Darum finde ich es gefährlich, Khloé Kardashians „Revenge Body“ zu loben!

Headlines von verschiedenen Medien

 

Crazy, aber wahr: Bei zahlreichen Promis wie Selena Gomez (29), Bella Hadid (25), Adele (33) und zuletzt Khloé Kardashian (37) mussten wir mit anschauen, wie der Körper der Frauen von der Medienwelt nach ihren Trennungen als „Revenge Body“, zu Deutsch „Rachekörper“, bezeichnet und mit Lob überhäuft wurde. Wie das schon klingt! Ziemlich negativ, gar böse. Oh, ja, und gerade Adele war über diese Betitelung ihres Gewichtsverlusts von 50 Kilo not very amused, wie sie es in zahlreichen Interviews und einem very British Shoutout (suck my d****) kundtat! 😌  Aber Leute, sind wir ehrlich, das schräge und bedenkliche Körperkult-Phänomen ist nicht nur Prominenten vorbehalten. Wir alle kennen sicher das Gefühl, es dem Ex nach dem Break-up mit einer noch „hotteren, dünneren, strafferen, glanzvolleren Version unserer Selbst heimzuzahlen“. Der perfekte „Revenge Body“ eben.

Und obwohl der „Rachekörper“ vielleicht gerne mal als eine stärkende Form der Selbstfürsorge und Körperliebe verpackt wird, ist die Wahrheit, dass seine Wirkung alles andere als positiv ist – und wir schleunigst umdenken sollten! 💪

» Die Idee eines Revenge Bodys verstärkt den Glauben, dass 'dünner sein' besser ist und das Ganze uns nicht nur würdiger und erfolgreicher, sondern auch begehrenswerter und liebenswerter macht. «
Fine Bauer

Die bittersüße Rache

Aber lasst uns mal ganz basic beginnen. Rache, egal in welcher Form, ist wirklich keine feine Angelegenheit. Sie dient nur dem eigenen verletzten Ego und hält uns in einem Teufelskreis gefangen. Klar, der von Boulevardzeitungen verwendete Begriff „Revenge Body“ für die körperliche Veränderung nach einem Break-up wird im Allgemeinen natürlich erst einmal positiv als Kompliment verwendet: ein Körper, in dem Frau sich wohlfühlt.

Doch sind wir ehrlich: An den „Revenge Body“ ist leider nicht nur ein total überzogenes Schönheitsideal angelegt, durch das uns die Gesellschaft vorschreibt, wie wir auszusehen haben – am besten nämlich groß, dünn, gebräunt, mit einem flachen Bauch, aber großen Brüsten und einem großen Hintern – sondern auch eine Menge unverdauter Emotionen. Und die können früher oder später übersprudeln.

Dass das nicht immer gut ausgehen muss und in bestimmten Fällen vielleicht sogar die Gefahr bestärkt (Worst Case), sich in einem Teufelskreis aus Essstörungen zu verfangen, ist nicht abwegig. Und trotzdem ist der Begriff „Revenge Body“ fest in unseren Köpfen verankert. Auch dank Khloé Kardashian und ihren 3. Staffeln des amerikanischen Reality-TV-Formats Revenge Body with Khloé Kardashian (2017). In dieser Sendung ermöglicht Khloé Kardashian, zusammen mit einem Team aus Personal Trainern, 16 Menschen mit wenig Selbstbewusstsein eine Typveränderung und verpasst ihnen das ultimative Makeover.

Jetzt schmücken Headlines wie „Khloé K. zeigt ihren atemberaubenden Revenge Body„, „Khloe Kardashian hat abgenommen – nach Fremdgeh-Skandal!“ oder „Hottest Celebrity Revenge Bodies: Khloé Kardashian and More“ die Medienwelt und rücken den Begriff erneut in den Vordergrund🥴 Kurz zur Erinnerung in Khloés Fall: Tristan Thompson – der Vater ihrer gemeinsamen dreijährigen Tochter True – gab erst kürzlich zu, ein Kind mit einer anderen Frau gezeugt zu haben, während er und Khloé öffentlich eigentlich noch zusammen waren. Seitdem verlor der Reality-TV-Star merklich an Gewicht verloren. Ein gefundenes „Revenge Body“-Fressen für die Presse.

Aber wie gesagt, das Konzept hinter diesem Rachekörper ist alles andere als ermächtigend. Die Idee eines Revenge Bodys verstärkt nämlich den Glauben, dass „dünner sein“ automatisch besser ist und das Ganze uns nicht nur würdiger und erfolgreicher, sondern auch begehrenswerter und liebenswerter macht.

Im Wesentlichen läuft es also auf die Botschaft hinaus, dass wenn Khloé (um es mal speziell auf sie zu beziehen) während der Beziehung mit Tristan bereits in dieser körperlichen Shape gewesen wäre, er sie vielleicht nicht betrogen, belogen und verlassen hätte. Doch jetzt hat sie den ultimativen Traumkörper und deshalb leidet Tristan! Und das, Ladies and Gentlemen, ist doch wirklich auf vielen Ebenen eine schädliche Botschaft.

Herz oder Kopf?

Denn die Frage ist doch: Während alle damit beschäftigt sind, die körperliche Fitness zu loben, welche Aufmerksamkeit wird dem geistigen Wohlbefinden geschenkt? Die Art und Weise, wie die Medien diese prominenten „Rachekörper“ beglückwünschen, berücksichtigt nämlich in keiner Weise die Tatsache, dass es ihnen möglicherweise psychisch nicht sehr gut gehen könne.

