Denn viele sind offenbar immer noch der Meinung, dass die Periode bitte schön weiter hinter verschlossenen Türen behandelt wird. Weil sie auf andere ja – nehmen wir nur mal den Tweet oben als Beispiel – fast schon verstörende Wirkungen haben kann. Als wäre sie was Abnormales. Sowas macht halt einfach nur traurig. Vor allem, da die Menstruation zu den normalsten, natürlichsten Dingen der Welt gehört, mit der sich immerhin so die Hälfte der Bevölkerung einmal im Monat rumschlagen muss.
„Rot“ macht liebevoll die Periode zum Thema – und das soll „verstörend“ sein?
Es ist also wunderbar, dass „Rot“ sich dem Thema nun auf wirklich total charmante Art und Weise annähert. In dem Film geht es nämlich um die 13-jährige Mei Lee, die Schwierigkeiten hat, als pflichtbewusste Tochter den Erwartungen ihrer strengen Mutter gerecht zu werden, während sie parallel doch mit all dem Struggle des Erwachsenwerdens zu kämpfen hat. Und als wäre das noch nicht genug, verwandelt sie sich auch noch ständig in einen roten Panda, sobald sie aufgeregt ist (ein Fluch der Familie).
So, und nun kommen wir zu der besagten Szene, über die hier aktuell so krass im Netz diskutiert wird. Denn als bei Mei auf Grund der Panda-Sache ein kleiner Nervenzusammenbruch droht, flüchtet sie sich schreiend ins Badezimmer. Und ihre Mutti? Denkt gar nicht an den Panda-Fluch: „Meimei, ist alles in Ordnung? Ist dir schlecht? Hast du Fieber? Schüttelfrost? Verstopfung? Warte.. Ist es.. das? Hat die rote Pfingstrose geblüht?“ Womit sie natürlich auf Meis erste Periode anspielt.🩸Naja, und weil Mei, noch immer im Panda-Kostüm, natürlich nicht wirklich auf ihre Mum reagiert, kommt die einfach energisch ins Bad gestürmt – und zwar bewaffnet mit allem, was dazugehört. Ibu-Tabletten, Vitamin B, ’ne Wärmflasche, Binden in allen Größen, Stärken, mit oder ohne Parfüm. Sie ist einfach ready, ihre Tochter bei der ersten Erfahrung ihrer Blutung zu unterstützen.
Und diese Szene soll jetzt „verstörend“ sein? „Zu erwachsen“, um von Kindern gesehen zu werden (was auch gerne im Netz gesagt wurde)? Das wagen wir doch sehr zu bezweifeln! Denn was wir sehen, ist ein Mädchen (beziehungsweise ein roter Panda), ein paar Binden und eine Mutter, die reizend mit der Tatsache umgeht, dass ihre Tochter gerade ihre Periode bekommen haben könnte: „Du bist jetzt eine Frau. Und dein Körper verändert sich. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste.“ Und alleine für diesen Satz kann man „Rot“ nur feiern. Denn wie toll ist das, wenn junge heranwachsende Mädchen diese Message übermittelt bekommen? Ganz nach dem Motto: Alles ist gut! Die Menstruation ist nichts, wofür man sich schämen muss.
Das Netz reagiert perfekt auf den Shitstorm: „Das Thema muss normalisiert werden“
Doch wenn man sich all die Negativ-Reaktionen durchliest, scheint das bei vielen noch nicht angekommen zu sein. Und klar, daran tragen mit Sicherheit auch unsere Gesellschaft und die Medien eine Mitschuld. Immerhin wurde über Jahre hinweg das Bild vermittelt, dass die Periode etwas sei, das mit Scham und Ekel verbunden ist. Aber come on?! Wir leben im 21. Jahrhundert. Dass der Film also den Prozess angeht und dieses Bild ändern will, ist super nice. Und das finden zum Glück auch viele Menschen im Netz, die seit Filmbeginn auf die vielen Hate-Kommentare reagieren. „Wenn dir irgendwas über die Periode in ‚Turning Red‘ unangenehm war, dann ist das nur ein Problem von DIR!“… „Das Thema muss normalisiert werden.“… „Wer sich in irgendeiner Weise über einen Film ärgert, der über Perioden oder die Metaphern für all die verschiedenen Dinge spricht, muss seine Weltanschauung wirklich überdenken.“ – Und solche Reaktionen häufen sich.