlt es sich wohl an, auch die letzten, bisher unangetasteten Produkte aus meinem Haushalt zu verbannen – und durch eigene, umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen? Zugegeben. Damit begebe ich mich auf einen vergleichsweise unbequemen Weg. Und wähle eine Challenge, die, wie ich befürchte, vor allem Zeit und meinen Geduldsfaden beanspruchen wird…

Immerhin gibt es auch im Drogeriemarkt inzwischen zahlreiche Putzmittel, die, ökologisch gesehen, ganz gut für uns und die Umwelt funktionieren. Aber was genau und in welchen Anteilen da so drin ist? Das verstehe ich vermutlich wirklich erst, wenn ich selbst mal im Küchenlabor stand.

Denn mal ehrlich. Alles, was reinigen soll, wird oftmals ganz automatisch mit einer Chemieschleuder und zahlreichen Zusatzstoffen gleichgesetzt. Je ätzender, desto cleaner. So wird es uns jedenfalls häufig vermittelt. Gut für das Abwasser, in das die Inhalte später so achtlos gespült werden, ist diese Menge an Zusätzen letztlich aber nicht.

Was ich also will, ist Natürlichkeit. Back to the roots. Welche Mittelchen kriege ich selbst hergestellt… und woran muss ich scheitern? Oder, um mal mit den größten aller Basics anzufangen: Was genau macht meine Wohnung denn überhaupt richtig sauber?

Ein erstes Learning folgt schnell. Jedenfalls dann, wenn man den Weg bereits als Ziel betrachtet. Nachdem ich das Badputzen erfolgreich mehrere Tage aufgeschoben habe (das Wäschewaschen übrigens auch), bleibt mir schließlich nichts anderes übrig, als mich mit meinem inneren Schweinehund auseinanderzusetzen. Denn letztlich ist es nicht die Herstellung der Produkte selbst, die zur Herausforderung wird. Sondern der Weg dahin.

Hätte mir mal jemand sagen können, wie einfach das ist…?!

Für mich steht anfangs nämlich sehr schnell fest: So eine Herstellung in Eigenregie, die MUSS aufwendig sein. Ich muss also Zeit aufwenden, die ich… nicht habe. Oder, ehrlicher: Die ich mir dafür nicht nehmen möchte. Nach einem 8-Stunden-Arbeitstag in einer 40-Stunden-Woche soll der Haushalt vor allem schnell gehen. Wenn schon gewaschen werden muss, dann aber bitte ohne mein Zutun. Und wenn ich schon den Haushalt machen muss, dann aber bitte in unter 5 Minuten.

Die Vorstellung von „Do it Yourself“ klingt also nicht ohne Grund eher nach großer Belastung – als nach der erhofften, ökologischen Erleichterung. Bis, ja bis ich mich schließlich darauf einlasse. Oder sollte ich es besser „überwinden“ nennen? Die größte Zeit nimmt nämlich vor allem die Recherche ein. Gefolgt von Einkäufen in mehreren Geschäften (wo bekomme ich bitte Waschsoda her?!). Und dann steht da plötzlich auch schon alles, sorgfältig aufgereiht auf meinem Couchtisch. Natron, Soda, Zitronensäure, Essig, Seife.

That’s it! Und dieser riesige Berg an „unüberwindbaren Aufgaben“… sieht plötzlich doch ziemlich „besteigbar“ aus. 5 Zutaten braucht es, mehr nicht. 5 Zutaten, um all meine Haushaltsmittelchen selbst herstellen zu können. Wovor genau hatte ich jetzt noch mal Angst?! Ach, ja richtig. Das Chemielabor (oder doch die Hexenküche?) steht an. Und ja, diese Extra-Zeit, die ich mir an jedem Sonntagnachmittag nehme, lässt meine Stirn sich in Falten legen. Denn ich ziehe sie ab, von einer möglichen Freizeit – die der Sonntag mir stattdessen hätte bescheren können. Aber sie ist und bleibt dann eben doch eines: überschaubar.

