Spar dir die Touri-Tour! Für den nächsten Trip brauchst du nur Tinder

Von Elsa Arnold

Vergiss’ Tripadvisor, Tinder ist die beste Reise-App – Eine Stadt lernt man ja durch die Bewohner am besten kennen. Von Tokyo bis Amsterdam: So werden die Typen zu Reiseführern. 

Die braunen Haare fallen locker ins Gesicht, mal hält er ein Weinglas in der Hand (rot natürlich), mal liegt er mit Ray-Ban auf Nase am Strand: Ich freue mich, genauso habe ich mir in Paris die Franzosen auf Tinder auch vorgestellt! Während in Deutschland viel auf Berge geklettert und Handstände vorgeführt werden, wirken die Pariser doch gleich wesentlich lässiger und attraktiver.

Wichtige Info: Meine Intention ist nicht die Grand Amour zu finden, sondern zwischen Mädels-Wochenende und Jobterminen einen Abend mal in einer coole Bar zu verbringen, in der eben solche Typen auch trinken. Was wäre also besser, als gleich mit einem hinzugehen?

» Er fährt Moped und mich damit auch ins Hotel, wo er natürlich auch gerne einchecken würde «
Elsa Arnold

Die Auswahl ist wie die Auslage bei Ladurée – die Typen kommen mir alle relativ ähnlich vor, es gibt kleine Nuancen (zwischen Finance Bro und Hipster eben) – so wie’s auch Macarons in vielen Geschmacksrichtungen gibt, aber am Ende ist’s halt ein Macaron.

Chats gehen schnell, einer scheint lustig, möchte sich am nächsten Abend treffen. Oui! Sein Vorschlag: Ein Speakeasy, man muss eine Waschmaschine öffnen, um in die Bar zu kommen. Volltreffer. Er ist charmant, aber nicht schleimig, fährt Moped und mich damit auch ins Hotel, wo er natürlich auch gerne einchecken würde. Ich sehe Potential in Sachen Stadtführung und mache mich erstmal rar. Er schlägt einen Nachmittag im Louvre vor – das ist jetzt nicht so der Insider – aber ein schöner Postkarten-Moment. Aber es geht spannend weiter: Ich fühle mich echt local in den versteckten Restaurants, kleinen Bars und auf seinem Rücksitz. Mit einer Flasche Wein besucht er mich am Ende im Hotel. Das Foto hat nicht gelogen. C’est la vie, au revoir.

» Das Finale ist ein Essen mit seiner Mutter, nach einer Woche «
Elsa Arnold

Mein nächster Versuch: New York. Ok, hier gibt es wirklich ALLES. Mann im Bananenkostüm. Oder Banane im Männerkostüm? Viele Screenshots gehen an meine Freundinnen. Und einige Matches an mich. Im ersten Satz wird oft schon eine Verabredung vorgeschlagen. Mein Typ scheint hier gefragt. Ich kann mich kaum entscheiden: Ein Konzert in Brooklyn? Theater? Karaoke? So many boys, so little time! Ich entscheide mich für eine 80s Party und lasse mich am gleichen Abend in eine Kellerbar in der Lower Eastside führen. Übrigens auch ein perfektes Anti-Jet-Lag-Programm. Ultra unterhaltsam, extrem kommunikativ – er ist Kreativer und kennt sich in der Kultur-Szene super aus. Weil ich New York schon ganz gut kenne, gibt er sich extra viel Mühe. Und möchte mich IMMER einladen, ungewohnt, aber nicht unangenehm. Score. Das Finale ist ein Essen mit seiner Mutter, nach einer Woche. Mehr local geht ja wohl nicht als das Familien-Wohnzimmer. Habe ich es hier vielleicht übertrieben? Ich nehme es gleich vorweg: Wir sind immer noch in Kontakt.

» Interessant sind auch die Gewichtsangabe, auch wie beim Essen. 500g Mett, bzw. 80 kg Mann. «
Elsa Arnold

Nach zwei so erfolgreichen Matches werde ich mutiger: Tokyo! Eine Herausforderung, kulturell, sprachlich aber auch ästhetisch. 90% der Profile kann ich ja nicht mal lesen. Steht da vielleicht, dass der nur gebrauchte Schlüpper will? Anstelle von Portraitfotos sehe ich viel Essen. Ich bekomme Appetit, aber eher auf Macarons als Männer. Interessant sind auch die Gewichtsangabe, auch wie beim Essen. 500g Mett, bzw. 80 kg Mann. Da wäre mir eine Katze ja fast lieber, egal in welchem Kostüm.

Eine Handvoll Matches sammele ich dennoch, davon sind fast alle Expands. Wie soll ich so denn die Insider-Läden finden?! Es wird sehr sehr viel geschrieben, extrem höflich. Frage ich nach einem Treffen, bricht das Gespräch ab. Ok, ich frage nur nach einer Restaurant-Adresse, es geht hier ja um was. Die einzige Empfehlung, die ich bekomme, ist ein Lokal, das auf fermentierte Pilze spezialisiert ist. Ich fühle mich missverstanden und überhaupt nicht wie ein Glückspilz.

Zurück nach Europa. Amsterdam. Das erinnert mich echt an Zuhause, nur in attraktiver, cooler und internationaler. Viele Designer, Fotografen, viele Kulturen. Ich treffe mich auf einen Kaffee in einem durchgestylten Laden der auch Chia Pudding anbietet, den ich aber auch selber gefunden hätte. Trifft schon mein Geschmack, Shop und Mann. Es bleibt bei dem einmaligen, durchaus netten Treffen. Chia macht ja auch satt, aber haut einen nicht so um. Schade, Amsterdam ist ja recht nahe. Aber eben auch etwas einfacher solo zu erschließen.

Übrigens war der New Yorker auch bei mir in Berlin. Ich habe ihm ein paar coole Läden gezeigt. Man kann ja nicht nur nehmen, sondern muss auch mal geben.

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