Brutal ehrlich, lustig und einfühlsam – Mein kleiner Liebesbrief an die 3. „Sex Education“-Staffel

Leute, für mich ist und bleibt „Sex Education“ ein Meisterwerk. Und eine der geilsten Serien, die Netflix in den letzten Jahren so rausgebracht hat. Geil deswegen, weil kaum eine Show es bisher geschafft hat, mit so viel genialer Selbstironie, brutaler Ehrlichkeit und gleichzeitiger Einfühlsamkeit über das Erwachsenwerden und die schönste (aber eben gerne auch mal komplizierteste) Nebensache der Welt zu sprechen: Sex.

Und den haben wir schließlich alle – egal, wie verschieden wir auch sind, so viel steht fest. Und deswegen startet die 3. „Sex Education“-Staffel natürlich auch genau damit. Minutenlang wird gerammelt, was das Zeug hält. 😄 Es wird gelutscht, gestöhnt und geschrien. Hintern wippen, Zehen zucken wild, Gesichter werden verzogen (danke by the way dafür, niemand sieht beim Höhepunkt mit seinem O-Face so glitzernd nice aus wie Bella in „Twilight“, das muss mal gesagt werden). Aber zurück zur kleinen Sex-Montage, die übrigens sehr an Otis’ minutenlanges Onanieren zum Beginn der letzten Season erinnert. Nur dass hier dieses Mal eben alle möglichen Schüler:innen der Moordale High, Eltern und Lehrer genüsslich masturbieren oder rumvögeln – mal classy im Bett, mal im Auto (Otis hat ’ne neue Flamme, Friends) mal auf ’nem Schlagzeug, mal im Alien-Kostüm, mal in der VR-Porno-Variante oder oder.

Der Punkt ist: Mit diesem mal wieder sehr echten Einstieg ist man direkt soooooowas von back im „Sex Education“-Game. 👌Und ja, die Macher:innen dieser Show wissen definitiv immer noch, wie das Spiel gespielt wird. Denn hier werden Dinge und Themen angepackt, über die sonst einfach viel zu wenig gesprochen wird. Dabei ist genau das doch so fucking wichtig.

Und diese Erkenntnis hatten ja auch Otis und Maeve mit ihrer kleinen, ins Leben gerufenen Sexualtherapie, durch die die Moordale High mal ruckizucki zu einem sehr viel offeneren Örtchen wurde. Jaaa, bis in die Medien hat es die „Sex-Schule“ sogar geschafft… was der oberen Etage aber offensichtlich so gar nicht gefiel, weshalb den Schüler:innen in der neuen Staffel eine super strikte, neue Rektorin vorgesetzt wird: Hope Haddon. Und die will für Ordnung sorgen. Sex? Ist was Böses. Und gehört sich nicht. Und sowieso ist sie gegen alles, was aus der Norm oder den Geschlechterrollen fällt. Womit ich jetzt auch mal direkt etwas mehr in die Tiefe gehe. „Sex Education“ gibt in der neuen Staffel nämlich auch nonbinären Charakteren einen Platz und zeigt, wie unfassbar einschränkend und schwierig es sein kann, wenn man dieser doch kleinen – ich nenne es mal – „Bubble“ angehört. Das wird besonders in einer Szene deutlich, in der sich die Schüler:innen in zwei Reihen aufteilen sollen, Mädchen und Jungen. Cal, die nonbinär ist (sowie eine weitere Figur, die sich weder ausschließlich als Mann noch Frau definiert), passt natürlich in keine der Reihen. Sie solle sich doch aber bitte in die Reihe der Mädchen stellen, so Hope. „Aber ich bin kein Mädchen“, entgegnet Cal nur. Das gleiche Problem kommt auch, als es darum geht, die Schuluniform für Mädchen zu tragen, Cal aber auf ihre weiten Klamotten besteht. Oder als sie in der Mädchenumkleide sitzt und sich für ihre abgebundenen Brüste schämt. Und ich will da gar nicht total ins Detail gehen, doch solche schwierigen Situationen in der Serie zu zeigen (mit denen sicher ein Großteil der nonbinären Menschen in unserer Gesellschaft so oder ähnlich zu kämpfen hat), finde ich verdammt wichtig. Und wunderbar. Gerade auch, weil es selbst im 21. Jahrhundert doch noch viele sehr antiquierte Vorstellungen von Gender und Sex gibt. Da educated „Sex Education“ also wirklich, was verdammt toll ist.

