LGBTI-Studie zeigt: Noch immer verheimlichen Menschen ihre Liebe – aus Angst vor Diskriminierung

Sind wir gerade ernsthaft überrascht … oder einfach nur zutiefst beschämt und resigniert? Wir wissen es ehrlich gesagt selbst nicht mehr so ganz genau. Eines dagegen wissen wir mit absoluter Sicherheit: Die folgende Prozentzahl ist einfach mal viel zu hoch. 43 Prozent.

43 Prozent der Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transsexuellen und Intersexuellen in Deutschland verheimlichen ihre sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit. Noch mal zum Mitschreiben: Das ist beinahe die Hälfte all derer, die für eine europaweite Studie der „Agentur der Europäischen Union für Grundrechte“ im Jahr 2019 befragt wurde.

Sie alle küssen ihre Partner*innen nicht, wenn andere Menschen in der Nähe sind. Sie alle trauen sich nicht, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten oder ihre Liebe zu zeigen. Aus Angst vor Diskriminierung. Und weil ihnen das Risiko, angefeindet, bedroht oder sogar angegriffen zu werden, einfach zu hoch ist. Schließlich geht aus der selben Studie ebenfalls hervor, dass ganze 36 Prozent der rund 16.000 deutschen Teilnehmer*innen in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal aufgrund ihrer Sexualität belästigt wurden. Und ja, wir sprechen hier nach wie vor von den Umfrageergebnissen aus dem vergangenen Jahr. 😣

Die strukturelle Diskriminierung von LGBTI-Personen sitzt in unserer heteronormativen Gesellschaft eben noch immer tief. So tief, dass unterschiedliche Formen der Liebe bis heute nicht gleichberechtigt nebeneinander existieren können.

Das ist sche*ße – aber nun mal die traurige Wahrheit. Und eben jene drastische Zahl ruft uns genau diese Gewissheit wieder einmal mahnend ins Bewusstsein: Nein, gleichgeschlechtliche Paare haben nicht die selben Voraussetzungen und Möglichkeiten, wie heterosexuelle. Nein, die Probleme sind nicht einfach aus der Welt geschafft, nur weil immer mehr Menschen solidarisch Regenbögen am „Christopher Street Day“ schwenken.

Fast die Hälfte der Befragten lebt Liebe nicht öffentlich aus

Solange genau das also noch immer die Lebensrealität vieler Menschen ist, solange sie sich mit ihrer Sexualität in Deutschland nicht sicher fühlen … solange haben wir noch ordentlich zu tun. Denn natürlich muss niemand in der Öffentlichkeit Händchen halten. Es müssen aber alle gleichermaßen die Möglichkeit dazu haben, wenn sie Lust darauf bekommen. See the difference?

Und genau deshalb ist diese Prozentzahl auch so unglaublich wichtig. Trotz ihres traurigen Hintergrunds. Damit die anhaltende Diskriminierung nicht einfach wieder aus dem Gedächtnis all derer verschwindet, die nicht aktiv davon betroffen sind. Und damit die entgegengebrachte Solidarität weiter geht, als das „Love is Love“ auf Instagram.

Schaut nicht weg, wenn ihr Gewalt und Beleidigungen auf der Straße erlebt. Gebt Bühnen, hört zu, schreitet ein (falls ihr das könnt). Und lasst uns so gemeinsam dafür sorgen, solche Zahlen in einigen Jahren nicht wieder lesen zu müssen. Schließlich ist es der heterosexuelle Teil der Gesellschaft, der sich verändern muss. Und zwar dringend! 🙏

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