Seit wann sind Verabredungen eigentlich nichts mehr wert?

Piep, piieep, pieep. Das What’s-App-Icon blinkt auf: „Hey, sorry, bin heute irgendwie so müde. Können wir es verschieben?“ Ja, klar. Kein Problem. Wirklich nicht? Warum, werde ich denn dann so wütend? Vielleicht, weil es 18.55 Uhr ist und wir um 19 Uhr verabredet waren. Und es diese Woche schon die fünfte (!) Nachricht dieser Art ist …

Damit ich eine Verabredung absage, muss einiges passieren – eine Blitzgrippe, ein Super Sale bei Net-a-Porter oder ein abgefallenes Bein. Sonst gibt es wenig, was mich davon abbringen würde, meine Freundin oder Freunde zu treffen. Die wenigen Male, die ich feste Dates abgesagt habe, kann ich an einem Finger, äh, einer Hand abzählen. Spießig? Keineswegs!

Ich finde, es ist eine Frage des Respekts und der Wertschätzung für eine andere Person. Doch offensichtlich stehe ich mit dieser Meinung ziemlich allein da. Die geplatzten Dates der letzten Woche sprechen für sich.

» Sorry, Schatz. Ich bin so müde. Vielleicht next week? «

Ein Problem, mit dem nicht nur ich zu kämpfen habe. Auch Meike Winnemuth, Autorin beim „SZ Magazin“ scheint das Thema zu beschäftigen. Sie hat die „Generation Absager“ durchschaut: „Wer ist dringend? Wer ist wichtig und dringend? Diejenigen, von denen man was will – einen Job, einen Rat oder vielleicht auch nur Liebe –, haben Vorrang. Für die anderen gilt eine komplizierte Gleichung aus lange nicht gesehen/schon öfter vertröstet/bin sowieso gerade in der Gegend/ist meist ganz lustig.“

Hmm, hatte ich in den letzten Tagen also einfach Pech und keiner wollte einen Job oder Liebe von mir? Da ich regelmäßig dusche, mir immer Mühe gebe, nicht jeden anzüglichen Witz direkt rauszuhauen und meist die Biege mache, bevor der Alkohol aus mir spricht, kann es eher nicht an mir liegen. Hoffe ich zumindest.

Trotzdem häufen sich in meinem Post-Eingang die Absagen. Dank iPhone & Co. kann man ja auch so bequem per Knopfdruck ein „Sorry, Schatz. Ich in so müde. Vielleicht next week?“ versenden, sagt die Psychologin Gabrielle Rütschi. Die Schweizerin weiß, dass so eine kurze Nachricht aufs Handy es jedem ganz leicht macht, unverbindlich zu sein. Dass man sich der Enttäuschung anderer dadurch nicht mehr stellen muss. Persönlich abzusagen, also jemanden anzurufen oder es der Person womöglich ins Gesicht zu sagen, ist dagegen deutlich schwerer.

Versteht mich nicht falsch. Ich gerate auch oft in Versuchung, abzusagen. Aua. Kalt. Montag. Es regnet. Die Couch ruft. Doch ich gebe nie nach. Mein Selbstaustricks-Trick? Ich stelle mir vor, wie abserviert sich die andere Person fühlt und dieses schlechte Gewissen lässt selbst das weichste Sofa ganz hart werden.

Aber was bringt es mir, wenn ich zuverlässig bin und dafür wie bestellt und nicht abgeholt am abgemachten Treffpunkt stehe? Richtig. Gar nichts. Was ich dagegen tun kann? Auch gar nichts. Moment, ihr meint, ich soll einfach sagen, dass es mich stört? Habe ich alles schon versucht. Klappt mittelgut und fühlt sich in etwa so an, als würde man seinen Freund zwingen, „Ich liebe dich“ zu sagen. Irgendwie unecht.

Wenn ich die anderen nicht ändern kann, ändere eben ich mich. Oder besser gesagt, meine Einstellung: Ich nehme mir die Absagen nicht mehr so sehr zu Herzen. Ihnen verdanke ich immerhin unzählige gemütliche, spontane Couch-Abende – und die mit gutem Gewissen.

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