5 Zutaten, 5 Minuten – und jede Menge Putzmaterial:

Zitronensäure, Natron, Soda, hellen Essig, Kernseife und vielleicht ein wenig Speisestärke – mehr braucht es nicht zum Reinigen.

Toilettenreiniger aus 600 ml (abgekochtem) Wasser, 2 EL Zitronensäure, 1 EL Flüssigseife, eventuell einige Tropfe ätherische Öle
& Allzweckreiniger aus Essigessenz, einem Schuss Natron und Wasser

Plötzlich wirkt das wöchentliche Investment wieder verschwindend gering. Es läuft quasi nebenher. Neben Netflix-Serien und Herbstspaziergang. 5 Minuten braucht es, bis ich Natron, Zitronensäure, Essig und Wasser zu meinem ganz persönlichen Toilettenreiniger gemixt habe. Eine weitere, um den Allzweckreiniger herzustellen. Denn der besteht lediglich aus Essigessenz und Wasser. So einfach kann es also sein. Und so einfach IST ES ab jetzt für mich. Die meiste Zeit nimmt tatsächlich das Stöbern nach neuen Rezepten ein.

» Dieses DIY ist fast schon enttäuschend unaufgeregt. «

Die Herstellung selbst? Ist fast schon so einfach, dass ich mir selbst nicht über den Weg traue. Habe ich alles richtig gemacht? Kann es das schon gewesen sein? Wird damit WIRKLICH alles sauber? Meine Skepsis klopft im Hinterkopf an. Immerhin sieht diese gemixte Flüssigkeit in dem Behälter vor mir mal so gar nicht nach dem Putzmittel aus, das ich seit jeher gewohnt bin. Dieses hier ist einfach nur flüssig und weiß. Fast schon enttäuschend unaufgeregt. Und doch beinhaltet es genau das, was für eine saubere und hygienische Wohnung notwendig ist. Natron wirkt fettlösend, entfernt Gerüche und beugt Kalk vor. Zitronensäure ist reinigend und kalklösend. Ebenso wie Essigessenz. Soda löst auch die stärksten Verschmutzungen im Haushalt, sollte daher allerdings behutsam dosiert werden. Und Kernseife? Die ist sowieso ein Alleskönner – und vor allem zum Verfeinern von Wasch- und Spülmittel geeignet. Take that, Zusatzstoffe und Färbemittel

Herstellung gut, Umwelt gut, alles gut?

Was ich mir neben der chemischen Inhalte (weniger Bullsh*t in der Natur 🙌) noch so alles einspare? Sind vor allem Verpackungsmaterialien… und Geld. Denn das, was ich mir da in 5 Minuten zusammengemixt habe, hat vielleicht einen Einkaufswert von wenigen Cent. Der komplette Einkauf beläuft sich auf maximal 5 €. Putzmittel kann ich daraus aber vermutlich noch die kommenden 5 Jahre lang herstellen. Gar nicht mal mehr so abwegig inzwischen, dieser Umstieg auf „Do it Yourself“.

Ein gesäubertes Badezimmer, aber leider nicht mein gesäubertes Badezimmer (I wish!)

Jetzt müssen die Produkte eigentlich nur noch ihren Zweck erfüllen. Und *ÜberraschungTrommelwirbelSpannungsbogenPOW* das tun sie sogar! Die Zitronensäure und der helle Essig verströmen den wohl bekannten Duft von Sauberkeit. Und sauber ist es anschließend tatsächlich auch noch! Kalkrückstände werden gelöst, Ablagerungen entfernt, Oberflächen geglättet – ohne die Materialien dabei anzugreifen. Lediglich der Poliereffekt bleibt irgendwie aus. Das nervt mich für eine Millisekunde. Gibt aber auch wahrlich Schlimmeres. Denn die Armaturen sind frei von Wasserflecken, sie glänzen und spiegeln… sie blitzen nur eben nicht. Und das ist ok für mich. Putzen ist sowieso eher (m)ein notwendiges Übel. Und kein spaßiges Hobby. Hauptsache sauber, lautet da sehr oft die Devise. Ich wähne mich also in Sicherheit.