Genau wie der Rest von „Sex Education“ und die vielseitigen Charaktere. Da hätten wir zum einen Aimee (liebe sie!!!), die nach ihrem traumatischen sexuellen Übergriff in der letzten Staffel immer noch Probleme hat, wieder Intimität zuzulassen. Die merkt, dass sie nicht mehr dieselbe ist. Und ja, vielleicht auch nie mehr sein wird. Die aber gleichzeitig auch ihren Körper neu kennenlernt und finally kapiert, dass ihre Vulva einzigartig und schön ist. Und ganz ehrlich, Leute? Ich hätte genau das gerne meinem zehn Jahre jüngeren Ich mal gezeigt. Eine Aimee, wie sie durch Vulven-Foren stöbert (und ja, das sieht man als Zuschauer:in auch explizit) und sich mit Spiegel ihre eigene Vulva anschaut. Ey, das ist Body Positivity und Aufklärung, wie man sie braucht. Können wir „Sex Education“ bitte in Schulen als Pflichtmaterial durchsetzen? Wäre so krass dafür. Besser als jeder Sexualkundeunterricht. Wirklich.

Und dann sind da zum anderen natürlich auch noch Eric und Adam, die endlich official zusammen sind – und das erste Mal Analsex haben wollen, was aber vor allem für letzteren nicht so ganz easy ist. Generell ist für Adam, der halt eigentlich immer der Inbegriff eines Prolls war, vieles plötzlich neu und teils überfordernd. Gefühle im Allgemeinen und so (aber ich sage nur so viel: er wird euch am Ende noch überraschen).

Na ja, und auch bei dem Rest ist natürlich viel los. Sei es nun Lily, die halt nun mal auf Alien-Sex steht und von Hope aber für ihre schmutzigen, sexuellen Fantasien vor der ganzen Schule verpönt wird. Oder Jackson, unser kleiner ehemalige Leistungsschwimmer, der sich in die nonbinäre Cal verliebt. Hier stellen sich dann plötzlich Fragen wie: Kann und will Jackson in einer queeren Beziehung leben? Kann er aufhören, Cal als Mädchen zu sehen? 

So, und natüüüürlich beschäftigt sich die 3. Staffel auch mit Maeve und Otis. Wir erinnern uns: Otis gestand Maeve am Ende der letzten Staffel ja quasi per Nachricht seine Gefühle, die Isaac dann aber eiskalt gelöscht hat. Was dazu führt, dass Otis den Sommer über ’ne hotte Affäre mit Ruby anfängt. Ja, ausgerechnet Ruby, die Schul-Queen, die ihrer gestandenen Meinung nach natürlich eigentlich voll über Otis‘ Niveau stehe… dann aber doch irgendwann ihre harte Schale abwirft. Und ich bin ganz ehrlich: Irgendwann fand ich die Zwei sogar ganz nice miteinander (und der Moment, als Ruby Otis ihre Liebe gesteht und er sie nicht erwidert… ahhhhhh, rough). 😄 Und killt mich nicht (ich weiß, die Sache mit der Nachricht von Isaac war mehr als scheiße), aber die Szene, in der er und Maeve sich das erste Mal näherkommen, ist einfach nur wunderschön und sinnlich. Ihr wisst ja, Isaac sitzt im Rollstuhl und kann also nur in bestimmten Bereichen seines Körpers etwas fühlen… was die Zwei dann halt kreativ werden lässt. Aber wirklich so so schön dieser Moment!!

Und ich will hier jetzt gar nicht spoilern, wie die ganze Sache ausgeht (nur so viel: JA, Isaac erzählt Maeve noch von der gelöschten Nachricht und JA, Otis und sie kommen sich ebenfalls näher), doch feststeht, das alles ist ein wildes Auf und Ab. Sowieso die ganze Staffel. Und ich könnte hier jetzt noch ewig weitermachen und mir jedes noch so kleine Detail dieser Season rauspicken. Aber das wäre ja langweilig. Und schlichtweg zu viel. 😄 Was eigentlich auch mein einziger kleiner Kritikpunkt ist… denn theoretisch hätte es noch sehr viel mehr Folgen geben müssen, um jedes noch so kleine sensible Thema bis ins letzte Detail erzählen zu können. Denn einige Dinge kamen vielleicht etwas zu kurz.

Aber ansonsten hat „Sex Education“ es wieder so wunderbar geschafft zu zeigen, dass Sex, Liebe und Gender so bunt und facettenreich sind wie das Leben – und wir alle natürlich. Und dass sich niemand für sich und seine Bedürfnisse und Vorlieben schämen muss. Ob queer, hetero, Sex mit Alien-Kostüm, Strap-On oder ohne… sooooo what?! Wir alle sind am Ende doch trotzdem aus dem selben Holz geschnitzt, haben Sex und sind irgendwie auf der Suche nach uns selbst. Und ja, das kann manchmal verdammt schwierig, schmerzhaft und kompliziert sein. Aber das zeigt „Sex Education“ eben auch auf diese einfühlsame und gleichzeitig so lustig charmante Art, was man an dieser Serie einfach nur lieben kann. Und wie hat ein Kollege von BuzzFeed es so schön geschrieben: „Sex Education, once again, masters the difficult undertaking of being both entertaining and enlightening.“ – Jep, und genau das trifft’s. Die 3. „Sex Education“-Staffel ist ein großartiger, lehrreicher Spaß, den niemand verpassen sollte!

Credits: Sam Taylor/Netflix

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