Und das ist an sich auch völlig in Ordnung so. Ehrlich gesagt nehme ich sie so gut wie gar nicht mehr wahr, so, als seien sie über die Jahrzehnte mit meinem Gesicht verschmolzen.
Dass da tatsächlich etwas im Gesicht ist, was mich von den meisten Anderen unterscheidet, merke ich erst an diesem einen ersten warmen Tag im Frühling, wenn die Sonne ein Erbarmen mit meiner blassen Winterhaut hat. Und ich abends in den Spiegel blickend feststelle: Ach, da sind sie ja wieder!
Oder aber wenn mir dann doch mal ein Sommersprossen-Komplize begegnet, jemand, der wie ich eben auch diese sogenannte „Melanin-Überproduktion“ in Hülle und Fülle im Gesicht trägt. „Du auch“, denke ich mir dann und bilde mir ein, so etwas wie ein Aufblitzen in den Augen meines Gegenübers zu sehen. Punkte verbinden, habe ich das Gefühl. ☺️
Du hast da was im Gesicht!
Weil meine Sommersprossen für mich aber nun eine Selbstverständlichkeit sind, bin ich auch immer wieder aufs Neue überrascht, wenn sie derart zum Thema gemacht werden – im Guten wie im Schlechten. So auch jetzt, in diesem Augenblick, wenn ich über etwas schreibe, das zu mir gehört wie meine Finger – und Fußnägel, wie die Tatsache, dass ich Haare auf dem Kopf und ja, einen Kopf habe.
Und doch gibt es immer mal wieder Stimmen, die mir suggerieren: Du hast da was im Gesicht! Selten, ganz selten negative, denn mal ehrlich: Wer geht zu einem Anderen hin und sagt ihm, dass er eine schiefe Nase/schmale Lippen/ein spitzes Kinn/irgendwelche Gesichtsmerkmale hat? Die wenigsten.
Die seltenen Negativ-Kommentare kann ich an einer sommerprossenfreien Hand (da sind sie N-O-C-H nicht 😉) abzählen. Klar, das obligatorische „Ich bin so verschossen in deine Sommersprossen“ zu Schulzeiten war gesetzt, dann kam erst mal ganz lange nichts …
„Sie möchten ihre Sommersprossen abdecken?“
Bis zu dem Tag, als ich in einer Parfümerie ein neues Puder kaufen wollte. Genau so äußerte ich auch meinen Wunsch. Woraufhin mich die Kosmetik-Fachverkäuferin eindringlich ansah und meinte: „Sie möchten ihre Sommersprossen abdecken?“
Und ich dachte: Hm. Was? Ach, die Dinger. Und – mit einer Mischung aus Verwunderung und einem Anflug von Ärgernis – antwortete: „Nee, eigentlich nicht, wenn sie mich so fragen.“
Am Ende kaufte ich ein Puder, um meine Glänzstellen abzudecken, das ungute Gefühl, dass jemand meint, ich sollte etwas verstecken, das nun mal zu mir gehört, bekam ich frei Haus wie eine Parfümprobe. Eine allerdings, die mir ziemlich stank.