Was wäre eine Challenge ohne Scheitern…?

Was da beim Badputzen vom Spiegel über die Toilette bis hin zum Wasserhahn so wunderbar funktioniert, kann ja auch sonst nicht so verkehrt sein. Oder etwa doch? Der nächste konsequente (oder übermütige?!) Schritt: Das eigene Waschmittel. Ich besitze bereits eines aus natürlichen Inhaltsstoffen – frisch gezapft im Unverpackt-Laden meines Vertrauens. Geht eine DIY-Alternative da überhaupt noch nachhaltiger?

Ich probiere mich erneut durch etliche Rezepte und muss feststellen… was dem einen gefällt, muss der andere noch längst nicht verstehen. Ich widerstehe mehrmals dem Gefühl, die Kleidung erneut zu waschen – und fühle mich trotzdem nicht wohl. Nie so richtig jedenfalls. Meine liebste Variante nach einem Monat voller Versuche? Besteht aus 100 g Kernseife, 150 g Soda, 150 g Natron und einigen Tropfen ätherischem Zitronenöl. Für weitere Experimente ist mir meine Kleidung dann aber einfach zu wichtig. Vielleicht, weil ich seit knapp einem Jahr versuche, keine neuen Teile mehr zu shoppen. Das, was ich besitze, wird gehegt und gepflegt. Mehr denn je vielleicht.

Will ich diese Verantwortung überhaupt auf mich nehmen?

Scheitern und Grenzen erkennen lernen gehört also auch in diesem Monat zu meinem Wachsen dazu. Erstmal also wieder runter vom hohen DIY-Ross. Was nämlich einfach klingt, wird auch bei mir nicht immer gut: Das Waschmittel aus Kastanien zum Beispiel. Die wohl natürlichste Quelle überhaupt. Schneidet man die Nüsse auseinander und legt sie ein, werden die seifenartigen Saponine freigesetzt, die in Kombination mit Wasser ein wunderbares Reinigungsmittel für die Waschmaschine ergeben sollen.

In der Theorie jedenfalls. Und bei allen anderen irgendwie auch. Nur bei mir wird eher eine stinkende, faulende Flüssigkeit daraus. Die ich ganz sicher nicht zu meiner Kleidung geben werde! 12 Stunden sollen die Kastanien ziehen. Dank einer langen Nacht und einem noch längeren Arbeitstag werden bei mir sicherlich 20 daraus. Ob es wohl daran liegt? Ob die Kastanien zu schrumplig waren? Ob ich mich zu doof anstellen kann? HELP!

„Dabei sein“ ist alles schon mal der erste Schritt

Ich verwerfe das Experiment schließlich wieder. Vorerst zumindest. Ufff. Ich will lieber mixen und loslegen können. Vorbereiten und lagern. Dafür brauche ich Hausmittel, die am Ende auch haltbar sind. Und solche, die sich problemlos miteinander kombinieren lassen. Die nächste Handvoll gesammelter Kastanien folgt aber bestimmt. Irgendwann. Wenn ich die Muse habe – oder das Selbstvertrauen zurückgekehrt ist.

Denn, was soll ich sagen? Als ich mich an einem weiteren, ermutigten Sonntag ans Spülmittel wage, finde ich fast schon irgendwie Spaß daran. Am Ausprobieren und Mischen, am Lernen und Wertschätzen. Mit der DIY-Methode? Weiß ich ab jetzt immerhin, was sich wirklich in meinen Produkten versteckt – und was letztlich auf meine Möbel und ins Abwasser gelangt. Ein Hoch also, auf diese Fab 5 (wer’s versteht, ist cool! 😏) der Hausmittelchen und auf diesen ersten, entscheidenden Gedanken – der mich immer wieder zurück an den Ursprung gehen lässt. Dorthin, wo alles unbequem und einschränkend zu sein scheint. Bis man sich tatsächlich mal damit auseinandergesetzt hat. 💪

Falls jemand Lust bekommen hat, gibt es hier die einfachsten Rezeptideen
– von denjenigen, aus deren Federn sie stammen

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