Das habe ich in unserer Forschung auch viel gesehen: Dass der Weg, wie wir uns selber sehen, ob wir glauben, dass wir unser Schicksal in unserer eigenen Hand haben, einen grossen Teil bestimmt, wie wir unser Leben gestalten können. (Aber natürlich gibt es immer Ungleichheit etc., deswegen kann man da keinen in die Ecke stellen!) Wir haben zum Beispiel viel in Kenia und Südafrika geforscht – dort sieht man oft, dass, wenn Leute die Hoffnung und Würde bekommen, selber etwas auf die Beine zu stellen, Serendipität öfters passiert. Dann werden alte Garagen auf einmal Trainings-Zentren; ehemalige Drogen-Dealer werden zu Lehrern, etc.
Was ist dein ultimativer Tipp fürs Glücklich-Sein?
Viktor Frankl’s “Search for Meaning” lesen. Die Botschaft – dass man in jeder Situation, selbst in der größten Krise, Sinn finden kann – ist unglaublich befreiend. 🙏 Dann sieht man, dass jeder unerwartete Fehler eine tolle Möglichkeit ist, zu lernen, und etwas daraus zu machen.
Aber auch tägliche Praktiken einzuführen, die zu mehr positiven Zufällen führen. Zum Beispiel die “Hooks” Strategie: Wenn jemand fragt “Was machst Du beruflich”, statt nur zu antworten “Unternehmer”, können wir sagen “Ich habe ein fashion startup gegründet, aber lese gerade viel über Philosophie, und hab gerade mit Klavier angefangen.” Wir geben der anderen Person hier drei verschiedene potentielle Verknüpfungspunkte, wo sie sagen könnte, “so ein Zufall, ich habe auch gerade mit Klavier angefangen, lass uns seine Matinee zusammen machen”. Je mehr potentielle “Berührungspunkte” wir entwickeln, desto mehr können andere die Punkte für uns verknüpfen.
Gibt es über dein Buch hinaus noch weitere Bücher oder Filme, die man lesen oder sich ansehen kann?
Richard Wiseman’s “Luck Factor” ist spannend: Er hat anhand vieler Experimente gezeigt, wie oft man Glück übersehen kann, und umgekehrt. Ich finde auch “Der Kleine Prinz” klasse – den lese ich alle paar Jahre, um mich dran zu erinnern, nicht die wirklich wichtigen Fragen des Lebens zu vergessen – und das innere Kind (und die “naiven Fragen”) zu bewahren. In einer Welt, in der wir oft Profit und Geld als Massstab sehen, finde ich es immer sehr hilfreich, mich darauf zu besinnen dass am Ende des Tages – wenn wir dann irgendwann kurz vor dem Sterben sind – andere Dinge mehr zählen als materielle Sachen.
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Mehr Information (auf Englisch):
– Buch: The Serendipity Mindset: The Art & Science of Creating Good Luck (Penguin Random House): https://bit.ly/2U8HVmo
– Präsentation (American Psychological Association): https://www.youtube.com/watch?v=RykaAg7eT3s
Über die Person/Dr. Christian Busch:
Christian unterrichtet an der New York University (NYU) und der London School of Economics (LSE). Er leitet das CGA Global Economy Program an der NYU, und war vorher der Mit-Leiter des Innovationszentrum an der LSE. Er ist der Author des Buches “Serendipity Mindset: The Art and Science of Creating Good Luck” (Penguin Random House, 2020), das Arianna Huffington als “wise, exciting, and life-changing book” beschreibt. Er hat Startups und Communities wie das Sandbox Network und Leaders on Purpose mitgegründet, und ist Mitglied des Expertenrates des Weltwirtschaftsforums (WEF). Er lebt mit seinem Laptop in New York. Twitter: @ChrisSerendip.