Doch wie schmerzhaft Liebeskummer sein kann, das wissen wir wohl alle. Und klar, solche Emotionen können sich natürlich auch auf den Appetit auswirken. Und ja, einige benutzen in so einer Phase Sport, um den Schmerz zu betäuben. Voll ok. Aber dabei sollte halt nicht der „Revenge Body“ im Fokus stehen. Denn der Dauereinsatz im Fitness-Studio kann unserem Ego vielleicht einen netten Booster verleihen… doch der ist selten nachhaltig, wenn die eigentliche Ursache nicht bekämpft wird. 🙃

Und das Ganze kann auch richtig gefährlich werden. Stichwort: ungesunde Gewichtsabnahme„Die Botschaft, dass Abnehmen ein effektiver Weg ist, um mit einer Trennung fertig zu werden, kann Menschen dazu ermutigen, sich auf ihre Ernährung und Fitness zu konzentrieren, um ein Zielgewicht oder eine Veränderung ihres Aussehens zu erreichen“, so Tom Quinn, Director of External Affairs von Beat, der britischen Wohltätigkeitsorganisation für Essstörungen. „Dieser Wunsch nach Kontrolle kann diejenigen, die für Essstörungen anfällig sind, dazu inspirieren, sich auf schädliche Verhaltensweisen einzulassen oder eine bestehende Essstörung zu verschlimmern. Es kann auch das Selbstwertgefühl der Menschen senken und dazu führen, dass sie weitere Unzufriedenheit mit ihrem Körper empfinden.

Ihr lest es: Es ist ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist. Für seinen Gewichtsverlust gelobt zu werden und ihm weltweite Aufmerksamkeit zu schenken, führt zu einer positiven Verstärkung, die eigentlich gar nicht positiv ist. Und hier spreche ich mal ganz persönlich aus eigener Erfahrung. Auf dem Höhepunkt meiner Essstörung mit 17 sagten mir meine Mitschüler:innen und sogar vereinzelt die Lehrer:innen, wie toll ich doch schlank aussehe. Das impliziert in einem natürlich das Gefühl, dass man solche Komplimente eben nur bekommt, wenn man super schlank ist… Also die Frage:

Wie können wir den Kreislauf des „Rachekörpers“ durchbrechen?

Die Eröffnung von Gesprächen darüber, warum das Zelebrieren und Ausleben eines „Revenge Bodys“ problematisch ist, ist nur der erste Schritt. Indem wir das Bewusstsein schärfen und eine Diskussion darüber eröffnen, wie giftig und schädlich dies ist, können wir hoffentlich den Kreislauf für uns persönlich durchbrechen. Das könnte ein Mensch sein, der die eigene Sprache reflektieren, überwacht oder sich zu Wort meldet, ohne aufdringlich zu sein. Auch der Hinweis an unsere Lieblings-Magazine, dass sie aufhören sollen, Begriffe wie „Revenge Body“ feierlich zu loben, ist ein wertvoller Schritt! 💪

Es ist auch erwähnenswert, dass es eigentlich nie eine Zeit gibt, in der wir den Körper eines anderen kommentieren sollten. Was wirklich schwer fällt, schließlich ist es unsere Gesellschaft, die genau darauf fokussiert ist. „Wir möchten die Menschen ermutigen, im Allgemeinen auf ihre Sprache in Bezug auf Essen und Bewegung zu achten und es zu vermeiden, den Körper der Menschen zu kommentieren, um die von diesen schweren psychischen Erkrankungen Betroffenen zu schützen.“ so Tom Quinn von Beat in einem Interview mit der Cosmopolitan Us und weiter: „Essstörungen können Menschen jeder Form, jedes Gewichts, Geschlechts oder Hintergrunds betreffen, und man kann nicht erkennen, ob jemand eine Essstörung hat oder dafür anfällig ist, indem man ihn nur ansieht.

Eigentlich ist es ganz einfach: Wir sollten einfach andere Qualitäten in Komplimenten hervorheben. Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir eher die fröhliche oder gutherzige Energie oder wertvolle Charaktereigenschaften loben? 😉

Das Ende des „Rachekörpers“

Und jetzt nur noch ein paar abschließende Worte: Lasst uns das Gefühl, es der Welt und vor allem dem Ex-Boyfriend beweisen zu müssen, ablegen. Wir müssen erst einmal gar nichts. Und wenn wir jemandem etwas beweisen wollen, dann doch nur uns selbst… und da gehört ein „Revenge Body“ nun wirklich nicht rein.

Und außerdem: Starke Frauen haben es gar nicht nötig, ihrem Ex nach einer Trennung irgendwas beweisen zu müssen. Sie leben ihr Leben, so wie sie es wollen. Und das ist gut so. Doch eins muss vielleicht nochmal betont werden: Es ist natürlich trotzdem total klasse, wenn Frauen nach der Trennung die Lust verspüren, ihren Lebensstil  zu verändern oder auch mehr Sport zu treiben. Nur eben bitte für sich selbst und nicht, um dem Ex irgendwas zu beweisen oder heimzuzahlen. Nein, unter dem Deckmantel des „Revenge Bodys“ sollte hier gar nichts passieren. Also stop it!

Oder wie es so schön heißt: No revenge necessary, the rotten fruits will fall themself. 😜

x Fine

Hinweis: Dieser Artikel hat lediglich eine journalistisch-aufklärende und informativ-unterstützende Funktion. Informationen und Hilfe findet ihr zum Beispiel beim Psychotherapie-Informationsdienst (PID) des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP), auf www.bundesfachverbandessstoerungen.de oder auf der Internetseite www.bzga-essstoerungen.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

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